Der deutsche Fußballbundestrainer Julian Nagelsmann hatte auf den Anhang in Dortmund gehofft. Er hatte einen Tag vor dem Achtelfinale bei der Fußball-EM gegen Dänemark gesagt: "Ich war immer Teil der Auswärtsmannschaft, das heißt, es hat immer gefühlt schon 1:0 für Dortmund gestanden von der Stimmung her." Und genau diese Stimmung kam ihm dann am Samstagabend - diesmal als Heimtrainer - zugute.
Nagelsmann bilanziert: "Skurriles Spiel"
Sein DFB-Team gewann das EURO-2024-Achtelfinale gegen Dänemark unter dem Jubel der 62.000 Zuschauer mit 2:0 (0:0). Per Elfmeter von Kai Havertz - der gebürtige Nürnberger David Raum hatte dem Dänen Joachim Andersen zuvor an die Hand geflankt - und per Solo-Treffer von Jamal Musiala. "Es war ein skurriles Spiel", sagte Nagelsmann. "Wir waren zunächst überragend drin. Dann war es ein Spiel voller Widerstände. Dagegen haben wir gut angekämpft. Wir sind verdient weitergekommen."
Am kommenden Freitag (18 Uhr) könnte es nun in Stuttgart zur großen Europameisterprüfung gegen Spanien kommen. Das bislang stärkste Team des Turniers muss aber zunächst am Sonntagabend gegen den krassen Außenseiter Georgien sein Achtelfinale meistern. "Wir haben noch drei Endspiele", sagte Abwehrchef Antonio Rüdiger.
DFB-Team erstmals seit 2016 wieder in EM-Viertelfinale
Letztlich bleibt nach diesem lange zähen Abend einerseits festzuhalten: Das DFB-Team strapazierte die Nerven der Fans dieses Mal ziemlich. Andererseits aber auch: Erstmals seit der EM 2016 hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft wieder ein Viertelfinale bei einem Großturnier erreicht.
Dabei zeigte das DFB-Team anfangs durchaus, dass es bei dieser Heim-EM nur eines will: ab Richtung EM-Viertelfinale und später zum EM-Coup. Bereits in der vierten Minute jubelte die Mannschaft von Julian Nagelsmann das erste Mal vor der normalerweise gelben, aber diesmal "weißen Wand" auf der Dortmunder Südtribüne.
Neuer mit 19 EM-Einsätzen DFB-Rekordhalter
Ausgerechnet der für den gesperrten Jonathan Tah ins Team gerückte Dortmunder Nico Schlotterbeck traf nach einer Ecke – doch der Schiedsrichter Michael Oliver erkannte das Tor im Nachhinein nach einem Eingriff des Videoassistenten ab, weil Joshua Kimmich seinen Gegenspieler zuvor weggeblockt hatte. Der Jubel verstummte zwar flugs wieder. Die deutsche Mannschaft spielte aber unbeeindruckt davon weiter – und kam zu mehreren Chancen durch Joshua Kimmich, Schlotterbeck und Kai Havertz (10.).
In der Folge stellten sich die Dänen aber immer besser auf das DFB-Team ein – und hielten es weiter weg vom Tor. Bis zur 20-minütigen Unterbrechung wegen eines Gewitters in der 35. Spielminute beruhigte sich die Partie.
Vor der Pause hatten nun die Dänen die stärkste Chance: Angreifer Rasmus Höjlund scheiterte im Eins-gegen-eins gegen den herausgestürmten DFB-Torwart Manuel Neuer (45.), der mit 19 EM-Einsätzen nun deutscher Rekordhalter ist.
Entscheidung dank VAR-Eingriffen - und FC-Bayern-Profi Jamal Musiala
Die Entscheidung sollte dagegen die zweite Halbzeit bringen. Und die startete mit einem Knall: einem Tor für Dänemark durch Andersen, das jedoch nach zwei Minuten der Jubelei wegen einer Abseitsposition von Thomas Delaney aberkannt wurde (48.). Der Videoassistent hatte Recht, Delaneys Fuß war minimal im Abseits.
Für die DFB-Elf kam der vermeintliche Gegentreffer als Wachmacher zur rechten Zeit: Denn direkt im Gegenzug traf nun Havertz per Elfmeter, nachdem Andersen zum Pechvogel des Spiels mutierte, weil er mit der Hand am Ball war. Der Strafstoß - nach dem dritten VAR-Eingriff - war wichtig, denn das Tor brachte mehr Ruhe fürs DFB-Team – und einige Konterchancen. Eine solche nutzte später dann Musiala, den Schlotterbeck in die gegnerische Hälfte schickte (68.). Alleine vor Dänemark-Torwart Kasper Schmeichel blieb Musiala cool und traf ins rechte Eck.
Dank einer ruhigen, abgeklärten Spielweise kam Nagelsmanns Team dann in den abschließenden 20 Minuten zum verdienten Sieg. Vermutlich weil es schon vor dem Anpfiff "gefühlt schon 1:0" für sein Team stand. Nagelsmann hatte zumindest das ja schon einen Tag zuvor geahnt.
Im Video: Public Viewing im Olympiapark München
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