Er war der "Kaiser", ein begnadeter Fußballer, der alles gewonnen hatte, was es zu gewinnen gibt und als Trainer seinen Erfolg fortsetzte, um zur "Lichtgestalt" aufzusteigen. Nun ist die deutsche Fußball-Legende am Sonntag im Alter von 78 Jahren gestorben. Er sei im Kreise seiner Familie "friedlich eingeschlafen".
Mit dem "Sommermärchen" 2006 krönte er als WM-OK-Chef sein Lebenswerk. Doch ausgerechnet die Fußball-WM 2006 sollte später noch Schatten auf die Lichtgestalt werfen.
Erfolge von Anfang an
Der Sohn eines Postobersekretärs aus dem Münchner Stadtteil Obergiesing spielte in der Jugend zunächst für den SC 1906 München. Und schon damals zeichnete sich ab: Der Junge konnte wie kein anderer mit dem Ball umgehen. Sein Weg war vorgezeichnet. Mit 18 Jahren debütierte er beim FC Bayern, mit gerade einmal 20 Jahren verzauberte er im 1966er-WM-Team ganz Fußballdeutschland.
"Alle Sonntage der Welt sind in mir vereint." Franz Beckenbauer
Die glorreiche FC-Bayern-Mannschaft der 70er-Jahre
Was dann folgte, war eine einzige große Erfolgsgeschichte, die mit dem dreimaligen Gewinn des Europapokals der Landesmeister, der heutigen Champions League, in den Jahren 1974 bis 1976 gekrönt wurde. Außerdem wurde Beckenbauer mit dem FC Bayern als Spieler viermal Deutscher Meister, viermal DFB-Pokalsieger, holte einmal den Europapokal der Pokalsieger und gewann 1976 den Weltpokal. Gegen Ende seiner Karriere spielte er für Cosmos New York und den Hamburger SV.
Mit der Nationalmannschaft wurde er 1966 in England zunächst Vize-Weltmeister, 1972 Europa- und schließlich bei der Heim-WM 1974 Weltmeister.
"Ich wollte raus, ich wollte Fußballspielen." Franz Beckenbauer
Beckenbauer – die "Lichtgestalt" des Fußballs
Nach seinem Karriereende als aktiver Spieler im Jahr 1983 wechselte Beckenbauer auf die Trainerbank. 1984 übernahm er als Teamchef (Bundestrainer durfte er sich wegen des fehlenden Trainerscheins nicht nennen) die Nationalmannschaft von Jupp Derwall. 1990 holte der damals 44-Jährige auch als Trainer den Weltmeisterpokal und wurde damit endgültig zur "Lichtgestalt" des deutschen Fußballs.
- Die BR-Doku "Beckenbauer" ist seit 2. Januar 2024 in der ARD Mediathek zu sehen, am 8. Januar um 20.30 Uhr im Ersten und am 9. Januar ab 20.15 Uhr im BR Fernsehen.
- Ergänzend zur TV-Doku: der vierteilige Podcast "Beckenbauer - Der letzte Kaiser von Deutschland. Erzählt von Sebastian Bezzel
Im Video: Franz Beckenbauer ist tot - ein Nachruf
Beckenbauer – der Vater des Sommermärchens
Nach seiner Zeit als Spieler und Trainer war Beckenbauer von 1994 bis 2009 Präsident des FC Bayern München. Zusammen mit dem damaligen Manager Uli Hoeneß formte er den FCB zu einem international wettbewerbsfähigen Verein. 1998 wurde er Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes und machte die Bewerbung für die WM 2006 zur "Kaisersache".
Für das "Sommermärchen" in Deutschland flog er rund um die Erde und kassierte dafür offenbar eine ordentliche, aber ungeklärte Aufwandsentschädigung. Erste Schatten fielen auf die Lichtgestalt. Beckenbauer musste sich erklären, aber er blieb vage in seinen Ausführungen:
"Ich habe damals alles Mögliche unterschrieben." Franz Beckenbauer
Es kam zur Anklage, doch Beckenbauer musste sich aufgrund seines Gesundheitszustandes nicht vor Gericht verantworten. Er hatte in den letzten Jahren mit erheblichen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, musste sich Herz-Operationen unterziehen und trat kaum noch in der Öffentlichkeit auf.
Aus der Öffentlichkeit weitgehend zurückgezogen
Zu einer gerichtlichen Aufklärung kam es nicht - seine Gesundheit sei zu stark angegriffen, hieß es. "Was da alles war in den letzten Jahren. Mit all den Operationen und auch mit der Geschichte 2006. Das hat mich schon sehr mitgenommen", sagte Beckenbauer kurz vor seinem 75. Geburtstag in einem Zeitungsinterview.
Seit 2016 musste Franz Beckenbauer unter anderem zweimal am Herzen operiert werden. In der Öffentlichkeit sah man ihn nur noch selten.
Alter macht Beckenbauer "zum ersten Mal nachdenklich"
Dem FC-Bayern-Klubmagazin "51" gab er anlässlich seines 75. Geburtstages im September 2020 eines seiner selten gewordenen Interviews: Dieses Alter mache ihn "zum ersten Mal in meinem Leben ein bisschen nachdenklich." Über den Tod habe Beckenbauer häufig philosophiert, und er war auch direkt mit ihm konfrontiert: Am 31. Juli 2015 starb sein drittgeborener Sohn Stephan im Alter von 46 Jahren an einem Hirntumor.
Das Grübeln zum 75., sagte er damals, rühre daher, "dass man zwangsläufig mal an den Punkt kommt, an dem man darüber nachdenkt, dass das Leben endlich ist: Wann ist es so weit, dass Du entschwindest?" Wenn er zurückblicke, sei er "sehr zufrieden", versicherte Beckenbauer, und das sei "das Wichtigste."
"Glück ist kein Dauerzustand. Aber es gibt glückliche Momente im Leben. Wenn man sie lange festhalten und sie wiederholen kann: Das ist großes Glück." Franz Beckenbauer
- Zum Artikel: Trauer um Franz Beckenbauer – Der "Kaiser" ist tot
Im Video: Franz Beckenbauer ist tot - Erinnerungen an den Fußball-Kaiser
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