Die Zeit des Wartens ist vorbei. Manuel Neuer wird am Samstag, fast ein Jahr nach seinem Skiunfall am Roßkopf am Spitzingsee, bei dem er sich einen Unterschenkelbruch zugezogen hatte, ins Tor des FC Bayern München zurückkehren. Lange Zeit fragten sich Klubverantwortliche und Fans, ob der 37-Jährige nach dieser schwerwiegenden Verletzung überhaupt noch einmal die Fußballschuhe schnüren und, wenn ja, wann dies der Fall sein würde. Nun verkündete FC-Bayern-Trainer Thomas Tuchel auf die Frage nach einem Einsatz: "Davon können Sie ausgehen. Wenn jetzt nichts mehr passiert im Abschlusstraining", sagte der Trainer und klopfte dreimal auf den Tisch, "dann spielt er." Am Samstag in der Bundesligapartie gegen den SV Darmstadt 98 wird es also endlich so weit sein.
Sein bislang letztes Spiel hatte Neuer beim frühen deutschen WM-Aus in Katar am 1. Dezember 2022 gegen Costa Rica bestritten. Im Anschluss an das Turnier hatte er sich bei einer Ski-Tour das Schien- und Wadenbein am rechten Unterschenkel gebrochen. "Er freut sich darauf, wir freuen uns darauf", sagte Tuchel: "Ich bin sicher, dass er ganz schnell in den Rhythmus kommt."
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Ulreich setzt sich klaglos wieder auf die Bank
117 A-Länderspiele für Deutschland und 478 Bundesligaspiele hat Neuer bis zum heutigen Tag bestritten, 131 Mal lief er außerdem in der Champions League auf. Wenn alles normal läuft, kommen in allen drei Statistiken wohl weitere Einsätze dazu. Sven Ulreich, der Neuer zuletzt mit ordentlichen Leistungen vertrat, wird klaglos ins zweite Glied zurücktreten: "Wenn Manu spielen sollte, dann wird er ein gutes Comeback geben. Da freue ich mich für ihn und werde mich natürlich auf die Bank setzen", sagte er nach dem 3:1-Erfolg in der Champions League unter der Woche bei Galatasaray Istanbul.
"Die beiden sind nicht nur Kollegen, sondern Freunde", hatte Trainer Thomas Tuchel am vergangenen Wochenende über Neuer und Ulreich gesagt. Er dürfte froh sein, dass diese Personalie aufgrund Ulreichs Einstellung nicht neue Unruhe in die Mannschaft bringen wird. Die Stimmung ist durch die Causa Mazraoui derzeit durchaus angespannt beim deutschen Rekordmeister.
Hoffnung auf stabilere Bayern-Defensive
Manuel Neuer also zurück in der Startelf des FC Bayern - damit wird auch die Hoffnung auf eine stabilere Defensive genährt, als dies zuletzt der Fall war. Gerade in der Champions League präsentierte sich die Defensive anfällig. Der Mangel an Verteidigern war in den letzten Wochen immer wieder mal Thema - insbesondere als im DFB-Pokalspiel bei Drittligist SC Preußen Münster sämtliche Innenverteidiger ausfielen. "Im Training hat man schon gesehen: Das ist ein komplett neues Level an Torwartspiel. Damit macht er seine Abwehrkollegen stärker. Das ist einfach eine eigene Liga", sagte Tuchel.
Das Comeback Neuers hatte sich nach den Worten Tuchels aber auch deshalb verzögert, weil Neuer erst die Abläufe der Viererkette verinnerlichen wollte - kein einfaches Unterfangen, wenn die Startformation aus unterschiedlichen Gründen ständig wechselt und sich nach acht Bundesliga-Spieltagen immer noch keine Stamm-Abwehrreihe herauskristallisiert hat.
Neuers Karriere von vielen Verletzungen begleitet
Neuers große Erfahrung sollte ihm dabei helfen, sich schnell wieder ans Bundesliganiveau zu gewöhnen und eine gute Abstimmung mit seinen Vorderleuten hinzubekommen. "Idealerweise wäre jetzt der Moment, indem wir nach Asien fliegen und Spielzeiten verteilen können. Mal eine Halbzeit, mal 60 Minuten. Das ist nicht so. Deswegen hoffen wir auf die Erfahrung. Auf die Intuition des Sportlergehirns. Dass Manu das mit seiner Erfahrung alles wettmacht", sagte Tuchel. Schließlich ist es nicht Neuers erste schwere Verletzung.
Schon 2018 hatte die Karriere des Bayern-Profis nach seinem dritten Mittelfußbruch auf der Kippe gestanden. Es folgten eine Daumenverletzung, Wadenprobleme, eine Knie-Operation und im Oktober eine Schultergelenksprellung. Mit dem Unterschenkelbruch ereilte ihn im fortgeschrittenen Fußballer-Alter jetzt aber eine seiner gravierendsten Blessuren.
Im zweiten Schritt zurück zur Nationalmannschaft?
Sollte Neuers Comeback gelingen, dürfte er auch für Bundestrainer Julian Nagelsmann im Hinblick auf die Fußball-Europameisterschaft 2024 im eigenen Land wieder interessant werden. Zwar ist Neuer in der DFB-Auswahl die Kapitänsbinde los - Ilkay Gündogan soll nach dem Willen Nagelsmanns Spielführer bleiben. Und zuletzt wurde der Bayern-Keeper von Marc-André ter Stegen (FC Barcelona) und Kevin Trapp (Eintracht Frankfurt) ordentlich vertreten. Doch auch hier ist das letzte Wort darüber, wer am 14. Juni beim EM-Eröffnungsspiel in München im deutschen Kasten stehen wird, noch nicht gesprochen. Es liegt allein in Neuers Händen.
Im Video: Thomas Tuchel zu Manuel Neuers Comeback
Unsere Frage der Woche
Manuel Neuer: Zurück im Tor, aber auch zu alter Stärke?
Die Zeit der Krücken ist lange vorbei. Seit Mai trainiert Neuer wieder auf dem Platz, im September stieg er ins Mannschaftstraining ein. Sein Ehrgeiz scheint ungebrochen, aber kann er die lange Pause wegstecken?
Wenn er es will, dann schafft er es auch wieder, prophezeite Torwartlegende Sepp Maier in der Bildzeitung. Wie Phönix aus der Asche werde er aufsteigen. Trainer Thomas Tuchel scheint ebenfalls beeindruckt: "Seine Qualität im Training ist so augenscheinlich. Es ist ein ganz außergewöhnliches Torwartspiel."
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