FC-Bayern-Trainer Vincent Kompany beim 3:2 gegen Tottenham Hotspur
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FC-Bayern-Trainer Vincent Kompany beim 3:2 gegen Tottenham Hotspur

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Kompany und der FC Bayern der Zukunft – wo läuft's, wo hakt es?

Ein 3:2-Sieg bei Tottenham Hotspur fürs Selbstbewusstsein: Der FC Bayern München spielt sich unter Neu-Trainer Vincent Kompany langsam ein. Zwar experimentiert der Coach noch viel. Gleichzeitig deutet sich aber langsam eine erste Startformation an.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport am .

Beim 3:2-Sieg des FC Bayern bei Tottenham Hotspur zeigte der deutsche Rekordmeister phasenweise sehr guten Fußball. In Sachen Personal traf Trainer Vincent Kompany einige spannende Entscheidungen.

Die müssen zwar nicht zwingend schon etwas über die Startformation in den ersten Pflichtspielen aussagen, liefern aber spannende Hinweise, wie Kompany tickt und wie er die Mannschaft in eine erfolgreiche Zukunft führen will.

"Klar ist es immer gut zu gewinnen. Die Mentalität war richtig", sagte Kompany zwar ausweichend. Sportdirektor Max Eberl stellte aber klar: "Viele Dinge, die du sehen wolltest, hast du gesehen." Und weiter: "Wir haben heute ein gutes Spiel gemacht. Die erste Halbzeit war sehr gut."

Der FC Bayern bei Tottenham also eine Blaupause für die ersten Pflichtspiele? Die Analyse, wo Kompany schon seinen Stamm gefunden hat und wo es noch hakt.

Dayot Upamecano wird Kompanys Abwehrchef

Zur Überraschung vieler Beobachter setzt Vincent Kompany konsequent auf den Franzosen Dayot Upamecano. Der spielte eine überzeugende Fußball-EM im Sommer, beim FC Bayern wirkte er bislang immer wieder unkonzentriert und fehleranfällig. Kompany, als Spieler selbst Innenverteidiger, scheint aber daran zu glauben, Upamecano zu einem Fixpunkt formen zu können.

Der 25-Jährige dankt es dem Coach bisher mit starken Auftritten, gegen Tottenham schoss er zudem den 1:1-Ausgleich, war also auch offensiv wertvoll. Abwehrchef Upamecano, daneben Min-Jae Kim - das könnte die Standard-Innenverteidigung der Bayern werden.

In Halbzeit zwei musste Upamecano zwar für Eric Dier raus. Doch zum einen ist der Franzose erst seit Dienstag wieder im Training, zum anderen durfte sich so Dier bei seinem Ex-Verein 45 Minuten lang feiern lassen und verabschieden.

Baustelle Außenbahn: Wer spielt links, wer spielt rechts?

Kein Schwachpunkt, aber zumindest personell spannend: die linke Außenbahn. Gegen Tottenham spielte dort zuverlässig Raphaël Guerreiro. Alphonso Davies, nach der Copa América aus Gründen der Belastungssteuerung noch geschont, war nicht im Kader.

Zudem sind die Wechselgerüchte immer noch nicht vom Tisch. Geht Alphonso Davies zu Real Madrid? Falls ja, wann? Oder kommt es doch noch zur großen Kehrtwende, und der Kanadier verlängert beim FC Bayern?

Auf der linken Seite sind die Bayern so oder so recht knapp aufgestellt. Guerreiro spielte fast durch, erst zehn Minuten vor dem Ende wurde er vom 18-jährigen Adam Aznou abgelöst. Aznou ist wie Davies ein Spieler, der die komplette linke Außenbahn beackern kann. Seine Stärken hat er aber eher in der Offensive, beim FC Bayern muss er defensiv noch dazulernen.

Auf der rechten Seite scheint derzeit Leverkusen-Rückkehrer Josip Stansic leicht die Nase vorne haben. Allerdings war Sacha Boey - wie Davies aus Gründen der Belastungssteuerung - gegen Tottenham nicht im Kader. Noussair Mazraoui, der wie Matthijs de Ligt vor einem Wechsel zu Manchester United steht, kam nicht zum Einsatz.

