Fans TSV 1860 München
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Chaos, Streit, offene Stellen: TSV 1860 München im Krisenmodus

Trainer weg, ein neuer Sportdirektor offiziell nicht bestätigt, der Geschäftsführer wird Ende der Saison den Verein verlassen und der Investor setzt zum Rundumschlag an: Bei Fußball-Drittligist TSV 1860 München ist - mal wieder - Feuer unterm Dach.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport am .

Auf Giesings Höhen brodelts ordentlich: Sportlich ist der Verein auf Talfahrt (Platz 15) und hat nach der dritten Niederlage in Folge die Reißleine gezogen: Maurizio Jacobacci ist nicht mehr länger Trainer des Traditionsvereins. "Es brauchte eine Veränderung", sagte Noch-Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer am Tag nach der Entlassung auf einer Pressekonferenz und betonte. "Die Notbremse war die einzige Lösung".

Schmöller fehlt nötige Trainerlizenz - Essen-Heimspiel abgesagt

Frank Schmöller, erfolgreich mit der U21 der Löwen, soll übernehmen. Der 57-jährige Ex-Bundesligaspieler (Hamburger SV) sollte im Heimspiel gegen Rot-Weiss Essen seine Premiere feiern, doch das Spiel wurde abgesagt.

Bis zur Winterpause soll Schmöller die Sechzger coachen. Länger geht nicht, da ihm die nötige Lizenz fehlt. Und eine Causa Unterhaching, wo der Verein für jedes Spiel, das Trainer Marc Unterberger an der Seitenlinie steht, Strafe zahlen muss, lehnt der Verein klar ab.

Die Löwen müssen also mit einem neuen Trainer ins neue Jahr gehen. Eine langfristige Lösung soll in den entsprechenden Gremien "mit Ehrgeiz" angegangen werden, wie Pfeifer betonte. In Giesing kursieren viele Namen: Tobias Schweinsteiger, Reiner Maurer oder Jochen Seitz. Löwen-Legende Daniel Bierofka soll dem Verein bereits abgesagt haben.

Wann kommt der neue Sportchef Werner?

Doch schon Alltägliches wird beim TSV 1860 derzeit schon zum Problem: Die Trainersuche etwa wäre Aufgabe des Sportchefs, doch diese Position ist nach dem Abgang von Günther Gorenzel nach wie vor vakant. Zwar gilt Christian Werner als designierter Gorenzel-Nachfolger, doch bislang ist dies vom Verein nicht bestätigt, ein Vertrag noch nicht unterzeichnet.

Neben der Trainersuche würden weitere wichtige Dinge auf Werner warten: Der Kader, der unter anderem von Jacobacci zusammengestellt wurde, wies in der Hinrunde Schwächen auf und harmoniert wenig. Neue Spieler, vor allem im Angriff, würden dem Verein gut tun. Zudem laufen 18 Verträge aus - unter anderem der von Kapitän Jesper Verlaat. Eine Verlängerung des Kontrakts des Leistungsträgers ist bislang wohl auch daran gescheitert, dass kein Sportdirektor da ist.

Weitere Eskalationsstufe im Machtkampf zwischen Ismaik und e.V.

Passend zu dem ganzen Wirrwarr hat sich Investor Hasan Ismaik zu Wort gemeldet und kritisierte die e.V.-Vertreter nach der Trainerentlassung scharf. In einem Interview mit der "Sport Bild" erhob der Jordanier schwere Vorwürfe.

"Die Verantwortlichen des e.V. scheinen mir im Moment blind zu sein vor Hass auf alles, was nicht nach Pfeife ihres Präsidenten tanzt. Diese wenigen Leute (...) sind wie Geisterfahrer, die sich als Retter der Seele des TSV 1860 feiern, aber dabei den Verein zerstören." Hasan Ismaik in der "Sport Bild"

Vor allem die Nichtverlängerung des Vertrags von Pfeifer ist für Ismaik kaum nachvollziehbar. Sie sei auf die "selbstherrliche Entscheidung" eines Mannes zurückzuführen, "die auf persönliche Animositäten beruht, weil er ertappt wurde". Gemeint ist Präsident Robert Reisinger, der vor kurzem aus dem Aufsichtsrat ausgetreten ist, um nicht länger an die Schweigepflicht gebunden zu sein.

Auch die Personalie Werner zur Einstellung als Sport-Geschäftsführer gefällt dem Investor nicht: "Ich hätte es besser gefunden, wenn der Rest dieser Saison genutzt worden wäre, um Werners Leistung als Sportdirektor zu beurteilen und dann zu entscheiden, ob er befördert werden kann."

"Niemand kann verlangen, dass der e.V. nach Lust und Laune Personal einstellt, und der Investor soll dann die Rechnung bezahlen." Hasan Ismaik in der "Sport Bild"