Die deutsche Curling-Nationalmannschaft beim EM-Sieg
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"Alles hat geklappt!" Curler holen ersten EM-Titel seit 2004

"Alles hat geklappt!" Curler holen ersten EM-Titel seit 2004

Mit der Füssener Curling Dynastie Kapp holt die deutsche Curling-Nationalmannschaft überraschend die Goldmedaille. Gegen den Favoriten Schottland klappt im Finale alles. Doch das Team hat weitere große Ziele.

Die deutschen Curler um Skip Marc Muskatewitz legten die überdimensionierten Käsestücke eines EM-Sponsors beiseite und bestaunten andächtig ihre Medaillen: Gold, ja wirklich! Das junge Team des Deutschen Curling-Verbandes (DCV) hat seine Traumwoche in Finnland am Samstag gekrönt und auch Titelverteidiger und Rekordgewinner Schottland im Finale mit 9:7 bezwungen. Nach 20 Jahren endet damit eine Durststrecke so abrupt wie unerwartet.

"Konnten unser bestes Curling spielen"

"Es fühlt sich großartig an. Alles hat geklappt in dieser Woche. Es ist ein bisschen unwirklich, hier als Sieger zu stehen", sagte Muskatewitz nach dem Husarenstück gegen vollkommen enttäuschte Schotten: "Wir hatten heute nichts zu verlieren gegen das beste Team der Welt. Wir konnten rausgehen und einfach unser bestes Curling spielen."

Mit dem Erfolg vom Samstag glückte dem Männer-Team des DCV nach fast zwei Jahrzehnten ohne Top-Platzierung bei Welt- und Europameisterschaften und zwei verpassten Olympischen Winterspielen in Folge der nächste große Schritt auf dem Weg zurück in die Weltspitze.

Ticket für die WM ist gesichert

Neben der Goldmedaille nimmt das Team von Bundestrainer Uli Kapp aus Füssen auch das Ticket zur WM 2025 im kanadischen Moose Jaw mit nach Hause. Dieses hatten sich Muskatewitz sowie Kapps Neffe Benjamin, Felix Messenzehl und Johannes Scheuerl schon im Verlauf der Vorrunde gesichert.

Bei der Weltmeisterschaft werden im kommenden Jahr die Teilnehmer an den Olympischen Winterspielen 2026 in Mailand und Cortina d'Ampezzo ermittelt. Die letzte Olympia-Teilnahme eines DCV-Teams datiert von den Spielen 2014 im russischen Sotschi.

Curler mit großen Amitionen: "Unser Ziel ist Olympia"

Auf dem Weg zurück in die Weltelite soll Lohja nun nur eine Zwischenstation gewesen sein. "Unser Ziel ist ganz klar Olympia 2026", hatte Sportdirektor Markus Tröger im SID-Gespräch schon vor dem Finale erklärt. Den Grundstein für die erste Teilnahme an Winterspielen seit Sotschi 2014 legten Muskatewitz und Co. im vergangenen Frühjahr durch Rang fünf bei der WM in der Schweiz - das beste WM-Ergebnis für DCV-Männer seit Silber 17 Jahre zuvor.

Trögers Einschätzung zufolge müsste dadurch bei der WM 2025 im kanadischen Moose Jaw Platz acht zur Direktqualifikation für das olympische Turnier in Italien reichen, "ansonsten gibt es Ende 2025 noch eine letzte Olympia-Ausscheidung".

Das Gold kommt unerwartet früh

Ganz unerwartet kam der Aufschwung - zumindest für Tröger - dann aber doch nicht. "Das hatte sich im Saisonverlauf bereits abgezeichnet. Das Team Muskatewitz war ja zuletzt schon mehrfach zu den Grand Slams der besten Mannschaften der Welt nach Kanada eingeladen worden", berichtete er. Und das Überraschungsteam hat Zukunft. Neben dem erfahrenen Muskatewitz lassen Bundestrainerneffe Kapp, Messenzehl und Scheuerl, allesamt schon Junioren-Vizeweltmeister 2022 und 2023, noch Steigerungspotenzial erhoffen. Das erste Gold haben sie bereits unerwartet früh in der Tasche.

Nach dem Fehlstart in Lohja gegen Norwegen hatte das mit Außenseiterchancen nach Finnland gereiste DCV-Team mit einer Gesamtbilanz von sechs Erfolgen und drei Niederlagen das Halbfinale erreicht. Der Revanche gegen Norwegen folgte ein enger Final-Schlagabtausch gegen die Schotten - als aber der letzte deutsche Stein saß, war der Jubel des Teams um Muskatewitz ohrenbetäubend.