Johanna Puff hat sich das letzte Ticket zur Biathlon-WM in Lenzerheide geschnappt. Die 22-jährige aus Raubling steht im DSV-Aufgebot zusammen mit Franziska Preuß, Selina Grotian, Sophia Schneider und Julia Tannheimer. Puff profitiert dabei vom krankheitsbedingt vorzeitigen Saisonaus von Vanessa Voigt, erarbeitete sich den Startplatz durch starke Leistungen bei der jüngsten Biathlon-EM.
Zweimal EM-Gold und jetzt WM
Zu Beginn der EM holte sie Gold im Einzel, beim Abschluss am vergangenen Sonntag krönte sie sich auch noch in der Staffel zur Europameisterin - und das auf besondere Art und Weise. In Sprint, Verfolgung und Einzel blieb die fehlerlos. Puff, die für den SC Bayrischzell startet, scheint ihre Nerven im Griff zu haben und kennt auch schon die erste Riege der deutschen Biathleten. In dieser Saison war sie bereits in Kontiolahti und in Antholz in der Staffel im Weltcup dabei. Ihr Debüt gab sie in der vergangenen Saison in Lenzerheide und lief in ihrem dritten Rennen in Oslo auf Platz 18. Nun darf sie also wieder in Lenzerheide starten - diesmal bei einer WM.
Fritz Fischer bringt sie - wie damals auch Preuß - zum Biathlon
Puff ist in einer sportlichen Familie groß geworden. Die Mutter spielte Handball, der Vater war Langläufer, kurzzeitig sogar in der Nationalmannschaft, und auch Johanna stand mit zwei Jahren zum ersten Mal auf Langlauf-Skiern. "Ich hab eigentlich alles mögliche ausprobiert, auch mal Leichtathletik", erzählt sie im Podcast "Extrarunde". Zunächst blieb sie aber beim Langlauf. "Dann habe ich die Chance von Fritz Fischer bekommen, mal Schießen auszuprobieren und das hat mich dann gefesselt."
Puff, die damals 14 Jahre alt war, ist nicht die Erste, die Fischer vom Langlauf in den Biathlon holte. Auch Deutschlands beste Biathletin Franziska Preuß ging diesen Weg. Mit 18 nahm Puff an ihren ersten Olympischen Jugendspielen teil und verpasst mit Platz vier Sprint und fünf im Einzel nur knapp das Podium. Wenige Wochen danach holte sie bei ihrer ersten Junioren-WM direkt Bronze mit der Staffel - wieder in Lenzerheide.
Nach dem Ende der Corona-Pause debütierte sie ein Jahr später im IBU-Junior-Cup. Ab 2023 startete sie im zweitklassigen IBU-Cup erstmals bei den Erwachsenen und gewann direkt in in ihrem dritten Rennen in Idre. Längst war sie auch auf dem Radar der A-Nationalmannschaft und gab dort noch im selben Jahr ihr Debüt. "Das war ja doch eine relativ kurze Zeit. Das passierte alles in einem Jahr. Ich dachte, ich laufe wahrscheinlich Junior Cup und auf einmal bin ich im Weltcup. Das ist doch eine große Stufe nochmal."
Puff die Präzisionsschützin
Die 22-Jährige lebt in Raubling bei Rosenheim. Das Training findet beim 45 Autominuten entfernten SC Ruhpolding statt und das schon seit ihrer Jugendzeit. Dort ist sie Teil einer Trainingsgruppe mit Biathlon-Olympiasieger Andreas Birnbacher und verbessert ihre Stärke am Schießstand weiter. Puff schießt schnell und präzise. "Also ich darf eine gewisse Zeit nicht unterbieten, weil sonst schieße ich auch wild. Aber wenn ich zu lange stehe, dann habe ich eher Probleme", erklärt Puff.
Dabei lagen die Stärken der ehemaligen Langläuferin zu Beginn klar auf der Strecke. Der Wandel kam in ihrer Ausbildung bei der Polizei und dem Training mit überwiegend Männern. "Wenn ich mit denen trainiere, dann bin ich immer schlechter. Außer im Schießen, da kann ich besser sein."
Auch durch diese Stärke hat sie sich den Startplatz bei den Weltmeisterschaften in Lenzerheide erarbeitet. Und vielleicht sorgt sie ja dort für das nächste Highlight. Es wäre nicht das erste Mal, dass dieser Ort eine wichtige Rolle in der Karriere der Johanna Puff spielen würde.