Die Vorfreude der Fußballfans auf die WM in Katar hält sich in Grenzen. Das zeigt auch eine repräsentative Befragung, die Forscher der Universität Würzburg durchgeführt haben. 85 Prozent der Befragten gaben an, ihre Vorfreude auf die WM in Katar sei "viel kleiner" als bei vorangegangenen Turnieren.
Fanforscher: Zweck der WM in Katar ist Bestätigung des Regimes
Der an der Studie beteiligte Würzburger Fanforscher Harald Lange findet diese Werte beachtlich. "Diese Zahl zeigt eindeutig, dass Sand im Getriebe ist, im Getriebe dieses Fußballs im Allgemeinen und dieser WM und der Fifa im Besonderen", sagte Lange am Sonntag bei BR24live.
- Anschauen oder Boykott: Warum ist die WM in Katar umstritten?
Ein Problem sei, dass der Sport durch die WM in Katar instrumentalisiert werde, um andere Ziele zu verfolgen: Stichwort Sportswashing und Greenwashing. Sportveranstaltungen wie die WM 2018 in Russland und nun in Katar hätten nur einen Zweck, nämlich "das herrschende Regime, die herrschenden Machtstrukturen als solche zu bestätigen", so Lange.
Durch Boykott "ein Zeichen setzen"
70 Prozent der befragten Fußballfans gaben in der Würzburger Umfrage an, sich die Spiele nicht anschauen zu wollen. Fanforscher Lange hält es für makaber, wenn man sich "auf dem Rücken der vielen toten Gastarbeiter" nun inszenierte Fußballfeste anschaue.
Laut ihm kann der Konsument durch seinen Boykott durchaus ein Zeichen setzen und damit Einfluss auf Entscheider ausüben. "Wir beobachten die Aktivitäten des DFB-Präsidenten – und der ist in den letzten Wochen merklich kritischer geworden." Dies ist laut Lange eine Folge der Protesthaltung der Fußball-Basis im Land. DFB-Präsident Bernd Neuendorf hatte erst am Freitag mit klaren Aussagen zu Katar und FIFA nochmals nachgelegt.
Viele Sponsoren wollen "nicht zu sichtbar sein"
Ohne den Fan sei der Fußball nichts wert. Einschaltquoten und Konsumverhalten machen den Fußball für die Funktionäre laut Lange so wertvoll. Indirekt könne der Fan damit regulierend einwirken. "Bei dieser WM werden wir es erstmals so erleben, dass wir eine negative Wirkung des Sponsorings erleben", sagte Lange bei BR24live. Verschiedene Sponsoren würden bereits jetzt darauf achten, nicht zu sichtbar zu sein, um sich mit Fifa und Veranstalter Katar nicht zu gemein zu machen.
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