- Direkt zum aktuellen Artikel: "Friedliebender Mensch" - Mazraoui bleibt Spieler des FC Bayern
Das blutige Massaker der Terrororganisation Hamas in Israel und der Gegenschlag der israelischen Armee in den palästinensischen Gebieten: Die Diskussionen über den jahrzehntelangen Nahostkonflikt und den neuerlichen Krieg setzen sich weltweit bis in private und berufliche Bereiche fort. So auch beim Fußballverein FC Bayern München.
Mazraoui teilt pro-palästinensischen Insta-Post
FCB-Profi Noussair Mazraoui verbreitete in der Nacht zum Sonntag auf seinem Instagram-Account zwei Stories (Kurzvideos, die in der Regel nur für 24 Stunden sichtbar sind), in dem den Palästinensern im Konflikt mit Israel ein Sieg gewünscht wird.
Der marokkanische Fußball-Nationalspieler teilte bei Instagram einen kurzen Clip, in dem eine Stimme im Stil eines Gebets sagt: "Gott, hilf unseren unterdrückten Brüdern in Palästina, damit sie den Sieg erringen. Möge Gott den Toten Gnade schenken, möge Gott ihre Verwundeten heilen." Im Bild ist eine wehende Flagge Palästinas zu sehen. Dazu schrieb Mazraoui in dem Eintrag vom frühen Sonntagmorgen "Ameen" (Amen) neben einem Emoji mit gefalteten Händen.
Mazraouis Vorwurf: Spieler werden mundtot gemacht
In einer anderen Instagram-Story teilte Mazraoui einen Post, in dem vier Beiträge marokkanischer Nationalspieler abgebildet werden, nämlich jene des Bayern-Verteidigers selbst sowie des früheren Bundesligaspielers Abdelhamid Sabiri (Siegen, Nürnberg, Paderborn), von Hakim Ziyech (Galatasaray Istanbul) und Zakaria Aboukhlal (FC Toulouse). In dem Beitrag wird unter anderem behauptet, dass die Spieler mundtot gemacht werden sollten. "Es ist buchstäblich wir gegen die Welt!", heißt es darüber hinaus. Alle vier Fußballer teilten den Beitrag auf ihren Seiten.
Mazraoui: Ich "bin immer gegen alle Arten von Terrorismus, Hass und Gewalt"
Nachdem Mazraouis Post für Aufsehen gesorgt hatte, äußerte sich der Fußballer am Sonntagabend erneut. In einer Erklärung, die der Deutschen Presse-Agentur vorlag, hieß es in englischer Sprache: "Der Punkt ist, dass ich nach Frieden und Gerechtigkeit in dieser Welt strebe. Das bedeutet, dass ich immer gegen alle Arten von Terrorismus, Hass und Gewalt sein werde." Er gab sich enttäuscht, dass er dies klarstellen müsse.
"Ich verstehe nicht, warum über mich das Gegenteil gedacht wird und warum ich mit hasserfüllten Gruppen in Verbindung gebracht werde", sagte Mazraoui weiter. Es gehe aktuell nicht darum, was er oder andere denken. "Täglich werden unschuldige Menschen getötet durch diesen schrecklichen Konflikt, der außer Kontrolle geraten ist." Dagegen müsste man die Stimme erheben, die Situation sei "einfach unmenschlich. Abschließend möchte ich klarstellen, dass es nie meine Absicht war, bewusst oder unbewusst jemanden zu beleidigen oder zu verletzen."
FC Bayern kündigt Gespräch mit Mazraoui an
Dass Mazraoui mit Daniel Peretz einen israelischen Teamkollegen beim FC Bayern hat, scheint den Marokkaner zunächst nicht gestört zu haben. Peretz postete nahezu zeitgleich ein Video, indem er Sportler und Verbände auf der ganzen Welt zum vereinten Kampf gegen den Terror aufruft. In dem eindringlichen Video vergleicht er den blutigen Angriff der Hamas unter anderem mit den Anschlägen auf die USA am 11. September 2001.
