Das Champions-League-Finale am 1. Juni im Londoner Wembley-Stadion ist für den FC Bayern München nur noch zu erreichen, wenn er das Halbfinal-Rückspiel in Madrid gewinnt. Das ist die nüchterne Erkenntnis nach dem 2:2 (0:1) im Hinspiel, in dem die Bayern zunächst erst einen Rückstand drehten, um dann doch noch den ärgerlichen Ausgleich zu kassieren.
"Aus zwei Torchancen machen sie zwei Tore. Deshalb fühlt sich's jetzt komisch an." FC-Bayern-Trainer Thomas Tuchel nach dem 2:2 gegen Real Madrid
Vinicius Junior traf doppelt für Real (24., 83./Foulelfmeter), dazwischen hatten Leroy Sané (53.) und Harry Kane (57.) - ebenfalls per Foulelfmeter - für die zwischenzeitliche Bayern-Führung gesorgt. Der kurzfristig in die Startelf gerutschte Verteidiger Min-jae Kim avancierte zur tragischen Figur aus Bayern-Sicht.
Erste Viertelstunde gehört den Münchnern
Leroy Sané und Jamal Musiala, am Wochenende gegen Frankfurt noch geschont, standen wieder in der Startelf. Für Mathijs de Ligt reichte es dagegen nicht ganz, für ihn rückte Kim in die Innenverteidigung neben Eric Dier.
Die erste Viertelstunde gehörte den Münchnern, die sich nicht mit langem Abtasten aufhielten, sondern gleich Druck machten. Sané (1.), Harry Kane (6.), erneut Sané (7.) und Musiala hatten Abschlüsse. Speziell Sanés Flachschuss in der ersten Spielminute war ein absoluter Hochkaräter, und Thomas Tuchel sprang im Dreieck, weil Real-Keeper Andriy Lunin den Fuß noch dran bekam und den Schuss abwehrte.
Erste Chance, gleich das 0:1 - Vinicius Junior schockt München
Von den Königlichen war offensiv zunächst nichts zu sehen. Mit ihrer ersten Chance gingen sie aber direkt in Führung: Toni Kroos zauberte einen zuckrigen Steckpass auf Vinícius Junior, der Kim mit einer Bewegung clever abschüttelte und plötzlich alleine vor Manuel Neuer auftauchte, der auch nicht entgegenkam und dem er aus elf Metern flach rechts keine Chance ließ (24.).
Es war ein echter Wirkungstreffer. Denn der FC Bayern wirkte in der Folge nicht mehr so griffig, und auch die Fans in der Arena waren jetzt deutlich stiller. Erst in der 42. Minute sorgte ein Kane-Freistoß aus 20 Metern für einen Hallo-wach-Moment. Allerdings ging der Ball gut zwei bis drei Meter am Tor vorbei.
FC Bayern dreht die Partie innerhalb von vier Minuten
Zur zweiten Halbzeit brachte Tuchel Raphael Guerreiro für Leon Goretzka. Doch zunächst sah es nicht so, als ließen sich die Gäste durch irgendetwas aus der Ruhe bringen. Im Gegenteil: Ein Konter landete in der 51. Minute bei Kroos, dessen abgefälschten Schuss Neuer gerade noch so mit einer Hand abwehren konnte.
Wie sollten die Bayern gegen so abgebrühte Madrilenen also zum Torerfolg kommen? Die Antwort lieferte Leroy Sané nur zwei Minuten später: mit einer Einzelleistung. Am rechten Flügel angespielt, versuchte Sané die Arjen-Robben-Gedächtnisbewegung, indem er mit dem Ball nach innen zog und mit aller Überzeugung einfach mal abzog. Schon zappelte die Kugel im Netz. 1:1 (53.). Alles war wieder offen.
Und die Münchner nutzten die kurze Schockstarre bei Real: Als Musiala im Strafraum ein Dribbling gegen Lucas Vázquez versuchte, stellte der Spanier das Bein raus – Elfmeter! Und da haben die Bayern einen, der bisher alle Strafstöße in dieser Saison verwandelte. Harry Kane, der „Mister 100 Prozent“ vom Punkt, nahm sich wieder den Ball und schickte Lunin in die falsche Ecke (67.). Die Bayern hatten die Partie innerhalb von vier Minuten gedreht.
Real kommt zurück - Kim zweimal unglücklich
Wer hätte gedacht, dass die Mannschaft von Carlo Ancelotti, die im Viertelfinale Titelverteidiger Manchester City ausgeschaltet hatte, so aus dem Rhythmus kommen kann? Um ein Haar hätte es in der 66. Minute sogar 3:1 geheißen – doch bei Kanes Abschluss im Strafraum bekam ein Verteidiger noch den Körper dazwischen und fälschte den Ball so ab, dass er wenige Zentimeter am Kasten der Gäste vorbeiging.
Würde Real nochmal reagieren können? Es dauerte bis zur 79. Minute, ehe erneut Vinicius Junior vor Neuer auftauchte. Diesmal gewann das Duell der deutsche Nationaltorhüter, der den Ball aus leicht spitzem Winkel entschärfte. Aber dann hielt Kim Reals Rodrygo im Strafraum elfmeterreif fest – diesmal Strafstoß auf der anderen Seite, den Vinicius Junior ebenso sicher verwandelte wie Kane zuvor.
Kim, der an beiden Gegentoren direkt beteiligt war, war die tragische Figur in dieser stellenweise hochklassigen Partie. Wer nun am 1. Juni zum Finale nach Wembley fahren darf, entscheidet sich aber erst kommenden Mittwoch in Madrid.
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