Zuversichtlich klopft Paul Thelen auf das Zieltor im Rother Triathlonpark. Wenn alles gut geht, wird der 81-Jährige mit seinen beiden Staffel-Partnern gemeinsam dort einlaufen. Vorab schauen sie sich schon mal auf der Strecke um und freuen sich auf die neue Herausforderung. So fit zu sein, ist in ihrem Alter nicht selbstverständlich. Im Training ist Paul monatlich rund 1.200 Kilometer auf dem Rad gefahren, hat Intervalle absolviert und seine Ernährung angepasst. Denn beim weltweit bekannten Challenge Roth und Bayerns größtem Breitensport-Event wartet eine 180 Kilometer Radstrecke mit einigen Anstiegen auf ihn. Vor allem auf den legendären und umjubelten Solarer Berg freut Paul sich schon sehr.
Mit dem Triathlon-Virus infiziert
Um in der Staffel 80plus starten zu können, hat Schwimmer Joachim Hintze seine Teilnahme an der Schwimm-Europameisterschaft abgesagt. Denn er kennt die elektrisierende Stimmung im Landkreis Roth bereits, weil er seinen Sohn zweimal bei dessen Rennen begleitet hat. Das Triathlon-Virus hat ihn also voll infiziert. Die 3,8 Kilometer Schwimmen im Kanal sollten für den 82-jährigen Joachim ein Klacks sein. Schließlich krault er seit seiner Kindheit jeden Tag zwei bis drei Kilometer. Ohne diese tägliche Routine und Gewohnheit fehle ihm definitiv etwas im Leben, sagt er. Außerdem hofft der gut trainierte Rentner, dass er dadurch länger fit und gesund bleibt. Seine Botschaft an alle lautet daher: Möglichst lange im Leben in Bewegung bleiben.
Langes Laufen als Genuss
Das Alter ist doch nur eine Zahl. So lautet die Antwort von Läufer Werner Stöcker, wenn man ihn fragt, wie er es schafft, im Alter von 84 Jahren noch einen Marathon in 4 Stunden 20 Minuten zu laufen. An seinem Körper ist kaum ein Gramm Fett und schon seit seinem 15. Lebensjahr gilt seine sportliche Leidenschaft der Leichtathletik. Vor allem die langen Distanzen haben es ihm angetan. 2021 ist er Weltmeister beim 100 Kilometer-Lauf in Berlin geworden, dazu noch ein gutes Dutzendmal Deutscher Meister im Halbmarathon und Marathon. Auch am legendären Wasa-Lauf, dem 90 Kilometer-Rennen auf Langlaufskiern, hat er schon begeistert teilgenommen. Einen genauen Trainingsplan verfolgt Werner nicht, sondern er genießt vor allem das Laufen in der Natur. Dabei bleibt er auch gerne mal stehen, um dem Vogelgezwitscher zu lauschen oder Pilze zu suchen.
Einer für alle, alle für einen
Natürlich wissen alle drei, dass gute Gene und ein bisschen Glück auch zum sportlichen Erfolg gehören. Doch ein Wettkampftag kann verdammt lang werden, so dass Joachim, Paul und Werner entsprechend gut vorbereitet und fit an den Start gehen wollen. Unter die Vorfreude mischt sich gleichzeitig Respekt, sagt Paul Thelen. Respekt vor der langen Radstrecke und Respekt vor dem Druck, sich keinen Patzer erlauben zu dürfen. Denn technisch oder körperlich kann immer etwas Unvorhergesehenes passieren, so dass die Staffel-Kollegen das Nachsehen hätten. Für die 180 Kilometer lange Radstrecke durch den Landkreis Roth hat Paul rund 6 Stunden und 15 Minuten einkalkuliert. Und natürlich ist es Ehrensache, dass sie sich versprechen: Einer für alle, alle für einen!
Premiere: Staffel 80 plus
Die gemeinsame Triathlon-Staffel ist für die Drei eine Premiere: Um sie zusammenzustellen, hatte Paul Thelen in den Listen des Deutschen Schwimmverbandes und des Leichtathletik-Verbandes nach den Besten gesucht und ist so auf Werner aus dem Sauerland und Joachim aus der Nähe von Berlin gestoßen. Auch beim Challenge Roth ist es eine Premiere: Es gab bislang noch keine Staffel 80 plus, sagt Veranstalterin Kathrin Walchshöfer und zollt den drei Männern großen Respekt: "In dem Alter ist das eine bewundernswerte Leistung, die wir hier im Rother Triathlon Stadion entsprechend feiern werden!" Der Zieleinlauf werde sensationell, prophezeit auch Extremsportler Hubert Schwarz aus Büchenbach. Er coacht und beherbergt die drei fitten Oldies in diesen Tagen: "Ich habe weltweit schon an vielen Wettkämpfen teilgenommen, aber die Stimmung in Roth ist unschlagbar", schwärmt er. Da werde sicher die ein oder andere Träne der Rührung fließen.
Zufriedenheit wichtiger als Medaillen
Die Staffel 80plus ist eine von mehreren Staffeln, die der Medizingerätehersteller Hörluchs aus Hersbruck an den Start schickt. Damit will Geschäftsführer Thomas Meyer nicht nur den Sport unterstützen, sondern auch Geld für Sternstunden e.V. sammeln. Die Fitness der drei älteren Herren findet er beeindruckend. Bei Wettkämpfen sind Joachim, Paul und Werner in ihrer Altersklasse jedoch oft die einzigen und damit ist ihnen ein Titel meist sicher, auch in Roth. "Doch es zählen nicht nur die Medaillen", sagt Schwimmer Joachim Hintze, der in diesem Jahr bereits Weltmeister in der Disziplin 800 Meter Kraulen geworden ist. Wichtig sei vor allem, wie zufrieden man selber mit seiner Leistung sei, sagt er. Dass alle drei aus dem Sport eine große Zufriedenheit schöpfen, ist ihnen deutlich anzumerken. Das macht Mut für's Älterwerden.
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