Thomas Tuchel hat nach dem verlorenen Champions-League-Spiel des FC Bayern München die Frage verneint, ob er sich Sorgen um seinen Job als Trainer mache. "Nein", lautete seine Ein-Wort-Antwort in der Pressekonferenz nach dem 0:1 im Achtelfinal-Hinspiel bei Lazio Rom. Doch der Fragesteller hakte nach. "Glauben Sie, dass Sie noch der richtige Trainer für diese Mannschaft sind?" Tuchel reagierte unwirsch. "Ich würde gerne über das Spiel sprechen", sagte er. Und auf die neuerliche Nachfrage etwas lauter: "Ich habe mit Nein geantwortet."
Schon nach der Leverkusen-Pleite musste sich Tuchel unangenehmen Fragen stellen - vor allem seine Aufstellung ließ viele ratlos zurück. Gegen Rom machte er es vermeintlich besser. Der Coach brachte mit Joshua Kimmich und Thomas Müller zwei Führungsspieler, in der Abwehr verzichtete er auf das Experiment Dreierkette.
Tuchel sucht noch "den Schlüssel"
Trotzdem ging die Taktik von Tuchel nicht auf. In der ersten Halbzeit zeigte der Rekordmeister noch attraktiven Fußball, doch in der zweiten Hälfte schoben sich die Bayern-Akteure - wie so oft in den letzten Spielen - nur noch den Ball zu. "Wir haben komplett den Faden verloren in der zweiten Halbzeit. Aber wir haben noch ein Rückspiel", sagte Tuchel bei DAZN.
Tuchel gehen langsam die Argumente aus. Immer wieder wiederholte er in Rom, dass er sich den "Leistungsabfall" in der zweiten Halbzeit nicht erklären könne. Auf die Frage nach den Gründen für die wiederkehrenden Probleme antwortete er: "Wir sind dran, der Schlüssel ist definitiv noch nicht gefunden." Und, ja: "Es ist selbstverständlich meine Verantwortung, die Mannschaft dahin zu bringen, das besser zu machen."
Für Tuchel war es in seinem 43. Pflichtspiel als Bayern-Trainer die zehnte Niederlage - so oft hatte Vorgänger Julian Nagelsmann in 84 Partien verloren. Erstmals seit 2015 verloren die Bayern zudem zwei Pflichtspiele in Serie ohne eigenen Treffer. Zudem kam von 17 abgegebenen Schüssen im Olympiastadion kein einziger aufs Tor.
Weiter Rückendeckung für Tuchel von FCB-Führung - und Spielern
Trotz dieser desolaten Statistik rückt Sportdirektor Christoph Freund nicht vom Trainer ab. "Wir sitzen alle in einem Boot. Es ist jetzt nicht einfach, aber wir werden da gemeinsam rauskommen, das ist unser großes Ziel", sagte der Österreicher in der Mixed Zone nach dem Spiel. Er erlebe Tuchel tagtäglich, wie er mit der Mannschaft umgehe und trainiere. "Er kämpft natürlich auch mit der Situation, weil er die Mannschaft anders sehen will auf dem Platz", sagte Freund. Er sei allerdings überzeugt, dass es wieder besser werde, sagte der Sportdirektor.
Die Trainerdiskussion könnten die Medien gerne führen, sagte Thomas Müller in den Stadion-Katakomben angesprochen auf die Frage, ob Tuchel noch der richtige Trainer sei. "Da sind wir Spieler erstens, die völlig falschen Ansprechpartner", sagte Müller und schloss deutlich an: "Und das ist auch ein Stück weit respektlos. Klar ist die sportliche Situation aktuell nicht gut und alles andere, was der FC Bayern sich vorstellt, das ist völlig klar. Trotzdem arbeiten wir jeden Tag dran, wir Spieler und der Trainer auch, den Bock umzustoßen."
Man müsse jetzt nicht erwarten, dass man sich selbst zerfleische. "Wir stehen zusammen und arbeiten aufs nächste Spiel hin", sagte der 34-Jährige mit Blick auf das Bundesligaspiel am kommenden Sonntag in Bochum.
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