Eine neue Studie von Googles KI-Labor DeepMind könnte einen faszinierenden neuen Anwendungsfall für künstliche Intelligenz identifiziert haben: Wettervorhersagen. Denn ein neues Vorhersage-Modell scheint klassische Modelle zu übertreffen – und dabei auch noch weniger Rechenleistung zu brauchen.
Goldrichtig bei Hurrikan "Lee"
Im Kern der Aufmerksamkeit: Googles neue KI-Software GraphCast. Die wurde zuletzt im September eingesetzt, als der Hurrikan "Lee" auf die USA zusteuerte. Noch zehn Tage bevor der Hurrikan auf Land traf, waren sich Forscher uneins über die Richtung, die der Hurrikan einschlagen würde: Würde er große Städte im Nordosten der USA treffen oder an ihnen vorbeiziehen?
GraphCast hatte eine andere Prognose: Der Hurrikan würde sehr viel weiter nördlich auf Land treffen – weit entfernt von allen großen Städten. Zehn Tage später erreichte "Lee" tatsächlich das Festland, und zwar in einer kanadischen Provinz weit entfernt von den Großstädten der USA. GraphCast hatte genau richtig gelegen.
Wie funktioniert GraphCast?
Google DeepMinds KI-Vorhersage verwendet graphische neuronale Netzwerke (GNNs), um komplexe atmosphärische Daten zu analysieren. Diese Daten basieren auf historischen Aufzeichnungen und ermöglichen es dem System, Wetterentwicklungen präzise zu modellieren.
Eine erste Studie legt nun nahe, dass GraphCasts Ergebnisse nicht nur schneller und früher vorliegen als die von klassischen Vorhersagemodellen, sondern auch deutlich akkurater sind.
Allerdings sollte man sich nicht ganz auf die KI verlassen: So neigt das KI-Modell etwa dazu, besonders schwere Stürme zu unterschätzen. Auch kommt es immer wieder zu unvorhergesehenen Wetterphänomenen wie Hurrikan "Otis", der Acapulco in Mexiko traf. Den konnte kein Modell, auch kein KI-basiertes, korrekt modellieren.
KI als Zukunft der Wettervorhersage
Das Feld der Wettervorhersage könnte vor einem Umbruch stehen. Denn nicht nur Google arbeitet an KI-gestützten Prognosen. Auch das Europäische Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (EZMW) plant die Entwicklung einer eigenen Wetter-KI. In den nächsten Jahren soll diese einsatzbereit sind.
Dieser Artikel ist erstmals am 1.12. auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!