Robert Reisinger
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Chaos bei 1860: Warum Reisinger den Aufsichtsrat verlässt

Chaos bei 1860: Warum Reisinger den Aufsichtsrat verlässt

Präsident Robert Reisinger verlässt den Aufsichtsrat des TSV 1860 München. Es ist die nächste Eskalationsstufe im Dauerstreit zwischen Verein und Investor Ismaik, in den jetzt auch Geschäftsführer Pfeifer gezogen wurde.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport im Radio am .

Die Nachricht vom Rückzug von Präsident Robert Reisinger aus dem Aufsichtsrat des TSV 1860 München schlägt ein wie eine Bombe auf Giesings Höhen. Beteiligt im Dauerstreit zwischen Präsident Robert Reisinger und Gesellschafter Hasan Ismaik ist seit dieser Woche auch der kaufmännische Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer, der vor dem Aus im Sommer stehen soll.

Marc-Nicolai Pfeifer ist in der Halbzeitpause des Spiels TSV 1860 - SpVgg Unterhaching live im Stream und BR Fernsehen zu Gast.

Reisinger soll Suche nach Gorenzel-Nachfolger manipuliert haben

Auslöser für die erneute Eskalation ist ein Streit, der schon seit Sommer schwelt, um die immer noch vakante Position des Sportgeschäftsführers. Seit dem Abgang von Günther Gorenzel zu Austria Klagenfurt ist die Stelle unbesetzt. Reisinger versprach auf der Jahreshauptversammlung im Sommer einen "großen Namen" für den Posten und wollte diesen auch liefern. Horst Heldt sollte der neue Mann an der Grünwalder Straße werden, so Reisingers Wunsch.

Um seinen Kandidaten ins Amt zu hieven, soll er laut eines Berichts der "WELT" "Scheinkandidaten" vorgeschlagen haben, die qualitativ nicht in Frage kamen. Somit blieb nur noch Heldt. Doch Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer, der mit der Suche eines Nachfolgers betraut war, soll sich dem Bericht zufolge geweigert haben, auf Reisingers Vorschläge einzugehen. Schließlich sagte Heldt, nachdem sein Name in den Medien gehandelt worden war, ab. Reisinger war blamiert und warf Pfeifer eine "Verschleppung" der Suche vor.

Daraufhin soll laut "WELT" die Seite des jordanischen Investors Hasan Ismaik interne Ermittlungen gegen Reisinger in dieser Causa eingeleitet haben. Diesen kommt Reisinger mit seinem Rückzug aus dem Aufsichtsrat zuvor und kann nun seine Sicht der Dinge schildern.

Verein steht hinter seinem Präsidenten

Auch beim Verwaltungsrat, der Reisinger eigentlich wohlgesonnen ist, kam der Alleingang des Präsidenten bei der Personalie Heldt alles andere als gut an. Trotzdem hält das Gremium weiter zu Reisinger, wie es am Freitag (24.11.) in einer Presseerklärung deutlich machte. Man stehe "geschlossen hinter dem gewählten Präsidium um Präsident Robert Reisinger", so der e.V.

"Wir erkennen in den zuletzt immer maßloser gewordenen Angriffen auf Mitglieder des Präsidiums Versuche, den Verein zu delegitimieren, ihn handlungsunfähig zu machen und seine Vertreter bloßzustellen."

Reisingers Schritt aus Kalkül

Grund für den Rückzug des Präsidenten aus dem Aufsichtsrat sei der "wiederkehrende Versuch, den Präsidenten des Vereins mundtot zu machen durch Verweis auf seine Verschwiegenheitspflicht als Aufsichtsrat. Sobald Robert Reisinger sich in der Öffentlichkeit erklärend zu einzelnen Vorgängen äußerte, wurde er mit juristischen Konsequenzen bedroht und mit internen Verfahren überzogen". Das sei "nicht mehr zumutbar“.

Mitglieder des Aufsichtsrats unterliegen der Schweigepflicht. Reisinger umgeht diese mit seinem Schritt, den Aufsichtsrat zu verlassen, und darf sich jetzt offen äußern.

Trainer Jacobacci bedauert mögliches Pfeifer-Aus

Streit gibt es auch um die Personalie Marc-Nicolai Pfeifer. Nach Informationen von BR24Sport möchte Reisinger den Vertrag des aktuellen kaufmännischen Geschäftsführers, der zum Sommer 2024 ausläuft, nicht verlängern. Dies müsste bis zum 31.12.2023 geschehen. Unterstützung soll Reisinger von Vizepräsident Heinz Schmidt haben.

Pfeifer hingegen ist bei den Sponsoren beliebt. Diese forderten kürzlich in einem offenen Brief ein klärendes Gespräch rund um die Person Pfeifer und drohten mit Rückzug - mittendrin der aktuelle Hauptsponsor der Löwen "Die Bayerische". Ein Ausstieg der Partner würde den Verein finanziell in gewaltige Schieflage bringen.

Auch Trainer Maurizio Jacobacci scheint vom Pfeifer-Aus zu wissen und bedauerte dieses auf der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen die SpVgg Unterhaching (Samstag ab 14.00 Uhr live im Stream und BR Fernsehen). "Bis Sommer werden wir so oder so eng zusammenarbeiten. Ich finde das schade, denn er hat sehr, sehr gute Arbeit geliefert. Die Zusammenarbeit mit ihm ist hervorragend, was das Sportliche anbelangt."

Wie geht es weiter mit Reisinger?

Die Situation ist verworren, aber das nicht erst seit dieser Woche. Es ist der ständige Konflikt der beiden Gesellschafter. Auf der einen Seite der eingetragene Verein mit Reisinger an der Spitze, dessen Rückzug aus dem Aufsichtsrat keine Auswirkungen auf sein Präsidentenamt hat. Auf der anderen Seite steht Investor Hasan Ismaik, der mehr Macht im Verein gewinnen will.

Spätestens seit der Entlassung von Trainer Michael Köllner in der vergangenen Saison, von der Ismaik nach eigener Aussage aus den Medien erfahren habe, sind die Fronten wieder verhärtet. „Ein Miteinander, wie es HAM (Ismaiks Firma Anm. d. Red.) vorschwebt, heißt andernorts Alleinherrschaft“, soll Präsident Reisinger Ende September an Martin Gräfer (Vorstand "Der Bayerischen") in einer Mail geschrieben haben, die der "WELT" vorliegt.

Ismaik ließ sich diese Woche in der "WELT" mit den Worten zitieren: "Wenn der Verein durch das Fehlverhalten bestimmter Personen Schaden erleidet, werden diese zur Verantwortung gezogen."

Klingt nicht nach Entspannung auf Giesings Höhen.