Markus Hörwick hat schon viele große Persönlichkeiten beim FC Bayern erlebt. Der gebürtige Münchner spielte in der Jugend des Rekordmeisters, gründete später die Stadionzeitung und war schließlich von 1983 bis 2016 der Pressesprecher des Vereins.
Doch die Person, die Hörwick in all diesen Jahren am meisten beeindruckt hat, war der am Sonntag verstorbene Franz Beckenbauer: "Franz Beckenbauer war ein Kaiser als Mensch. Seine Menschlichkeit war unglaublich, ungeschlagen gegenüber allen anderen. Franz Beckenbauer war als Mensch unerreicht", sagte Hörwick in den "Tagesthemen".
- Die BR-Doku "Beckenbauer" ist seit 2. Januar 2024 in der ARD Mediathek zu sehen sowie am 9. Januar ab 20.15 Uhr im BR Fernsehen.
- Ergänzend zur TV-Doku: der vierteilige Podcast "Beckenbauer - Der letzte Kaiser von Deutschland. Erzählt von Sebastian Bezzel
Beckenbauer: Offene Paläste und doch immer bodenständig
Trotz all der sportlichen und politischen Bedeutung, die Beckenbauer innehatte, sei das die wichtigste Eigenschaft des Fußballers, Trainers und Funktionärs gewesen. "Es ist das größte Kompliment, das man ihm machen kann, dass nach seinem Tod die Menschen von seiner Menschlichkeit gesprochen haben. Er war ein Mann, wenn er wo hingekommen ist, dann sind die Türen von Palästen, von Königshäusern, von Regierungssitzen aufgegangen und man hat diesen sympathischen Deutschen empfangen", erklärte Hörwick.
Doch Beckenbauer habe sich nicht nur in den Kreisen von Regierungen und Königshäusern wohlgefühlt, erklärte Hörwick und beschreibt ihn als bodenständigen Menschen. "Wenn er ins Stadion kam, zu seiner Mannschaft, dem FC Bayern, dann dauerte es zehn Minuten, bis er in der Kabine war. Weil er bei jedem Ordnungsmann stehen geblieben ist, ihm die Hand gegeben hat, gefragt hat, wie es geht, oder er wusste vom letzten Besuch noch, dass einer Probleme hatte und hat Hilfe angeboten. Das war Franz Beckenbauer. Das schönste ist, das Ganze war nicht gespielt. Das kam aus seinem tiefsten Herzen", so Hörwick.
Im Video: Trauer um Franz Beckenbauer - BR24Sport-Reporter Florian Eckl berichtet
Hörwick: "Der Fußball hat seine Leichtigkeit verloren"
Die Auswirkungen, die der Tod des "Kaisers" auf den deutschen Fußball haben wird, werden dauerhaft sein, so Hörwick: "Der Fußball hat seine Leichtigkeit verloren. Es ist stiller, leiser und ruhiger geworden. Franz Beckenbauer wird eine unglaubliche Leere hinterlassen. Fußball wird nicht mehr so leicht sein, so unbeschwert, so souverän wie ein Franz Beckenbauer das schon als Spieler, dann als Trainer und Funktionär den Menschen da draußen gegeben hat."
Er beschreibt den Fußballspieler Beckenbauer als "eine Majestät, die durch den gegnerischen Strafraum geschwebt ist", als jemanden, der den Fußball durch seine Art den Menschen näher gebracht und in Deutschland salonfähig gemacht habe. Beim Trainer Beckenbauer stellt er die Akribie und Arbeitseinstellung heraus: "Am Abend ist er mit 4-5 VHS-Kassetten unter dem Arm in sein Hotel gegangen, um den Gegner zu studieren. So etwas gab es vorher noch nicht."
"Deutschland hat einen ganz großen Menschen verloren"
Zudem sei es Beckenbauer als Funktionär gelungen, der Welt zu zeigen: "wie Deutschland auch sein kann. Er hat Deutschland von einer anderen Seite, von einer sympathischen, von einer weltoffenen Seite gezeigt und hat sie als unsere Gäste nach Deutschland gebracht."
"Deutschland", schloss Hörwick in dem Interview am Montagabend, "hat gestern einen ganz, ganz großen Menschen verloren."