Kompanys Jugendstil - der FC Bayern setzt wieder auf Talente

Die Personalie Aznou zeigt aber eine weitere Facette der Philosophie von Vincent Kompany: Der Belgier setzt derzeit, so konsequent wie zuletzt wohl nur Louis van Gaal, auf den FC-Bayern-Nachwuchs. Mathys Tel (19 Jahre) und Aleksandar Pavlović (20) scheinen ohnehin heiße Kandidaten für regelmäßige Startelfeinsätze.

In der zweiten Hälfte gegen Tottenham brachte Kompany neben Aznou (18) auch noch Gabriel Vidovic (20), Adin Licina (17) und für wenige Minuten den eigentlich noch für die Regionalliga vorgesehenen Noël Aséko Nkili (18). Nur das spanische Ausnahmetalent Javier Fernandez Gonzalez (17) und Australien-Neuzugang Nestory Irankunda saßen diesmal 90 Minuten auf der Bank, durften aber in vorherigen Tests schon eindrucksvoll ihr Potenzial zeigen.

Logisch, dass Testspiel-Einsätze nicht zwangsläufig auch Spielzeit in der Fußball-Bundesliga bedeuten. Dass ihm junge Spieler am Herzen liegen, hatte Kompany aber schon mehrmals in diversen Pressekonferenzen betont: "Es ist ganz einfach: Ich bin für jeden Spieler hergekommen, jeder hat Talent. Mir geht es um Zukunft. Ich rede nicht viel über die Vergangenheit."

Kimmich wieder im Mittelfeld - Goretzka wohl chancenlos

Zurück zu den Routiniers: Joshua Kimmich scheint unter Vincent Kompany wieder im Mittelfeld gesetzt und nicht auf der bei Kimmich etwas weniger beliebten Rechtsverteidigerposition. Bei Tottenham begann Kimmich neben Pavlovic wie schon beim letzten Test. Davor besetzte Jamal Musiala den offensiven Mittelfeld-Part.

Spannend: Als Kompany ab der zweiten Halbzeit munter durchwechselte, kam zunächst Konrad Laimer für Musiala, Kimmich bekam zusätzliche offensive Freiheiten. Neuzugang João Palhinha ersetzte Pavlovic positionsgetreu im defensiven Mittelfeld - was dazu führte, dass Leon Goretzka einen ganz bitteren Abend erlebte.

90 Minuten saß Goretzka auf der Bank - und das im vorletzten Testspiel. Kein gutes Zeichen für den ehemaligen Nationalspieler. In der Mittelfeld-Hierarchie steht er offenbar weit hinten, er gilt ohnehin als Verkaufskandidat.

Die Künstler auf dem Flügel: Sergy Gnabry wieder top?

Die wenigsten Sorgen dürften Kompany seine Außenstürmer bereiten. Stark präsentierte sich bereits die gesamte Vorbereitung Serge Gnabry, der gegen Tottenham beginnen durfte und auch noch ein Tor erzielte. Kingsley Coman ersetzte ihn zwar in der zweiten Hälfte, im direkten Vergleich dürfte Gnabry aber - wenn er verletzungsfrei bleibt - derzeit gesetzt sein. Leroy Sané war aus Belastungsgründen nicht dabei.

Hinzu kommen aber ja noch der Franzose Michael Olise nach überragenden Auftritten bei Olympia und mit Désiré Doué soll ein weiteren junger Franzose ein Kandidat beim FC Bayern sein. Da auch der gelernte Stürmer Tel und Supertalent Irankunda auf den offensiven Außenpositionen spielen können, hat Kompany da die Qual der Wahl.

Letztes Testspiel und Pflichtspielauftakt

Ein letztes Mal kann Vincent Kompany sein Team am Dienstagabend unter Testspiel-Bedingungen aufs Feld schicken: In Unterhaching ist der österreichischen Erstligist WSG Tirol der Gegner(18.00 Uhr). Ernst wird es dann am Freitagabend: In der ersten Runde des DFB-Pokals ist der FC Bayern zu Gast beim SSV Ulm (20.45 Uhr, Livecenter BR24Sport).

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