Konrad Laimer und Eric Dier jubeln nach dem Sieg über den FC Arsenal
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FC Bayern: Als unbezwingbare Einheit zum letzten großen Ziel?

FC Bayern: Als unbezwingbare Einheit zum letzten großen Ziel?

Viele hatten die Saison des FC Bayern schon längst abgeschrieben - nun stehen die Münchner im Champions-League-Halbfinale. Gegen Arsenal arbeitete die Mannschaft wieder als Einheit und weckt Erinnerungen an die Saison 2020.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport am .

"Mein Liebster hat keine Kraft, doch er hat seine Überzeugungen" - Arm in Arm standen, sprangen, stampften die Spieler des FC Bayern nach dem Einzug ins Champions-League-Halbfinale in ihrer Kabine und grölten aus voller Kehle den 90er-Jahre-Eurodance-Klassiker "Freed from Desire".

So laut, dass einige Meter weiter die niedergeschlagenen Kontrahenten vom FC Arsenal das sicherlich mitbekommen haben. Nach einem weiteren schmerzhaften Ausflug nach München dürfte die Nordlondoner nicht nur die Erinnerung an diese kompakte FC-Bayern-Mannschaft, sondern auch ein Ohrwurm beim Einschlafen Probleme bereiten: "My love has got no power, he's got his strong beliefs"

Eine Liedzeile beschreibt die Situation beim FCB

Diese Zeile aus dem Song beschreibt die vergangenen vier Monate beim FC Bayern recht treffend. Kraftlos schleppte sich der stolze deutsche Rekordmeister wochenlang in der Bundesliga von Spiel zu Spiel. Auf die anschließend folgenden Interviews, in denen man Besserung gelobte, folgte kurz darauf die nächste blutleere Vorstellung, die nächste unkonzentrierte, von Fehlern durchsetzte Partie. In der Jagd auf Spitzenreiter Bayer Leverkusen fehlte den Münchnern die Kraft, Schritt zu halten, um im Meisterschaftskampf Druck aufzubauen.

Der lächelnde Groll des FC Bayern

Kein Wunder, dass Fans und Experten dieses Team schon komplett abgeschrieben hatten - speziell vor dem Champions-League-Viertelfinale gegen Arsenal. Und doch hatten die Erfolgsverwöhntesten, weil dienstältesten FC-Bayern-Profis ihre eigene starke Überzeugung, dass sich irgendwo ganz tief in dieser angezählten Truppe eine Spitzenmannschaft versteckt hatte. "Der Groll in mir lächelt schon fast wieder", sagte etwa Thomas Müller, das personifizierte "Mia san Mia", nach der blamablen Heidenheim-Niederlage.

Die Kampfansage, die damals noch leicht belächelt wurde, hat sich über die 180 Minuten gegen den FC Arsenal bewahrheitet. Im Hin- und Rückspiel des Champions-League-Viertelfinales trat der FC Bayern auf wie eine Topmannschaft - also so, wie man sie eigentlich seit der Winterpause nicht mehr gesehen hatte. Gegen einen Gegner, dem mit seiner Spielweise die so offen zur Schau getragenen Probleme der Münchner eigentlich perfekt ins Konzept gepasst haben, gelangen zwei fast makellose Partien.

Tuchels Plan gegen das Pressingmonster Arsenal

Mit einem fantastischen Matchplan schickte der viel kritisierte Trainer Thomas Tuchel seine Mannschaft in die beiden Duelle. Jeder Spieler hatte genaue Anweisungen: Wie das Pressing des FC Arsenal zu überspielen sei, wie man die Mittelfeldspieler Declan Rice und Martin Ödegaard daran hindern kann, im Spielaufbau den Ball zu bekommen, wie die beste Defensive der Premier League doch überwunden werden kann.

Eine Erinnerung daran, dass der 50-Jährige nicht ohne Grund als einer der besten Trainer der Welt gilt. Und so ließ sich Tuchel nach der Partie passenderweise zu einer Guardiola-haften Philosophie-Phrase hinreißen: "Das ist alles immer nur ein Gefährt. Die Spieler sind die Fahrer, die fahren das Auto und füllen das mit Leben."

Verletzungsprobleme: FC Bayern arbeitet als Einheit

Und die Spieler fuhren dieses Gefährt äußerst gewissenhaft. Der Leichtsinnsfehler von Konrad Laimer im Spielaufbau in der zweiten Halbzeit des Rückspiels blieb eine Ausnahme. Personell kamen die Münchner wieder einmal auf dem Zahnfleisch daher: kein Kingsley Coman, kein Serge Gnabry, kein Alphonso Davies. Und als der Aushilfs-Linksverteidiger Noussair Mazraoui 15 Minuten vor dem Schlusspfiff angeschlagen ausgewechselt wurde, musste dann der Innenverteidiger Min-jae Kim gegen den schnellen Flügelstar Bukayo Saka ran.

Doch die Münchner traten als Einheit auf. Verschoben unermüdlich, stellten Passwege und Spieler zu und machten den gesamten Angriffsplan von Arsenal-Coach Mikel Arteta zunichte. In der zweiten Halbzeit folgte dann die Kür. Die Münchner übernahmen plötzlich auch die Kontrolle über die Offensive und erdrückten die "Gunners" förmlich.

Harry Kane im Stile von Thiago

Stärken hatte diese Mannschaft, die auf dem Rasen stand viele: Ob ein Joshua Kimmich, der als Rechtsverteidiger zur alten Größe gefunden hat, Leon Goretzka, der kämpfend und antreibend beste Argumente für eine EM-Teilnahme sammelte, ein nimmermüder Manuel Neuer, der als wichtige Anspielstation das Londoner Pressing aushebelte, oder Harry Kane, der im Mittelfeld Bälle so präzise verteilte, dass Erinnerungen an Thiago wach wurden.

Und doch war an diesem Abend der Star die Mannschaft. So eingeschworen erlebte man die Münchner wohl zuletzt 2020. Die Aufstellung von damals ähnelt der aktuellen sehr. Und auch damals hatte man die Mannschaft während der Saison eigentlich schon abgeschrieben. Am Ende reichte es zum großen Titel, gar unbezwingbar wirkten sie damals - dass das auch intern so empfunden wurde, bestätigte 2020 auch Joshua Kimmich. Wie damals könnte auf einen möglichen CL-Titel dann der Weggang zahlreicher Leistungsträger folgen.

Nun wartet Endgegner Real Madrid

Tuchel hatte im März schon einmal vom Champions-League-Finale geträumt. Diesem Traum ist man einen großen Schritt näher. Nur wartet auf den FC Bayern der eigene Angstgegner im Halbfinale: Real Madrid, die Mannschaft, die den Münchnern immer wieder schmerzhafte Niederlagen beschert hat - so etwas wie der Endgegner für viele europäische Vereine, aber besonders den FC Bayern.

Diese Spiele werden zum ultimativen Test für Tuchel und Mannschaft. Zumindest haben die Münchner bewiesen, dass ihnen die Außenseiterrolle ganz gut gefällt - und dass sie noch immer sehr von den eigenen Fähigkeiten überzeugt sind.

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