Der Weltmeister von 2014 hängt das DFB-Trikot an den Nagel: Nach Informationen von BR24Sport ist mit einem Rücktritt von Thomas Müller aus der deutschen Nationalmannschaft noch in dieser Woche zu rechnen. Damit geht eine 14-jährige DFB-Karriere zu Ende. Beim FC Bayern läuft sein Vertrag dagegen noch ein Jahr.
131 Spiele hat Thomas Müller im Trikot der Nationalmannschaft absolviert. Seinen letzten Einsatz für die DFB-Elf hatte er im Viertelfinale der Heim-EM. In der Schlussphase kam der 34-Jährige in die Partie und hätte fast noch in der regulären Spielzeit getroffen. Er war eine Belebung für das deutsche Spiel. Trotzdem konnte er die 1:2-Niederlage gegen Spanien nicht verhindern.
Auch wenn der Deutsche Fußball Bund (DFB) die Meldung am Mittwoch (10.07.) noch nicht bestätigen wollte: Die 40 Minuten gegen die Iberer waren für Müller die letzten im DFB-Trikot. Jetzt endet seine beispiellose Karriere im DFB-Team, die schon einmal (fast) beendet war.
Müllers DFB-Karriere schien schon zu Ende zu sein
Einige Monate nach dem Vorrunden-Aus bei der WM 2018 in Russland wurde das FC-Bayern-Urgestein vom damaligen Bundestrainer Joachim Löw aussortiert - Müller war "perplex" und "sauer" ob der fehlenden Wertschätzung. Vor der EM 2021 kam dann überraschend die Kehrtwende von Löw - er berief den Offensiv-Spieler wieder in den Kader.
Doch auch die EM endete für Müller und die deutsche Nationalmannschaft enttäuschend. Das Achtelfinal-Aus gegen Mitgastgeber England war für Löw das letzte Spiel als Bundestrainer, Müller vergab in der Partie eine Großchance.
Heim-EM als letztes DFB-Zuckerl
Unter Löws Nachfolger Hansi Flick war Müller gesetzt. Bei der WM in Katar 2022 stand er immer in der Startelf. Aber die Weltmeisterschaft endete erneut in einem Debakel - wieder scheiterte die DFB-Elf in der Vorrunde. Unmittelbar nach dem WM-Aus klangen Müllers Worte im Sportschau-Interview wie ein Abschied von den Fans ("Ich habe es mit Liebe getan.").
Doch er machte weiter und wurde vom jetzigen Bundestrainer Julian Nagelsmann für die Europameisterschaft nominiert - die Heim-EM als letztes DFB-Zuckerl.
Müller als "verlängerter" Arm des Trainerteams
Müller war bei dieser EM aber mehr als "nur" ein Einwechselspieler. Nagelsmann bezeichnete den 34-Jährigen "als verlängerten Arm" des Trainerteams.
Denn wer Müller während der Unwetterunterbrechung im Achtelfinale gegen Dänemark beobachtete, der weiß, was Nagelsmann meint. Der 34-Jährige redete beruhigend auf die Mitspieler ein und gab taktische Anweisungen. "Er hilft den jungen Spielern", sagte DFB-Sportdirektor Rudi Völler und brachte Müllers Rolle damit auf den Punkt.
Der Oberbayer verfügte über die größte Erfahrung im Team. Mehr als seine 130 Länderspiele hat kein anderer Akteur des deutschen EM-Aufgebots bestritten, mehr Tore als Müllers 45 niemand erzielt. Die Heim-Europameisterschaft war sein achtes Turnier.
Müller hat in seiner Karriere viel erreicht, aber zwei Dinge fehlen ihm in seiner Sammlung: der EM-Titel und ein EM-Tor. Zehn WM-Treffer erzielte der 34-Jährige, aber bei einer EM konnte er noch nie den Ball im gegnerischen Tor versenken.
Karrierestart in DFB-Elf endet mit Maradonas Abgang
Seine DFB-Karriere startete der in Pähl aufgewachsene Müller im März 2010. Nach dem Spiel gegen Argentinien saß er auf dem Podium der Pressekonferenz. Die Fußball-Legende Diego Maradona, damals Trainer der Argentinier, kannte ihn nicht, wollte nicht neben Müller sitzen und ging wieder. "Ich wusste nicht, dass das ein Spieler war", entschuldigte er sich später.
Vier Monate später bei der WM 2010 in Südafrika spielte Müller bei seinem ersten großen Auftritt bei einem Turnier gleich groß auf und wurde Torschützenkönig - spätestens nach dem Viertelfinale und dem 4:0 gegen die Argentinier kannte ihn auch Maradona. Der damals 20-Jährige traf gegen das favorisierte Team um Superstar Lionel Messi zweimal.
Müller - der bayerische Lausbub
Schon damals fiel er nicht nur spielerisch auf, auch seine unbekümmerte und humorvolle Art beeindruckte die Fans. Die bayerische Frohnatur wurde zum "ewigen Lausbub" der Nation.
Da wurden mal die Großeltern im Fernsehen gegrüßt, oder auf gut Bairisch erklärt, was ihm mehr bedeutet - WM-Titel oder der goldene Schuh für den besten Torschützen des Turniers: "Des interessiert mich ois net, der Scheißdreck. Weltmeister samma. Den Pott hamma. Den scheiß goldenen Schuh kannst dir hinter die Ohren schmier'n", sagte er einer Reporterin nach dem WM-Triumph 2014.
Müllers Zukunftspläne: "Experte mit der Keule"
Auch beim Aufwärmen der Fußball-Nationalmannschaft bei der EM sorgte er für Unterhaltung. Vor dem Spiel gegen die Schweiz versuchte der 34-Jährige, den Videowürfel unter dem Stadiondach in der Frankfurter Arena zu treffen - verfehlte das Ziel in luftiger Höhe allerdings. Müller hatte bereits vor dem Eröffnungsspiel mit akrobatischer Balljonglage mit seinem Handy am Ohr und in der Hand für lustige Bilder gesorgt.
Und was macht der 34-Jährige in der Zukunft? "Ich werde auf jeden Fall Experte und werde es all den Spielern, die mich genervt haben während meiner Karriere, es so richtig aufs Brot schmieren. Mit der Keule werde ich kommen: Bumm. Und dann werde ich mein Einstecktuch richten", sagte er mit seinem typisch eigenen Müller-Humor. Kollege Toni Kroos glaubt dagegen, dass Müller künftig Trainer wird. Ein wenig geübt dafür hat er zumindest als Trainerflüsterer schon bei seinem letzten Großturnier, der EM 2024.
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