Der überraschende Ausrüster-Wechsel beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) sorgt auch ein paar Tage nach der Verkündung noch für Diskussionen.
Am Rande des Länderspiels zwischen Frankreich und Deutschland in Lyon am Samstag äußerte sich erstmals DFB-Präsident Neuendorf und erklärte, warum der Verband von Adidas zum US-Unternehmen Nike wechselt: "Wir hatten ein Angebot, das weit über dem von anderen Konkurrenten lag. Insofern ist uns die Entscheidung fast abgenommen worden", sagte Neuendorf im ZDF. Über die Kritik und Anmerkungen von vielen Seiten, "insbesondere aus der Politik", habe er sich in den vergangenen Tagen "sehr gewundert".
Politiker-Kritik "ohne Kenntnis von Fakten"
"Das hat mich ein Stück weit fassungslos gemacht, was da gesagt wurde", ergänzte Neuendorf, weil sich viele Stimmen "ohne Kenntnis von Fakten, ohne Kenntnis von Hintergründen" geäußert hätten. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte den Wechsel von Adidas zu Nike öffentlich kritisiert und fehlenden "Standortpatriotismus" bemängelt. Auch andere Politiker wie Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hatten sich negativ geäußert.
Habeck bereit für Gespräch mit Neuendorf
Namentlich wandte sich Neuendorf an Habeck. "Ich finde die Äußerungen, insbesondere aus der Politik, auch vom Wirtschaftsminister, gerade von ihm, sehr eigenartig", so Neuendorf: "Hier geht's um Wettbewerb, hier geht's um Marktwirtschaft." Neuendorf stehe dem Minister "gerne zur Verfügung, um die Hintergründe zu erläutern". Es sei "auf jeden Fall sehr bemerkenswert, was da stattgefunden hat".
Habeck selbst signalisierte am Tag nach der Partie in Lyon, er sei offen für ein Gespräch mit DFB-Präsidenten: "Erstmal großen Glückwunsch zum Sieg der Nationalmannschaft gestern. Spielfreude, Einsatz und Leidenschaft - ich freue mich auf die EM", sagte der Politiker der dpa: "Und klar, reden immer gern - dann vielleicht auch über Sport, Tradition und Kapital und gern auch über die Förderung des Jugendsports."
Wechsel zu Nike alternativlos?
Neuendorf hatte in dem Interview vor dem Länderspiel noch einmal, unterstrichen dass der Wechsel offenbar alternativlos war. "Wir haben hier klar entscheiden müssen, ich werde mich nicht dafür entschuldigen", so der DFB-Präsident: "Bei uns geht es darum, dass wir den Verband nicht schädigen. Das hätten wir mit Sicherheit getan, wenn wir auf dieses Angebot nicht eingegangen wären."
Mit den Mehreinnahmen - Nike ist von 2027 bis 2034 neuer Ausstatter - könne der gemeinnützige Verband auch mit Amateuren oder bei der Talententwicklung neue Wege gehen, "darum geht es im Kern, dafür müssen wir uns nicht entschuldigen".
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