Mordandeutungen gegen die Kinder von Nationalmannschaftskapitän Moritz Müller haben zu Entsetzen beim Eishockey-Verteidiger und den Kölner Haien geführt. "Wir sind fassungslos und schockiert, wie Menschen dazu in der Lage sind, solche Drohungen gegenüber anderen Menschen auszusprechen", teilten die Haie am Montag mit. "Wir sind im engen Austausch mit unserem Kapitän und sichern ihm jegliche Unterstützung zu. Zusammen mit den Behörden geht es nun darum, die Verantwortlichkeiten dieser widerlichen Aktion festzustellen und strafrechtliche Konsequenzen zu prüfen."
Der Kapitän der Haie hatte den Fall selbst per Instagram öffentlich gemacht. In seiner Insta-Story war ein Kommentar eines Instagram-Nutzers zu einem Familienfoto Müllers zu sehen. Zunächst hatte der Täter ein Messer und einen roten Bluttropfen gepostet und schrieb dann zu dem Foto von Müller mit seinen drei Kindern: "Ich würde diese Würmer für so ein schreckliches Spiel von dir töten."
Seinen eigenen Post kommentierte Müller in seiner Instagram-Story mit dem Satz: "Egal was ist, sowas geht einfach nicht." Dem Post vorausgegangen war die 4:5-Niederlage der Haie in der Deutschen Eishockey Liga beim ERC Ingolstadt, bei der Müller bereits nach 70 Sekunden eine Spieldauerdisziplinarstrafe nach einem Foul gegen ERC-Stürmer Philipp Krauß erhalten hatte.
Hate Speech - Sportler wehren sich
Müller ist kein Einzelfall. Im Profisport kommt es immer wieder zu Beleidigungen und Drohungen in den sozialen Medien - und gefühlt nehmen sie zu. Öffentlich werden sie vor allem im Fußball. Ein Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit: Ende September wurde Unterhachings Keeper René Vollath und seine Familie angegriffen. Auslöser: ein Zweikampf des Keepers mit einem Spieler von Arminia Bielefeld und einem nicht gegebenen Elfmeter - Bielefeld verlor das Spiel mit 1:2.
"Es wurde einfach immer schlimmer und immer mehr", schilderte V'ollaths Frau Annkatrin im exklusiven Interview mit BR24Sport: "Es war absurd, in der Masse und in der Art und Weise, gerade unter einem Post mit einem Babybauch." Die Beleidigungen und Drohungen gingen so weit, dass sich das Ehepaar gezwungen sah, diese zur Anzeige zu bringen.
Hasskommentare haben nichts mit Meinungsfreiheit zu tun
Ein Grund für die Zunahme von Hate Speech: Die Hemmschwellen im Internet angesichts der vermeintlichen Anonymität fallen, die Wortwahl stellt sehr oft einen Straftatbestand dar.
Um Hass und Hetze im Netz effektiv und schlagkräftig zu bekämpfen, gibt es bei der Generalstaatsanwaltschaft eine Hate-Speech-Beauftragte. Teresa Ott will den Empfängern entsprechender Kommentare den Rücken stärken. "Muss man nicht aushalten, musste man nicht und wird man nicht müssen - diese Hasskommentare erfüllen Straftaten und die unterfallen deswegen nicht der Meinungsfreiheit", sagt die Staatsanwältin.
Wichtig sei, dass die Kommentare auch den Behörden gemeldet werden: "Nur dann können wir den Täter mit seinem Tun konfrontieren. Die letzten Jahre haben gezeigt: Wer einmal ein derartiges strafrechtliches Verfahren durchlaufen hat, kommt in der Regel nicht ein zweites Mal", berichtet Ott.
Wie umgehen mit Hass im Netz? "Meldestelle REspect!" hilft
Sollten Sie auch mit Hate Speech im Internet konfrontiert werden, können Sie sich direkt an die "Meldestelle REspect!" wenden. Das Team besteht es verschiedenen Fachrichtungen (sozialpädagogische, juristische und religionspädagogische Qualifikationen und Ausbildungen) und arbeitet mit der bayerischen Justiz zusammen.
Bei einem Verstoß gegen deutsches Recht beantragt "REspect!" beim Netzwerkbetreiber die Löschung des Beitrags. Verfasserinnen und Verfasser von strafbaren hetzerischen Inhalten werden konsequent angezeigt.