Eigentlich ist eine Sitzheizung im Auto nichts Außergewöhnliches. Doch BMW hat gerade ziemlich damit zu kämpfen. Genauer gesagt mit seinem neuen Angebot, einer Art Abo-Modell. BMW-Fahrerinnen und Fahrer können die Sitzheizung monatsweise, jährlich oder für drei Jahre buchen. Sie ist also ein Beispiel für eine "Function on Demand", die der Münchner Autohersteller seit kurzem anbietet.
In Teilen der BMW-Fanszene kommt dieses Angebot aber gar nicht gut an. "Kauft das Sitzheizungs-Abo nicht. Die verdammte Hardware ist schon in Deinem Auto und ihr habt schon dafür bezahlt", entrüstet sich ein BMW-Fahrer auf Reddit.
BMW: Kunden zahlen nicht doppelt für die Sitzheizung
Das stimmt allerdings so nicht. Denn das Angebot, die Sitzheizung nur temporär zu buchen, etwa für die Wintermonate, richtet sich nur an Kunden, die das Auto mit der Option auf eine Sitzheizung bestellt haben und sich erst später entscheiden, diese zu aktivieren. Die Sitzheizung ist in diesem Fall schon verbaut, kostet aber nichts extra. "Wir gehen hier in Vorleistung und hoffen, dass die Kunden in dieser Flexibilität einen Mehrwert sehen", sagt ein BMW-Sprecher zu BR24.
Außerdem könne man die Sitzheizung natürlich von vornherein als Extra kaufen. Dann bleibe sie uneingeschränkt verfügbar, ohne dass weitere Kosten entstünden.
Hacker wollen Sitzheizung kostenlos freischalten
Eine Firma, die sich auf Software-Nachrüstungen für BMWs spezialisiert hat, kündigte an, die Sitzheizung freizuschalten. "Solange BMW es ermöglicht, die Sitzheizung zu aktivieren, können wir dies in Betracht ziehen. Wenn BMW es nicht zulässt, kann die gleiche Funktion mit einer Hardware-Nachrüstung hinzugefügt werden", sagte ein Mitarbeiter der Auto-Coding-Firma Bimmer Tech dem US-Tech-Magazin Vice.
Wie genau das technisch funktionieren soll und was Bimmer Tech ("Bimmer" ist ein englischer Ausdruck für BMW-Fahrzeuge) dafür verlangen würde, beantwortete die Firma mit Sitz in den Vereinigten Arabischen Emiraten auf BR24-Anfrage nicht.
Bimmer Tech ist nur eines von vielen, auch in Deutschland verbreiteten Auto-Codier-Unternehmen, die Software-Nachrüstungen für BMW-Fahrzeuge anbieten. Dazu zählen etwa die Aktivierung von Rückfahrkameras, Updates für Navigationssysteme oder die Integration von Smartphone-Anwendungen wie Apple Car Play. Sie sind dabei günstiger als die Fahrzeughersteller selbst. Solche Codier-Firmen gibt es für so gut wie jede Automarke.
Bei Eingriff von Drittanbietern kann Gewährleistungsanspruch erlöschen
BMW will sich zum Angebot von Drittanbietern wie Bimmer Tech nicht äußern, verweist aber auf BR24-Anfrage darauf, "dass der Gewährleistungsanspruch erlöschen kann, soweit das Bordnetz verändert wurde, z. B. durch Steuergeräte, Hardware oder Software, die vom Hersteller der Fahrzeugs als nicht geeignet eingestuft sind".
Auto-Codier-Firmen vertreten den Standpunkt, dass Autokäufer Eigentümer des Autos und all seiner Bestandteile sind - und damit auch der Sitzheizung zum Beispiel. Deshalb könnten sie mit ihrem Auto machen, was sie wollen. Also auch die Sitzheizung durch eine Coding-Firma aktivieren zu lassen.
BMW erhofft sich Milliardenumsätze mit digitalen Upgrades
Auch wenn sich BMW offiziell nicht zu den Geschäften der Codier-Firmen äußert: Erfreut ist man in München sicher nicht, schmälert die Software-Konkurrenz doch das eigene Digitalgeschäft. Und auf das setzt BMW große Hoffnungen.
Entwicklungsvorstand Frank Weber sieht bis zum Ende des Jahrzehnts ein jährliches Umsatzpotenzial von bis zu fünf Milliarden Euro durch digitale Upgrades, wie er 2021 auf einer Investoren- und Analystenveranstaltung sagte. Dabei geht es sowohl um Zusatzfunktionen, die beim Kauf des Autos gebucht werden können, als auch um solche, die Kunden mit sogenannten Over-the-air-Upgrades im Nachhinein im vernetzten Auto dazubuchen können.
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Derzeit bietet BMW in seinem deutschen Connected Drive-Store 13 digitale Dienste und Extra-Services an: Vom Kartenupdate über den Fernlichtassistenten bis zum automatischen Abstandshalter. Und manche dieser Dienste können auch nur temporär gebucht werden: Wie die Sitzheizung, die gerade für Diskussionen sorgt.
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