Im November 2022 wurde ChatGPT für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Diese Datum markiert eine neue Zeitrechnung für die Verbreitung der künstlichen Intelligenz. Mehr als 100 Millionen Nutzer hat das Sprachmodell aus dem Hause Open AI.
Snapchat bietet seit Februar einen Chatbot an
Auch die bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen beliebte Social-Media-App Snapchat verwendet seit Februar ChatGPT. Anfangs nur für Abonnenten von Snapchat +, seit April ist der Chatbot für alle Nutzerinnen und Nutzer verfügbar - allerdings unter einem neuen Namen und in einer neuen Form: Der Chatbot heißt bei Snapchat "My AI" und taucht automatisch ganz oben in der Freundesliste auf. Wer auf das zugehörige My AI-Icon klickt, liest: "Du bist mit My AI befreundet".
Gerade jüngere Nutzer kann das irritieren, sagt Deborah Woldemichael, Leiterin der Online-Kompetenz-Initiative Klicksafe zu BR24. Obwohl die Nutzung von Snapchat erst ab 13 Jahren erlaubt ist, berichtet sie sogar von Grundschulkindern, die bereits Snapchat nutzen würden: "Gerade die Jüngeren wussten erst einmal gar nichts damit anzufangen, weil sie dachten, es ist ein neuer Freund, eine neue Freundin und waren sich gar nicht im Klaren darüber, dass das ein Chatbot ist.”
My AI - ein Beispiel für die "Vermenschlichung" von künstlicher Intelligenz
Wer ChatGPT nutzt, tut das in der Regel ganz bewusst, während sich My AI in die Freundesliste einreiht und wie eine - wenn auch künstliche - Person daherkommt. Denn My AI hat ein Gesicht, das man nach seinen persönlichen Vorlieben anpassen kann: Haarfarbe, Hautfarbe, Augenform und vieles mehr. Und natürlich kann man ihm auch einen anderen Namen geben. Damit ist der Snapchat-Chatbot vielleicht das prominenteste Beispiel für die kontrovers diskutierte "Vermenschlichung" von Chatbots.
Woldemichael empfiehlt Eltern, ihren Snapchat nutzenden Kindern immer wieder klar zu machen, "dass 'My AI' eine Maschine ist und dass man eben nicht mit einem echten Menschen kommuniziert. dementsprechend sollte man 'My AI' auch keine vertraulichen oder persönlichen Informationen geben."
Chatbots geben immer wieder mal falsche Antworten - auch "My AI"
Dann gibt es noch eine weitere Gefahr: Die Antworten von "My AI" können falsch sein - wie bei allen Chatbots. Darauf weist Snapchat beim ersten Start von "MyAI" und auch auf seiner Website hin - die Frage ist, wie sehr dass die Snapchat-Nutzenden im Alltag auf dem Schirm haben. Klicksafe hat vor einigen Wochen getestet, welche Beratungsstellen bei Cyber Mobbing empfohlen werden. "Darunter waren korrekte Beratungsstellen wie die Nummer gegen Kummer, aber auch eine Falschinformation", sagt Woldemichael. So habe "My AI" auch die Hotline der Bundesbank als Mobbing-Beratungsstelle ausgegeben. Mittlerweile sei das nicht mehr der Fall, der Chatbot habe durch entsprechendes Feedback dazugelernt.
Snapchat: "My AI" gibt altersgerechte Antworten
Und wie will Snapchat sicherstellen, dass "My AI" auch für junge Nutzer sicher ist? Eine Snapchat-Sprecherin verweist auf das Family Center des Dienstes. Dort könnten Eltern von minderjährigen Snapchattern sehen, ob und wie oft diese die Funktion "My AI" nutzen. Zudem habe Snapchat "ein neues Alters-Signal implementiert, das das Geburtsdatum eines Snapchatters verwendet, sodass der Chatbot dessen Alter in den Antworten berücksichtigt.“
Was ist, wenn man den Chatbot trotzdem loswerden will? Das kostet Geld, denn aktuell können nur Snapchat Plus Abonnenten "My AI" komplett aus ihrer Freundesliste entfernen. Allen anderen Skeptikern bleibt nichts übrig, als den Chatbot einfach zu ignorieren.
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