In einem lakonischen und genervten Staccato zählte Thomas Tuchel die knallharte Realität auf. "Manuel (Neuer) ist nicht im Kader, Leroy (Sané) ist nicht im Kader, Kingsley (Coman) ist nicht im Kader, Aleks Pavlovic ist nicht im Kader und Nous Mazraoui ist nicht im Kader." Die fünf sehr prominenten Namen fehlen in beim Bundesliga-Duell gegen Heidenheim (Samstag, 6. April, ab 15.30 Uhr live in der Radioreportage). Doch ein Ausfall im aussichtslosen Meisterschaftsrennen wiegt nicht so schwer wie die Gefahr, dass die Spieler auch für das Hinspiel im Champions-League-Viertelfinale des FC Bayern bei Arsenal London (Dienstag, 9.4., ab 21 Uhr live in der Radioreportage) auszufallen drohen.
Tuchel bangt: "Es zählt jede Minute"
Die Stimmung nach dem 0:2 im Prestigeduell mit Borussia Dortmund und die öffentlich abgeschenkte Meisterschaft haben die ohnehin gedrückte Stimmung an der Säbener Straße ordentlich getrübt. Entsprechend empfindlich reagierte Tuchel auf Nachfragen, ob er einen oder mehrere Spieler mit Blick auf Arsenal extra nicht mit nach Heidenheim nimmt. "Sie werden nicht geschont für Dienstag, sondern sie sind nicht im Kader, weil es nicht geht", erläuterte der Noch-Trainer des Tabellenzweiten, der im Sommer seinen Hut nehmen wird.
Für das Spiel in London gäbe es in jedem der fünf Fälle "keine Tendenz, jeder Tag und jede Minute zählt." Sané hat nach Angaben von Tuchel mit Schambein-Problemen zu kämpfen. Der gerade erst wiedergenese Coman spürt muskulär die Nachwirkungen seines 30-minütigen Comebacks gegen den BVB vom letzten Samstag. Shootingstar Aleksandar Pavlovic liege "mit einem Infekt komplett flach" und Nationaltorhüter und Bayern-Kapitän Manuel Neuer ist nach seinem Muskelfaserriss in den linken Adduktoren noch nicht wieder einsatzbereit.
Taktit-Training? Verletzungsmisere "zu verrückt"
Was Tuchel angesichts des erneuten Personal-Engpasses unbedingt noch einmal anmerken wollte: "Die Möglichkeiten, etwas taktisch auszuprobieren, sind extrem schwer. Die Verletztensituation ist zu verrückt. Es fehlen die ganze Zeit Spieler, die in den Planungen eine große Rolle spielen." Vor dem Kracher gegen den taktisch herausfordernden FC Arsenal könnte dies bereits als vorgeschickte Erklärung zu verstehen sein, sollte der FC Bayern aus der Champions League ausscheiden und damit seine letzte Titelchance in dieser Spielzeit auch noch verspielen. Eine Saison ohne Silberware gab es das letzte Mal 2012.
Letzter Titel-Chance "wird alles untergeordnet"
Einzig das Fragezeichen hinter Raphael Guerreiro konnte Tuchel ausräumen, der Portugiese kehrt in den Spieltagskader zurück. "Es ist immer die Kunst, nicht an das übernächste Spiel zu denken", erklärte Tuchel, der zunächst die Ernsthaftigkeit betonte, mit der die Premiere auf der Ostalb bei Neuling Heidenheim angegangen werden soll: "Wir sind alle tierisch genervt mit dem Verlauf des letzten Wochenendes. Es sollte der Anspruch sein, genügend Wut im Bauch zu haben, um die Dinge geradezurücken."
In Heidenheim erwarte den FCB "ganz klassisch David gegen Goliath" und ein Gegner, der "nichts zu verlieren hat". Doch mindestens im Hinterkopf, das wurde erneut deutlich, hat Tuchel den Kracher bei den Gunners, seiner letzten Titel-Chance als Bayern-Trainer. "Wir haben über der Saison, so unzufriedenstellend sie auch verlaufen ist, ein übergeordnetes Ziel, das ist Wembley. Wir sind im Viertelfinale, so viele Schritte sind es nicht mehr." Entsprechend werde dem Halbfinal-Einzug "momentan alles untergeordnet". Und dazu gehört wohl auch das Bundesliga-Spiel gegen Heidenheim.
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