Wohin entwickelt sich der TSV 1860 München? Kann Präsident Robert Reisinger seinen momentanen Kurs weiter fahren oder folgen die Mitglieder dem jordanischen Investor Hasan Ismaik, der neue Investitionen verspricht, diese aber davon abhängig macht, wer in den Verwaltungsrat des TSV 1860 München e.V. KGaA gewählt werden?
Im Vorfeld der Mitgliederversammlung am Sonntag, 16. Juni im Münchner Zenith kam es – auch ausgelöst durch Ismaiks Exklusivinterview mit BR24Sport - wie fast schon gewohnt zu Schuldzuweisungen, Anklagen, Behauptungen und Gegenbehauptungen der beiden Seiten. Nicht zuletzt Ismaik erklärte die Wahl des neunköpfigen Verwaltungsrates für entscheidend, wenn es mit ihm eine weitere Zusammenarbeit geben soll.
Wann beginnt die Mitgliederversammlung?
Die Mitgliederversammlung findet am 16. Juni 2024 in der Zenith Halle München (Lilienthalallee 29, 80939) statt. Einlass ist ab 8.30 Uhr, Beginn um 10.00 Uhr. Um hineingelassen zu werden, brauchen Teilnehmer ihren aktuellen Mitgliedsausweis und einen amtlichen Lichtbildausweis mitzubringen.
Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln
- Linie U6 Richtung Garching-Forschungszentrum, Haltestelle Freimann, von da ca. 700 m zu Fuß Richtung Westen über die Edmund-Rumpler-Straße.
Anfahrt mit dem Auto:
- von der A9 aus Norden kommend Richtung München Innenstadt, Abfahrt München-Freimann nehmen, dann rechts abbiegen in die Heidemannstraße und anschließend links in die Lilienthalallee.
- aus München Innenstadt kommend: A9 stadtauswärts bis zur Anschlussstelle München-Freimann, hier links in die Heidemannstraße einbiegen, danach links in die Lilienthalallee.
Wer wird gewählt?
Gewählt werden am Sonntag, dem 16. Juni,
- zwei neue Vizepräsidenten - Nachfolgekandidaten für die scheidenden Hans Sitzberger und Heinz Schmidt sind Karl-Christian Bay, der auch den Schatzmeisterposten von Schmidt übernehmen soll, sowie Norbert Steppe.
- drei Mitglieder sowie drei stellvertretende Mitglieder des Ehrenrates
- zwei Kassenprüfer
- fünf Mitglieder des Wahlausschusses
- neun Mitglieder des Verwaltungsrates
Wer darf wählen?
Wahlberechtigt sind alle Mitglieder des TSV 1860 München e.V., die bei der Mitgliederversammlung im Zenith anwesend sind. Insgesamt hat der Verein mehr als 26.000 Mitglieder, er gehört damit zu den 30 größten Klubs in Deutschland.
Was ist der Verwaltungsrat und warum ist er so wichtig?
Der Verwaltungsrat ist eines der wichtigsten Gremien des TSV 1860 München. Denn er überwacht die Entscheidungen, die beim TSV 1860 München getroffen werden, muss sie absegnen. Darunter zählen etwa auch die Bestellung von Geschäftsführern. Zudem schlägt der Verwaltungsrat das in der Mitgliederversammlung zu wählende Präsidium vor.
Eben jenes ist in einem deutschen Verein so wichtig und lässt ihn in den Fokus von Investor Hasan Ismaik rücken. Schließlich ist das aktuelle Präsidium um Präsident Robert Reisinger Investoren-kritisch. Und in Deutschland, wo die 50+1-Regel im Fußball herrscht, hat der Regelung nach der Verein, also Reisingers Präsidium, am Ende immer das letzte Wort. So wurden etwa auch die aktuellen Geschäftsführer Oliver Mueller und Christian Werner bestellt - sowie deren Vorgänger Marc-Nicolai Pfeifer in der vergangenen Saison abgesetzt. Ismaik war explizit gegen diese Entscheidungen.