Der rheinland-pfälzische CDU-Bundestagsabgeordnete Johannes Steiniger forderte den FC Bayern auf "X" zum Handeln auf, Mazraoui "bitte sofort raus schmeißen. Zudem sollten alle staatl. Möglichkeiten genutzt werden, ihn aus Deutschland zu verweisen", schrieb Steiniger und erntete dafür unter seinem Post viel Kritik. Auch SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert forderte den FC Bayern zu einer Stellungnahme auf.
Am Montagnachmittag kündigte der FC Bayern ein Gespräch mit dem Verteidiger an. "Der FC Bayern hat mit Noussair Mazroui nach seinen Instagram-Posts am Sonntag umgehend Kontakt aufgenommen. Der Spieler befindet sich derzeit mit der Nationalmannschaft von Marokko in Afrika. Nach seiner Rückkehr ist ein ausführliches persönliches Gespräch mit der Clubführung in München vorgesehen", teilte der deutsche Fußball-Rekordmeister der Deutschen Presse-Agentur am Montag mit.
"Unabhängig davon weiß jeder, auch jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter, jede Spielerin und jeder Spieler, für welche Werte der FC Bayern steht. Wir haben diese bereits direkt nach dem Terroranschlag auf Israel in einem Beitrag öffentlich und unmissverständlich zum Ausdruck gebracht. Wir sorgen uns um unsere Freunde in Israel und stehen an ihrer Seite. Zugleich hoffen wir auf ein friedvolles Zusammenleben aller Menschen im Nahen Osten", so der Verein. Ob Konsequenzen für Mazraoui folgen, ist offen.
Mazraoui weilt derzeit bei der marokkanischen Nationalmannschaft, mit der er am Samstagabend ein Testspiel gegen die Elfenbeinküste bestritt.
Pro-palästinensische Demonstrationen in Marokko
In seinem Land scheint Mazraoui mit seiner Meinung nicht alleine zu sein. In der marokkanischen Hauptstadt Rabat gingen am Sonntag Tausende auf die Straßen, um Unterstützung für die Palästinenser im Gazastreifen zu demonstrieren und die israelischen Angriffe auf die Küstenenklave zu verurteilen. Die Teilnehmer der Demonstration in Rabat schwenkten palästinensische Flaggen. Der Marsch wurde auch zu einem Schaulaufen der verbotenen islamistischen Bewegung al-Adl wal Ihsan, die die Hamas unterstützt.
Auch wenn viele Muslime den Terroranschlag der Hamas ablehnen: In der islamischen Welt ist der Blick auf den Nahostkonflikt im Vergleich zum Westen vielerorts ein anderer. Der frühere Fußball-Weltmeister Mesut Özil hatte am Freitag sein Bedauern über den Tod tausender Menschen in Israel und dem Gazastreifen ausgedrückt, sich dabei aber gleichzeitig klar mit Palästina solidarisiert.
Auch Özil mit pro-palästinensischen Äußerungen
Ein Bild auf X, vormals Twitter, versah der 34-Jährige mit dem Hashtag #Freepalestine. Auf dem Bild war in einer Fotomontage Özil in einem Shirt abgebildet, auf dem die türkische und palästinensische Flagge ineinander gehen und der Schriftzug "Özgür Filistin" (Freies Palästina) zu sehen ist. Zudem zeigt ein Kind in einem Özil-Shirt mit der Nummer 23 einem bewaffneten Mann - mutmaßlich einem israelischen Soldaten - die Rote Karte.
Özil hatte in der Vergangenheit schon mehrfach mit politischen Statements für Aufsehen gesorgt. Im Dezember 2019 hatte sich der damalige Profi des FC Arsenal in den sozialen Medien kritisch zur Unterdrückung der Uiguren in China geäußert. Zudem hatte seine Nähe zum umstrittenen türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan vor allem in Deutschland für Kritik gesorgt. Im Sommer hatte Özil zudem für Aufsehen gesorgt, als Bilder von ihm mit einer Tätowierung mit Symbolen einer rechtsextremen türkischen Bewegung aufgetaucht waren.
Video: Die aktuelle Lage in Israel
Mit Informationen von dpa
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!