Nico Schlotterbeck (l.) kam gegen die Schweiz für Jonathan Tah in die Partie
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Nico Schlotterbeck (l.) kam gegen die Schweiz für Jonathan Tah in die Partie. Auch im Achtelfinale?

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Wer ersetzt Tah? Nagelsmann muss DFB-Abwehr umbauen

Ein viertes Mal wird Bundestrainer Julian Nagelsmann nicht die gleiche Startelf auf den Platz schicken können. Ausgerechnet im ersten K.o.-Spiel fehlt Jonathan Tah gesperrt. Auch Antonio Rüdiger droht auszufallen. Das Achtelfinale wird zum Wagnis.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Die Gefahr war allen Beteiligten vor dem dritten Gruppenspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen die Schweiz (1:1) bewusst: Die Gelb-vorbelasteten Innenverteidiger Jonathan Tah und Antonio Rüdiger durften sich keine weitere Verwarnung leisten, denn zweimal Gelb bedeutet bei der EM automatisch ein Spiel Sperre. Tah hat es gegen die Schweiz nun erwischt.

Auch wenn Nagelsmann, der lieber nicht rotieren wollte, fand, dass man für die Aktion des Leverkuseners gegen Breel Embolo nicht unbedingt den gelben Karton hätte ziehen müssen, muss der Bundestrainer nun seine Abwehrzentrale für die Achtelfinalpartie am Samstag (29.06., 21 Uhr, live in der Radioreportage) umbauen.

Schlotterbeck und Anton stehen bereit

Wer ersetzt also Tah? Nico Schlotterbeck durfte gegen die Schweiz bereits Minuten sammeln, wurde in der 61. Minute für Tah eingewechselt. Ein Fingerzeig? Waldemar Anton sei auch ein Kandidat, sagte Nagelsmann hinterher im Ersten. In der Hinterhand hat er auch noch Robin Koch von Eintracht Frankfurt.

Eventuell muss Nagelsmann aber sowohl den Dortmunder Schlotterbeck als auch Anton aufbieten. Der Grund: Antonio Rüdiger humpelte vom Platz. Der Innenverteidiger zog sich eine Muskelzerrung an der Rückseite des rechten Oberschenkels zu. Das teilte der DFB am Montag am Rande des Spielersatztrainings in Herzogenaurach mit. Ob Rüdiger am Samstag in Dortmund auflaufen kann, ist fraglich.

Härtetest für die "zweite Reihe" - Nagelsmann muss riskieren

Immerhin sechs Tage haben die Nationalspieler aber zwischen den Spielen Zeit, sich zu regenerieren und ihre kleinen Wehwehchen auszukurieren. Sollte nur Tah ausfallen, hätten Schlotterbeck und Anton "ein Duell", so formulierte es Nagelsmann: "Beide haben es verdient, weil sie es gut machen. Ich habe Vertrauen in den ganzen Kader."

Geradezu gebetsmühlenartig hatte Nagelsmann schon bei der Kadernominierung betont, wie wichtig jeder einzelne Spieler bei diesem Turnier werden könne. Nun muss sich zeigen, ob die Qualität aus der "zweiten Reihe" wirklich ausreicht. Weder Schlotterbeck noch Anton haben bisher Erfahrungen in großen Turnieren gesammelt. So oder so muss Nagelsmann ins Risiko gehen. Was er aber nicht scheut, wie seine sehr offensiven Einwechslungen gegen die Schweiz nahelegen.

Mehr Verantwortung für Kimmich

Und: Mehr denn je sind auch die anderen Spieler gefragt, noch mehr nach hinten zu arbeiten und mitzuverteidigen. Das betrifft Münchens Joshua Kimmich auf rechts genauso wie Maximilian Mittelstädt oder David Raum auf der linken Seite sowie Robert Andrich und Toni Kroos im defensiven Mittelfeld.

Dass ein Kimmich bereit ist, mehr Verantwortung zu übernehmen, zeigte er auch schon gegen die Schweiz. Unermüdlich beackerte der 29-Jährige dir rechte Seite, eroberte verlorene Bälle zurück und bewies vor allem in der Schlussphase Ausdauer und Hartnäckigkeit in Gegenpressingsituationen. Genau das wird auch am Samstag gefragt sein.

Faktor Dortmund - der "12. Mann" wichtiger denn je

Ein weiteres Kriterium könnte der "12. Mann" werden. In Frankfurt hatte Nagelsmann die Fans noch vorsichtig kritisiert, als er meinte, vor dem 1:1 sei es im Stadion schon "sehr ruhig" gewesen. Das sollte in Dortmund nicht passieren. Denn am Samstag geht es in die wohl stimmungsvollste und lauteste Arena in Deutschland - eine, die der deutschen Nationalmannschaft schon häufiger jede Menge Energie verlieh.

Dass das Achtelfinale in Dortmund ausgetragen wird, spricht auch wieder für BVB-Profi Nico Schlotterbeck als Tah-Ersatz. In vertrauter Atmosphäre fällt es dem 24-Jährigen vielleicht etwas leichter, die Nervosität abzulegen und sein Potenzial auszuschöpfen. Auf dass er Jonathan Tah zumindest für 90 oder 120 Minuten vergessen macht. Nagelsmanns Entscheidung, nicht schon im dritten Gruppenspiel zu rotieren, um Tah und Rüdiger sicher im Achtelfinale dabei zu haben, wäre dann keine folgenschwere gewesen. Aber auch nur dann.

Im Video: Erholung fürs DFB-Team nach dem Gruppensieg

Julia Büchler
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Julia Büchler

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