Daher leuchtet ein, dass Ismaik diese Position lieber mit einer ihm verbundeneren Person besetzen möchte. Das war jedoch auch schon bei den vergangenen Wahlen der Fall. Bislang ist Reisinger seit dem Doppelabstieg 2017 jedoch immer wieder gewählt worden.
Wer steht für den Verwaltungsrat zu Wahl?
Amtierende Verwaltungsräte
- Robert von Bennigsen
- Markus Drees
- Sascha Königsberg
- Gerhard Mayer
- Sebastian Seeböck
- Nicolai Walch
- Beatrix Zurek
Freie Kandidaten
- Christian Dierl
- Anton Dilger
- Maximilian Glogger
- Peter Kreuter
- Gernot Mang
- Franz-Josef Obermaier
- Martin Obermüller
- Dieter Remmlinger
- Karl Sochurek
- Saki Stimoniaris (Vorsitzender des Aufsichtsrats der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA)
Liste Bündnis Zukunft
- Thomas Baudisch
- Alexander Hofmann
- Robert Forster
- Martin Gräfer (Vorstandsvorsitzender des 1860-Hauptsponsors "die Bayerische")
- Thomas Hirschberger
- Klaus Lutz
- Klaus Ruhdorfer
Warum ist die Wahl für die Zukunft des Vereins wichtig?
Es ist eine Richtungswahl. Zwar steht Präsident Robert Reisinger nicht zur Wahl. Die Besetzung des Verwaltungsrates (s. oben) ist aber entscheidend dafür, ob Reisinger auch zukünftig seine Linie weiterfahren kann oder ob sich die Machtverhältnisse zugunsten von Investor Ismaik ändern.
Der Jordanier wirft einigen der aktuellen Verwaltungsratsmitgliedern vor, dass sie dem Verein schaden und keine Visionen für eine erfolgreichere Zukunft des Klubs hätten. Ismaik kündigte an, dass er bei entsprechenden Mehrheitsverhältnissen weiteres Geld in den Verein investieren wolle. Er sprach erst von 100 Millionen Euro für ein Stadion und weiteren 100 Millionen Euro für den Klub. Mittlerweile erklärte er aber, dass es sich dabei um Kredite handeln soll. Sein Ziel sei, dass die Mannschaft in fünf Jahren wieder in der Fußball-Bundesliga spielt und dass mit Nachdruck auf einen Stadionneubau hingewirkt werden soll.
"Ich verspreche euch, ich werde meinen finanziellen Beitrag leisten, wenn 1860 offen für personelle und strukturelle Veränderungen ist. Nur es muss sich etwas ändern." Hasan Ismaik
Was ist zu erwarten?
Die Löwenfans müssen sich wieder einmal auf eine lange Mitgliederversammlung einstellen. Neben den Wahlen (s. oben) gibt es zahlreiche Anträge, die vom Wahlausschuss zur Abstimmung genehmigt wurden.
Wo steckt die größte Brisanz drin?
Bei der Wahl/Besetzung des neunköpfigen Verwaltungsrates steckt die Brisanz. Investor Ismaik hat mit seinem verbalen Angriff gegen Teile des Verwaltungsrates klargemacht, dass er nur dann zu weiteren Investitionen bereit sei, wenn die seiner Meinung nach richtigen Leute in den Verwaltungsrat gewählt werden und dort eine Mehrheit besitzen.
Auch mehrere Anträge bergen eine gewisse Brisanz. Einer der Anträge zielt auf eine Satzungsänderung ab, wonach Personen, die bereits in Gremien- und Aufsichtsorganen von Tochtergesellschaften sitzen, an denen der Verein nicht 100 Prozent der Anteile hält, nicht mehr wählbar sein sollen. Ein anderer Antrag besagt, dass das Präsidium bei DFB und DFL für die "schnellstmögliche Einrichtung" einer Clearingstelle für Investoren bzw. Kapitalanleger im deutschen Fußball eintreten soll.
Dieser Artikel ist erstmals am 7. Juni 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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