Das Spiel gegen Frankfurt, das hat FC-Bayern-Trainer Thomas Tuchel vor dem 31. Bundesligaspieltag gesagt, diene in keinem Fall als Testspiel oder Generalprobe für das Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid. Zum einen würde man einen ganz anderen Gegner mit einer ganz anderen Spielweise und ganz anderen Räumen vorfinden. Zum anderen: "Brauchen wir die Punkte. Wir werden zu 100 Prozent da sein", erklärte Tuchel in einer Pressekonferenz, in der er ebenfalls forderte, dass in dieser Saisonphase die "Nebengeräusche" rund um den Verein auf ein Minimum reduziert würden.
"Trainerehre verletzt" - Hoeneß sorgt für Eklat
Seine Bitte war schon wenige Stunden später verwirkt. Uli Hoeneß hatte am Freitagabend für einen solch heftigen Paukenschlag gesorgt, dass seine öffentliche Kritik am Trainer - Tuchel wolle und könne keine jungen Spieler entwickeln - nicht nur ein Nebengeräusch war, sondern ganz schnell zu einem ohrenbetäubenden Donnerwetter wurde. Tuchel fühlte sich vor dem Spiel genötigt, Hoeneß öffentlich zu widersprechen und zu Protokoll zu geben, er fühle sich "in seiner Trainerehre verletzt".
Tuchel rotiert vor Duell mit Madrid
Auch die zweite Vorhersage von Tuchel war relativ schnell überholt. Zwar zeigten seine Spieler eine konzentrierte Vorstellung, doch "zu 100 Prozent" waren sie nicht da. Nicht nur, weil sich in der Startelf mit Eric Maxim Choupo-Moting, Noussair Mazraoui und Thomas Müller drei Spieler wiederfanden, bei denen es zumindest fraglich ist, ob sie auch gegen Madrid am Dienstag dort auflaufen werden. Zum anderen merkte man den Münchnern an, dass das deutlich wichtigere Spiel am Dienstag in den Köpfen steckte und nicht alle Zweikämpfe mit vollem Risiko geführt wurden.
Und so ist es auch nicht ganz unerhört, aus diesem Duell mit Frankfurt zumindest ein paar Schlüsse für Real Madrid zu ziehen. Denn so wie der FC Bayern in einzelnen Situation umschalten konnte, so werden sie es wohl auch im Champions-League-Halbfinale machen wollen. In der fünften Minute rollte der erste schnelle Münchner Konter. Über Raphaël Guerreiro und Choupo-Moting landete der Ball in der 5. Minute im Strafraum vor den Füßen von Müller, der allerdings leicht verzog.
Konter, Kane und Köllner Keller - München siegt gegen Frankfurt
Deutlich besser machte es wenig später der hauptberufliche Goalgetter Harry Kane. Konrad Laimer hatte ein ungenaues Frankfurter Zuspiel gut gerochen, hatte den Ball aggressiv abgefangen und durch die aufgerückte Frankfurter Hintermannschaft getragen, um ihn dann Kane auf dem Silbertablett zu servieren. Der Engländer schob zum 1:0 ein (9.).
Und auch über die Entstehung des zweiten Kane-Tores würde sich der FC Bayern am Dienstag sicher nicht beschweren. Völlig unnötig ließ sich Frankfurts Robin Koch zu einem Ellbogenschlag gegen Müller hinreißen, den Schiedsrichter Daniel Schlager nach Blick auf den Bildschirm mit Gelb und Elfmeter ahndete. Kane ließ sich auch diese Gelegenheit nicht nehmen und erzielte mit dem 2:1 (61.) auch sein 35. Saisontor.
Laimer und De Ligt angeschlagen ausgewechselt
Doch dann gab es noch die negativen Seiten dieses Spiels: Das Gegentor fiel nach einer Aneinanderreihung von Verhaltensweisen, die sich der FC Bayern gegen Real Madrid auf keinen Fall leisten sollte: Auf einen ungenauen Pass von Manuel Neuer im Aufbauspiel folgte passives Zweikampfverhalten von Müller und Laimer, was Hugo Ekitiké für einen schönen Fernschuss nutzte, der nicht völlig unhaltbar neben Neuer ins Netz segelte (23.).
Und dann gab es noch Verletzungen: Konrad Laimer musste schon nach 28 Minuten raus. Matthijs de Ligt, der nach einem Zweikampf länger behandelt werden musste, wurde zur Halbzeit ausgewechselt. Und auch Kanes Knie bog sich bei einem Pressschlag unschön zur Seite (66.), der Engländer konnte aber zum Glück weiterspielen.
Real Madrid steht vor der Tür: Es wird ein anderes Spiel
Die große Gegenwehr von Frankfurt blieb in der Schlussphase aus. So konnte der FC Bayern bei diesem 2:1-Sieg ein wenig die Kräfte schonen. Klar ist: Am Dienstag wird das Spiel gegen Real deutlich mehr Kraft benötigen. Nicht nur körperlich, sondern auch mental. Thomas Tuchel und seinem Team ist es zu wünschen, dass sich die angeschlagenen Spieler schnell erholen - und die Nebengeräusche, die auf sie einprasseln, in den kommenden Tagen zumindest nicht aus den eigenen Reihen kommen. Und dass alle Spieler derart gelassen auf das Tohuwabohu rund um den Verein, wie Thomas Müller. Angesprochen auf die Aussagen von Hoeneß versuchte er sich am BR-Mikrofon an seiner besten Oliver-Kahn-Imitation, verstellte die Stimme, presste ein Lachen heraus und sagte: "Das ist mir scheiß-egal."
Video: Hoeneß kontra Tuchel: Eberl will befrieden
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