Nervenflattern wird dieses entscheidende Duell der Gruppe C zwischen Serbien und Dänemark bei Bundestrainer Julian Nagelsmann und seinen Spielern nicht unbedingt ausgelöst haben. Keine der Mannschaft präsentierte sich in einer Form, die einem Mitfavoriten auf den Titel das Fürchten lehren müsste. Kein Team hatte den Sieg verdient. Am Ende stand es 0:0 und den serbischen Spielern flogen Bierbecher und Pfiffe entgegen, während Dänemark den zweiten Platz feierte und mit drei Unentschieden und weniger gelben Karten als Konkurrent Slowenien zum Gegner der deutschen Nationalmannschaft wurde.
Allenfalls in der ersten Halbzeit zeigte Dänemark das, was sie durchaus gefährlich macht. Sehr aggressives Pressing weit in der Hälfte des Gegners, gute Standards und Spielwitz. In der zweiten Halbzeit vermisste man diese Seite Dänemarks komplett - ähnlich wie es der Mannschaft schon phasenweise in den Partien gegen England und Slowenien passiert war.
Rasmus Hojlund - Sinnbild für die Stürmer-Misere
Symptomatisch: die Harmlosigkeit der zwei Mittelstürmer Jonas Wind und Rasmus Hojlund. Besonders Hojlund, der bei Manchester United spielt, kann die hohen Erwartungen, die er mit sieben Toren in acht EM-Qualifikationsspielen geweckt hat, bislang nicht erfüllen. Die Leistungen des 21-Jährigen bei der EM lassen sich am besten mit "stets bemüht" beschreiben. Der Stürmer arbeitet viel, reibt sich an den Verteidigern auf - doch Flanken und Steilpässe finden ihn nur selten. Erst zwei Schüsse brachte der Däne in diesem Turnier aufs Tor.
Deutlich häufiger kommt Wind an den Ball, doch auch der Mann vom VfL Wolfsburg agiert bislang glücklos. Und so ist es nicht verwunderlich, dass Dänemarks beide EM-Tore kein Stürmer erzielte."Wir müssen gegen Deutschland mehr Punch in die Offensive bekommen. Gerade Rasmus arbeit viel, ist aber sehr einsam. Wir finden ihn dort, wo es gefährlich ist, einfach nicht genug", erklärte Trainer Kasper Hjulmand nach der Partie und deutete an, dass auf diesem Aspekt die Hauptarbeit bis zum 29. Juni liegen wird, wenn sein Team auf Deutschland trifft.
Im Video: So lief das Spiel Dänemark gegen Serbien
Fernschüsse als Mittel der Wahl
Bislang waren Fernschüsse für Dänemark zwangsläufig das Mittel der Wahl. Die kamen gegen Serbien nur selten zielstrebig auf das Tor, so wie der Schuss von Eriksen in der 21. Minute, der nur mit Mühe von Serbiens Torwart Predrag Rajković um den Pfosten gelenkt wurde. Meistens verfehlten die Schüsse aus der zweiten Reihe ihr Ziel weit.
Auch gegen Deutschland wird dieses Mittel immer wieder Verwendung finden, und das DFB-Team sollte sich nicht darauf verlassen, dass Dänemark erneut so schlecht zielt.
Christian Eriksen - feiner Fuß, fleißiger Arbeiter
Das Herzstück der Dänen ist sicherlich das Mittelfeld. Christian Eriksen war auch gegen Serbien mit allerlei Freiheiten im Angriff ausgestattet, bewegte sich viel, machte die zweitmeisten Kilometer in seiner Mannschaft und zeigte immer wieder, wie viel Gefühl in seinem Fuß steckt. Wenig verwunderlich war Eriksen fast immer beteiligt, wenn die Dänen mal einen gelungenen Spielzug in Richtung des serbischen Tores schickten.
Doch seine Steilpässe fanden nur selten ihr Ziel. Seine Passquote lag gegen Serbien (71 Prozent) noch unter seinem Turnierschnitt (81 Prozent). Doch nicht nur mit seinem schönen Treffer gegen Slowenien zeigte Eriksen bereits, wie wertvoll er für die Mannschaft ist.
Schmerzlicher Ausfall: Hjulmand mit Gelbsperre
Ähnliches gilt für das Duo hinter ihm. Pierre-Emil Hojbjerg und Morten Hjulmand spielen eine starke EM, bringen mehr als 90 Prozent ihrer Pässe an - und sind Impulsgeber für das Pressing. Doch gegen Deutschland muss Coach Hjulmand umstellen. Sein nicht mit ihm verwandter Namensvetter fehlt gegen Deutschland mit einer Gelb-Sperre.
"Morten war extrem wichtig für uns. Wir müssen uns etwas ausdenken, aber wir sind sehr gut aufgestellt. Wir haben Alternativen." Eine davon: Ex-Bundesliga-Spieler Thomas Delaney, der Hjulmand gegen Serbien ab der 77. Minute ersetzte, doch immer wieder durch Ballverluste im Spielaufbau auffiel. Brentford-Kapitän Christian Nørgaard und Mathias Jensen sind deutlich stabilere Kandidaten für den vakanten Posten.
Hjulmand gibt sich siegessicher: "Habe ein gutes Gefühl"
Wie auch immer der Trainer aufstellen wird, schon jetzt ist klar: Deutschland geht als deutlicher Favorit in dieses Duell. Daran ließ auch Coach Hjulmand keinen Zweifel. "Wir müssen uns daran erinnern, glücklich zu sein. Lasst uns einfach darüber fröhlich sein, dass wir weitergekommen sind. Wir freuen uns auf Deutschland. Ich war immer überzeugt davon, dass sie einer der Turnierfavoriten sind", sagte der Trainer und fügte mit einem Lächeln an: "Aber ich habe ein gutes Gefühl."
Was ihm dieses Gefühl gibt? "Wenn wir gegen große Gegner spielen, sind wir immer da." Dass das durchaus zutrifft, dürfte auch vielen Deutschland-Fans in Erinnerung sein. 1992 besiegte Dänemark die DFB-Elf im EM-Finale mit 2:0. Bundestrainer Julian Nagelsmann war damals gerade fünf Jahre alt. Doch bis zum Achtelfinale am 29. Juni wird er diese Anekdote sicherlich so oft hören, dass er meint, sich an das Endspiel erinnern zu können.
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