Der Darmstädter Fußball-Trainer Torsten Lieberknecht ist seit langem im Geschäft, er ist bekannt für seine Emotionalität auf dem Platz, aber auch dafür, dass er nach den Partien die Sachen relativ realistisch einschätzt. Und so kamen die Journalisten nach dem 5:2 des FC Bayern beim SV Darmstadt 98 auch auf den Matchwinner zu sprechen: Jamal Musiala.
Einen Fußballer also, der nicht nur zweimal traf und immer wieder feine Dribblings abschloss, sondern auch noch das 4:1 von Serge Gnabry brillant vorlegte. An diesem Samstagnachmittag zeigte der 21-Jährige wieder einmal, dass die Erwartungen in ihn zwar hoch sein mögen, er aber imstande ist, sie auch zu erfüllen.
Lieberknecht: "Wenn sie nicht sogar Europameister werden mit ihm"
Und nun kam der Realist Lieberknecht ins Spiel, der bei der Pressekonferenz auf eben jenen Mann des Spiels Musiala angesprochen wurde. Lieberknecht, der natürlich noch im Eindruck der starken Leistung Musialas stand, hob sogleich an zu einer Lobrede: "Wenn man nicht direkt beteiligt ist als gegnerischer Trainer oder gegnerische Mannschaft, dann ist es ein Hochgenuss dem Jungen zuzuschauen", sagte er.
Er vergaß dabei auch nicht, dass die Nachricht von der neu strukturierten und nominierten Nationalelf von Julian Nagelsmann, in deren Mitte sich weiterhin Musiala findet, noch frisch war: "Deutschland und die Nationalmannschaft können sich glücklich schätzen, dass wir so einen Spieler haben. Er wird die Mannschaft mit zur Europameisterschaft führen, wenn sie nicht sogar Europameister wird mit ihm." Er hätte auch sagen können: "Sky is the limit" für diesen deutschen Mittelfeld-Magier. Auch wenn Thomas Müller genau dazu noch mit einem Augenzwinkern einschränkte: "Sein Dribbling ist natürlich Wahnsinn, aber sein Kopfballspiel im gegnerischen Strafraum eventuell noch ausbaufähig."
Zuletzt war Musiala an sieben Toren in drei Spielen beteiligt
Lieberknechts Worte beeindruckten dann erst einmal auch den FC-Bayern-Trainer Thomas Tuchel: "Wow, jetzt geht mal kurz das Licht aus", sagte er. Erst einmal musste er sich sammeln. Ehe er Musiala doch noch ein wenig tadelte: "Wir sind immer mit ihm zufrieden, das Potenzial ist klar, ist herausragend. Aber die Effektivität war in dieser Saison lange nicht so, wie er es gewohnt war und wie er es auch möchte." In der Tat gab es gerade im Laufe des Herbstes ein paar Phasen, in denen die vielen Dribblings Musialas eben doch nicht erfolgreich war. In denen ihm Leroy Sané beim FCB ein wenig den Rang ablief.
Doch just im neuen Jahr 2024, als Sané zu schwächeln begann, liefert Musiala nun wieder prächtig ab. In den vergangenen fünf Bundesliga-Partien war er an den Münchner Toren beteiligt. In den jüngsten drei Partien traf er vier Mal und legte zudem drei Treffer auf, dazu kommen dann auch noch die vorletzten Pässe wie beim Tor zum 5:1 in Darmstadt. Wenn die Münchner also jubelten, waren Musialas Füße zuvor fast immer beteiligt.
Tuchel merkt an: "Er soll entscheidend für uns sein"
Das hob schließlich auch Tuchel hervor: "Jetzt fühlt er sich sehr wohl, fühlt sich fit, fühlt sich auf der Position wohl. Und die Automatismen greifen ein bisschen besser", sagte der Coach. "Wir hoffen, dass er das Niveau jetzt so halten kann und werden ihn weiter pushen. Weil er dann natürlich so wie heute für uns entscheidend ist und entscheidend sein soll."
Das ist der Anspruch, den auch Nagelsmann an den 21-Jährigen hat. Eben so, wie es der Realist Lieberknecht nach 90 Minuten als Musiala-Zuschauer feststellen musste: "... wenn sie nicht sogar Europameister wird mit ihm."
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