Benedikt Doll reckte grinsend die Faust in Richtung der tobenden Fans am nebligen Rennsteig, Dominator Johannes Thingnes Bö (Norwegen) schaute ihm aus nächster Nähe neidisch beim Jubeln zu. Der Schwarzwälder hat gemeinsam mit Franziska Preuß die heimische Biathlon-Party vor 12.000 Fans mit einem krachenden Triumph angeheizt und damit nach sieben Jahren den Sieges-Fluch von Oberhof gebannt. Das Herzschlagfinale mit Sturla Holm Lägreid verwandelte die Arena in ein Tollhaus.
Preuß wieder stark - aber wieder nur Zweite
Auch Oberbayerin Preuß lieferte eine starke Leistung ab, musste sich aber mit dem zweiten Platz begnügen. Die 29-Jährige vom SC Haag blieb am Freitag fehlerfrei und musste sich nach 7,5 Kilometern nur der Weltcup-Gesamtführenden Justine Braisaz-Bouchet aus Frankreich um 4,4 Sekunden geschlagen geben. 0,2 Sekunden hinter der Bayerin kam die Französin Sophie Chauveau auf Rang drei. Damit wartet Preuß weiter auf ihren ersten Weltcupsieg seit fünf Jahren, in diesem Winter hatten ihr beim Auftakt in Östersund jeweils 0,1 und 0,3 Sekunden zum Triumph gefehlt, im Einzel und in der Verfolgung war sie jeweils Zweite geworden.
"Am Schießstand hat es super Spaß gemacht", sagte Preuß der ARD: "Auf der Strecke habe ich etwas kämpfen müssen. Nichtsdestotrotz bin ich zufrieden mit dem zweiten Platz." Nach ihrer von gesundheitlichen Problemen geprägten Vorsaison fühle sie sich nun wieder fit und bereit für Höchstleistungen: "Ich habe eine ganz andere Energie als letztes Jahr." Janina Hettich-Walz (0 Strafrunden/+23,8 Sekunden) fuhr zudem als Fünfte ihr bestes Weltcupergebnis ein. Die Thüringerin Vanessa Voigt (0/+53,2) wurde 13., zwei Plätze dahinter kam Sophia Schneider (1/+54,3) ins Ziel.
Bö neidisch: "Beeindruckend!"
Mindestens genauso topfit ist Benedikt Doll: Der 33-Jährige verteidigte bei seinem zweiten Saisonsieg trotz eines Fehlers beim letzten Schuss 1,8 Sekunden auf den später gestarteten Lagreid und eroberte damit zugleich die Führung im Sprint-Weltcup. "Es ist das schönste Gefühl. Das macht richtig Spaß, einfach cool", sagte der Sieger in der ARD. "Ich war ein bisschen überrascht, das kommt echt unerwartet." Das Gesamtpaket habe einfach "perfekt gepasst".
Doll konnte sich vor Glückwünschen im Zielraum kaum retten. "Beeindruckend", lobte selbst Bö. "Respekt an meinen Zimmerkollegen", schwärmte Philipp Nawrath. Die märchenhafte Saison des deutschen Teams setzt sich damit fort. Die deutschen Männer gewannen vier von neun Einzelrennen in dieser Saison, davon allein drei der vier Sprints. Zuletzt hatte der längst zurückgetretene Simon Schempp am 8. Januar 2017 für die deutschen Männer in Oberhof gewonnen.
Gut gekämpft, Top-Material
Doll reichte bei tiefer Strecke die sechste Laufzeit, denn am Schießstand überzeugte er mit zwei Schnellfeuereinlagen von insgesamt nur 48 Sekunden. Das Rennen war wegen Sturmböen frühzeitig von Donnerstag auf Freitag verschoben worden, dann behielt Doll bei leichtem Nebel und zarten Plusgraden den Durchblick. "Ich habe gekämpft, die Ski waren unfassbar", erklärte der Ex-Weltmeister. Nur beim letzten Schuss habe er es "zu genau" machen wollen.
Für deutsche Spitzenergebnisse sorgten auch Johannes Kühn vom WSV Reit im Winkl (0/+29,8) als Fünfter sowie Nawrath vom SK Nesselwang (2/+49,0) auf Rang elf. Justus Strelow (0/+1:05,6) kam auf Rang 15, Roman Rees (0/+1:19,1) und Philipp Horn (3/+1:27,7) verpassten die Topplätze. Dominator Johannes Thingnes Bö (2/+19,6) kam hinter seinem Landsmann Endre Strömsheim (1/+5,4) auf Rang vier.
Die Jagd auf Sprintsieger Doll über die 12,5 Kilometer wird trotz des verspäteten Sprints planmäßig am Samstag (12.25 Uhr/Liveticker) starten, ab dann soll es im Thüringer Wald auch deutlich kälter werden. Am Sonntag (11.30 Uhr) streben die Männer in der Staffel nach ihrem dritten Podestplatz im dritten Rennen des Winters.
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