Anderthalb Jahre ist es nun her, dass Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic, damals Vorstandsvorsitzender und Sportvorstand des FC Bayern, Julian Nagelsmann als Cheftrainer beurlaubten. Anderthalb Jahre, in denen der Verein nicht mehr so richtig zur Ruhe gekommen ist - auch nicht, nachdem Bayern-Granden Hoeneß und Rummenigge in einer Revolte Kahn und Salihamidzic aus den Ämtern gehievt hatte.
Hoeneß: "Zu wenig Geduld" mit Nagelsmann
Das liegt zum einen daran, dass es sportlich beim deutschen Rekordmeister alles andere als glattlief - titellose Saison, ewig lange Suche nach einem Tuchel-Nachfolger. Zum anderen liegt es aber auch daran, dass weder Kahn noch Hoeneß ihre gemeinsame Zeit verarbeitet haben und nicht voneinander ablassen können.
Nachdem Hoeneß die Nagelsmann-Entlassung im Oktober des vergangenen Jahres im BR als "unklug" bezeichnet hatte, legte er im März dieses Jahres im exklusiven BR24Sport-Interview nach: Von der Führungsebene sei "zu wenig Geduld aufgebracht worden", erklärte der Ehrenpräsident. Das Langzeitprojekt Julian Nagelsmann frühzeitig zu beenden, obwohl die Münchner noch in Liga, Pokal und Champions League zu diesem Zeitpunkt vertreten waren, sei rückblickend "eigentlich nicht eine Sache, die zum FC Bayern passt", so Hoeneß.
Kahn stichelt: "Sinnvoll, Ancelotti zu entlassen?"
Nun reagierte Kahn mit etwas Abstand bei "Bild": "Ich habe oft genug gesagt, dass wir zum damaligen Zeitpunkt unsere Gründe hatten", schilderte der ehemalige Vorstandschef Kahn, ohne jedoch auf genaue Gründe einzugehen. Der 55-Jährige findet es schwierig, im Rückblick solche Entscheidungen zu bewerten und ergänzte: "Man könnte genauso gut sagen: War es denn sinnvoll, dass Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge Carlo Ancelotti damals beim FC Bayern entlassen haben, der dann bei Real Madrid was weiß ich wie viele Titel gewonnen hat." Ancelotti musste im Herbst 2017 nach etwas mehr als einem Jahr in München wieder gehen. Seitdem wurde der Italiener mit Real unter anderem zweimal Meister und gewann zweimal die Champions League.
Kahn: Ruhige Zeiten beim FCB "nicht leistungsfördernd"
Hoeneß hatte im BR24Sport-Interview zudem gesagt, dass der FC Bayern unruhige Zeiten in der Vereinsspitze hinter sich hätten und sich nach der Episode mit Kahn an der Spitze erst wieder konsolidieren mussten. Darauf angesprochen meinte der ehemalige Welttorhüter, er habe grundsätzlich beim FC Bayern noch nie ruhige Zeiten erlebt. "Ich weiß nicht, wie ruhige Zeiten beim FC Bayern tatsächlich ausschauen und ob sie wirklich leistungsfördernd sind."
Kahn sagte, er habe 14 fantastische Jahre als Spieler und fast vier Jahre in der Verantwortung erlebt. "Klar ist das nicht alles so gelaufen, wie man sich das gegenseitig vorgestellt hat. Aber irgendwann ist es auch mal gut und man sollte die Dinge belassen, wie sie sind."
Im Video: Hoeneß im BR24Sport-Exklusivinterview zur Nagelsmann-Entlassung
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