Waldbrände in der Nähe des Downton Lake im südlichen Teil von British Columbia.
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Waldbrände in der Nähe des Downton Lake im südlichen Teil von British Columbia.

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Trotz Waldbränden: Facebook blockiert News-Portale in Kanada

In Kanada wüten derzeit heftige Waldbrände. Bei Facebook und Instagram finden User vor Ort aber kaum - mitunter lebenswichtige - Informationen zur aktuellen Notlage. Denn die Plattformen haben kürzlich alle News-Portale aus ihrem Angebot verbannt.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Zehntausende Kanadier mussten in diesem Sommer bereits wegen heftiger Waldbrände aus ihren Häusern evakuiert werden, 14 Millionen Hektar Wald waren bis Mitte August verbrannt, vier Menschen ums Leben gekommen. Die Regierung der westlichen Provinz British Columbia spricht in einer Mitteilung "von der schlimmsten Waldbrandsaison aller Zeiten".

Gerade in solchen Notlagen, in denen Menschen teils gar ausflogen werden müssen, sind schnelle und zuverlässige Informationen vor Ort enorm wichtig. Doch genau da gibt es in Kanada ein Problem: Die Meta-Plattformen Facebook und Instagram zeigen ihren Usern in Kanada seit August 2023 keine News von Nachrichten-Portalen mehr an.

Keine News mehr bei Kanada-Facebook

Dafür wurde Meta am Montag von Kanadas Regierungschef Justin Trudeau deutlich kritisiert: "Gerade jetzt in einer Notsituation, wo aktuelle Informationen wichtiger denn je sind, stellt Facebook den Unternehmens-Profit über die Sicherheit der Menschen." Hintergrund ist ein Streit über ein Gesetz zur Vergütung von Medienunternehmen durch Portale wie Facebook oder auch Google.

Der sogenannte "Online News Act" sieht vor, dass Plattformen wie Facebook und Instagram den kanadischen Nachrichten-Portalen Geld dafür zahlen, dass diese ihre Links und Inhalte dort verbreiten. Das will der Mutterkonzern Meta jedoch verhindern. Daher baut er Druck gegen die neue Regelung auf, die erst im Dezember in Kraft treten soll – und sperrt News von den kanadischen Ausgaben seiner Plattformen aus. Konkret bedeutet das: Nachrichten-Portale können bei Facebook und Instagram in Kanada keine Inhalte wie Links, Artikel oder Videos mehr verbreiten, Nutzer können keine Nachrichteninhalte mehr sehen - und teilen.

Keine viralen Warnungen

So können auch in der aktuellen Waldbrand-Situation Warnungen, Verhaltenshinweise oder Evakuierungsanordnungen nicht so schnell die Runde machen, wie sie das sonst dank der Teilen-, Weiterleiten-, Like-Funktionen bei Facebook oder über Story-Posts oder Direktnachrichten bei Instagram tun könnten. Sie können kaum viral gehen und brauchen länger, um sich zu verbreiten.

Da ist besonders relevant, weil sich in Kanada – wie auch etwa in Deutschland – viele Menschen in den vergangenen Jahren daran gewöhnt haben, ihre News in sozialen Medien zu erhalten statt direkt auf den Websites oder in den Apps der Nachrichten-Anbieter, wie auch der staatliche kanadische Sender CBC anmerkt.

Meta verweist angesichts der Kritik gegenüber CNN darauf, dass man die Nutzer in Kanada durchaus weiter mit Informationen versorge – nur eben von Behörden, Rettungsdiensten und NGOs und nicht von Nachrichten-Portalen. An seinem News-Bann will das Unternehmen offenbar weiter festhalten.

Facebook und Leistungsschutzrechte weltweit

Die Facebook-Mutter argumentiert, dass das kanadische Gesetz auf der falschen Annahme basiere, dass Meta in unfairer Weise davon profitiere, dass Medien dort Inhalte posten. Laut Meta sei das Gegenteil der Fall. Facebook und Instagram würden den News-Portalen helfen, ihre Nutzerschaft zu vergrößern, während sie selbst von News-Inhalten kaum profitieren würden.

Ganz neu ist das Vorgehen von Meta übrigens nicht: Auch in Australien hatte die Firma 2021 angesichts eines ähnlichen Gesetzes einen Bann von News-Inhalten gestartet. Nach rund einer Woche wurde der damals aufgelöst, nachdem Facebook und auch Google einen Deal mit der australischen Regierung und Medien geschlossen hatten. Sie zahlen dort nun einen für sie offenbar annehmbaren Betrag für das Verbreiten der Inhalte. Ähnlich ist es in Frankreich. In Deutschland erkennt Meta das Presseleistungsschutzrecht dagegen für sich nicht an – obwohl es prinzipiell auf der gleichen EU-Urheberrechtsrichtlinie basiert wie das in Frankreich. Dies sorgt hierzulande immer wieder für Ärger bei Verlagen und Rufen nach dem Bundeskartellamt.

In Kanada scheint Facebook angesichts des "Online News Act" offenbar gewillt, dauerhaft Nachrichten zu blocken. Das liegt wohl auch daran, dass das kanadische Gesetz über die Regelungen in der EU und in Kanada hinausgeht, wie das ebenfalls betroffene Google laut Reuters einschätzt. Aber auch allgemein scheint Metas Interesse an harten News und Nachrichten in ihren Newsfeeds aktuell spürbar zu sinken, wie jüngste Auswertungen zeigen. Ob die Welt brennt oder nicht.

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