Es ist ein Mittwochnachmittag. Am Main-Donau-Kanal südlich von Nürnberg trifft sich die älteste Mannschaft des Rudervereins und bereitet sich auf ihre wöchentliche Ausfahrt vor. Zusammengerechnet kommen die fünf Ruderinnen und Ruderer auf 405 Jahre an Erfahrung. Die fünf tragen zuerst ihre Skulls, mit denen sie gleich ihr Boot bewegen werden, aus der Halle und packen dann alle gemeinsam am Boot an. Dass Rudern im hohen Alter auch herausfordernd sein kann, das zeigt sich hier zum ersten Mal. Denn das Boot, es heißt Schorschi, ist richtig schwer. "Früher haben wir es noch getragen, auf unseren Schultern", sagt Werner Hirschmann. Der 83-Jährige ergänzt: "Jetzt ist es uns zu schwer, drum rollen wir's."
Beim Rudern kennen- und lieben gelernt
Das Alter macht eben erfinderisch – und die fünf rollen den Schorschi nun auf einem sogenannten Bootswagen aus der Bootshalle des Rudervereins bis zum Steg am Main-Donau-Kanal. Zusammen sind sie immer noch stark genug, den Schorschi nun zu Wasser zu lassen. Die fünf sind ein eingespieltes Team. Sie haben sich beim Rudern kennen- und teilweise auch lieben gelernt. Jörg Jordan, 83 Jahre alt, und Dela Jordan, 77 Jahre alt, haben sich 1970 bei einem Ruderevent am Tegernsee kennengelernt. Dela kam vom Bodensee, Jörg Jordan mit seinen zwei besten Freunden aus Nürnberg. Alle drei hatten sie Interesse an Dela, aber "nur einer hat dann den Zuschlag bekommen. Das war letztendlich dann ich", sagt Jörg Jordan und lacht. Seitdem rudern sie gemeinsam – und sie sind mittlerweile mehr als 50 Jahre verheiratet.
Rudern im Alter als Herausforderung
Die fünf Ruderinnen und Ruderer mögen schon etwas älter sein, aber motiviert sind sie immer noch. "Wir rudern zwölf Kilometer, das ist nicht wenig. Uns kommt es dabei nicht unbedingt auf Schönheit an. Aber wir wollen schon noch kräftig rudern, wir wollen uns verausgaben und einfach Spaß am Rudern haben", sagt die 77-jährige Roswitha Schmidt.
Rudern trainiert Muskeln und schont Gelenke
Dann geht es los: Die fünf rudern fast komplett synchron. Rollen gemeinsam nach vorne, setzen gemeinsam ihre Blätter ein, ziehen zusammen durch und hebeln dann auch wieder gemeinsam aus. Nach zwölf Kilometern auf dem Main-Donau-Kanal legen sie wieder am Steg an. Nicht das letzte Mal, wenn es nach ihnen geht. Denn sie wollen noch eine ganze Weile die älteste Mannschaft des Rudervereins bleiben. "Das Rudern ist ein Sport, den kann man bis ins hohe Alter betreiben", sagt der 85-jährige Jochen Zarnkow. Fußball, Tennis – das sei alles nichts. Rudern dagegen funktioniere noch hervorragend. Es trainiert fast alle Muskeln – und schont dabei die Gelenke.
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