Ungewohnte Aufgabe: Rücken stärken - Thomas Müller (links) mit Nationalmannschaftskollegen Toni Kroos.
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Ungewohnte Aufgabe: Rücken stärken - Thomas Müller (links) mit Nationalmannschaftskollegen Toni Kroos.

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DFB-Team vor der Heim-EM: Der FC-Bayern-Block bröckelt

DFB-Team vor der Heim-EM: Der FC-Bayern-Block bröckelt

Mit dem Trainingslager im Weimarer Land beginnt für die DFB-Auswahl die Vorbereitung auf die Heim-EM. Mit dabei: sechs Spieler des FC Bayern. Doch die Münchner sind nicht mehr das Gerüst des DFB. Das zeigt nicht nur der Verzicht auf Leon Goretzka.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport am .

Die Mannschaft, auf die Julian Nagelsmann bei der Europameisterschaft setzen wird, nimmt immer mehr Form an. Schon bei den Testspielen gegen die Niederlande und Frankreich bekam man eine bessere Vorstellung von dem Plan des jungen Bundestrainers. Seine Interviews während des Saisonendspurts ließen weitere Schlüsse zu und nun, mit der Nominierung eines 27-Mann-Kaders, hat man eine sehr gute Idee, wie das Konstrukt aussehen soll, mit dem die deutsche Nationalmannschaft bei der Heim-EM erfolgreich sein möchte.

DFB-Team: Der Status des FC Bayern ist gesunken

Jeder Spieler, das hat Nagelsmann immer wieder betont, bekommt nach Vorbild der Basketballnationalmannschaft eine ganz eigene Rolle für dieses Turnier zugewiesen. Die von Toni Kroos wird eine sehr zentrale sein. Kai Havertz ist ein wichtiger Baustein. Auch die Innenverteidiger Jonathan Tah und Antonio Rüdiger und das kreative Duo Florian Wirtz und Jamal Musiala. Sie werden besonders wichtig bei dem Vorhaben, im eigenen Land den EM-Titel zu gewinnen. Ungewöhnlich unprominent kommen in diesem Plan die Spieler der Mannschaft daher.

Das Standing der FC-Bayern-Spieler beim DFB hat sich merklich verändert. Stellten die Münchner bei der vergangenen EM mit acht Nominierten noch fast ein Drittel des gesamten Kaders, so berief Nagelsmann nun nur noch sechs Spieler und verzichtete auf Leon Goretzka und Serge Gnabry. 2021 gehörten Manuel Neuer, Joshua Kimmich, Thomas Müller und Serge Gnabry zum unumstrittenen Stamm der Elf. Mit Leroy Sané, Leon Goretzka gab es zwei weitere Spieler, die in jedem Spiel auf dem Feld standen, in dem sie einsetzbar waren – und Jamal Musiala sollte gegen Ungarn und England von der Bank aus für den Umschwung sorgen. Die Spieler des Rekordmeisters bildeten damals in jeder Phase der Spiele das Gerüst der Mannschaft.

Jamal Musiala: Der Unantastbare

Das wird bei dieser EM wohl etwas anders aussehen. Den Status vergangener Tage habe die Münchner aktuell nicht mehr. Mit Manuel Neuer, Jamal Musiala und Joshua Kimmich sind nur drei von ihnen auch in der Startelf gesetzt – und nur der Jüngste von ihnen ist über jeden Zweifel erhaben.

Ein großer Teil der deutschen EM-Hoffnungen ruht auf den schmalen Schultern des 21-jährigen Musiala. Gemeinsam mit seinem Kumpel Florian Wirtz soll er der Offensiv-Motor sein, soll für Unberechenbarkeit sorgen und die Geistesblitze von Kroos zu Ende denken. Musiala selbst sagte kürzlich von sich, dass er nun mit seinen erfahrenen 21 Jahren nicht mehr den Status "als junger Spieler" haben möchte, sondern Leistungsträger sein will.

Kimmich: Unterordnen für den Stammplatz

Das will und ist auch Joshua Kimmich. Für ihn ist die EM bereits das fünfte große Turnier mit der deutschen Nationalmannschaft. Doch damit er – wie bei den vier Großevents zuvor – auch diesmal zur Stammelf gehört, musste er seine Lieblingsposition verlassen. Der Platzhirsch im zentralen Mittelfeld ist Rückkehrer Kroos. An dessen Seite werden vor allen Dingen İlkay Gündogan und Robert Andrich zu sehen sein. Für Kimmich bleibt die Rolle als Rechtsverteidiger übrig.

Zwar sehen nicht wenige Trainer, Fans und Experten dort ohnehin seine stärkste Rolle, doch nicht er selbst. "Ich bin ein Sechser", hatte er noch vor dieser komplizierten Saison verkündet. Doch den Status, sich das aussuchen zu können, hat er verloren – nicht nur im Verein, sondern auch beim DFB. Einst als sicherer Kapitäns-Nachfolger von Manuel Neuer gehandelt, kämpft Kimmich in der Nationalmannschaft um seinen Platz: auf dem Feld und in der internen Hierarchie. Genauso wie Manuel Neuer, der erstmals seit 14 Jahren wirklich um seine Rolle als Nummer eins in der deutschen Nationalmannschaft bangen musste. Neuer ist zwar seit seiner schweren Verletzung die Kapitänsbinde los, doch hat seinen Status als Stammtorhüter zementiert – zumindest für dieses Turnier, das womöglich sein letztes sein wird.

Thomas Müller: Zwischen Rappern und Jodlern

Alle anderen FC-Bayern-Spieler werden wohl nicht zum Stammpersonal gehören. Thomas Müller wird bei der EM sein achtes Großturnier bestreiten, doch zum ersten Mal wird er die Partien vor allen Dingen von der Bank aus verfolgen, das machte Nagelsmann bereits klar: "Er wird keine Spiele von Anfang an bestreiten", sagte der Bundestrainer bei der Kaderpräsentation. Für Müller ist seine wichtigste Rolle abseits des Platzes vorgesehen: "Neudeutsch würde man Connector sagen. Er kann Gruppen verbinden. Er kann mit den Rappern in der Mannschaft, aber auch mit den Jodlern", erklärte Nagelsmann, der allerdings einschränkte: "Ich finde es schwierig, ihn nur als Gute-Laune-Onkel zu beschreiben" und ihm Einsatzzeiten als Joker in Aussicht stellte.

Auf Spielzeit hofft auch Aleksandar Pavlovic. Der 20-jährige Youngster hat Nagelsmann mit seiner Zweikampfstärke und Spielintelligenz überzeugt und wird dennoch mehr Erfahrung als Einsatzminuten sammeln. Besonders von Kroos soll er profitieren "damit er vielleicht auch mal fünf Champions-League-Titel gewinnt", erklärte Nagelsmann, obwohl Pavlovic im Verein ja durchaus auch den einen oder anderen Mitspieler hat, der weiß, wie man den größten Titel im Vereinsfußball gewinnt.

Leroy Sané: Das große Fragezeichen

Das größte Fragezeichen schwebt derzeit über Leroy Sané. Nicht nur wegen seiner andauernden Verletzung ist die Rolle, die ihm bei dieser EM zukommt, ungewiss. Seit Monaten plagen den Flügelspieler Schmerzen im Schambeinbereich. Doch damit alleine ist die unbeständige Formkurve aus der Rückrunde (nur zwei Torbeteiligungen seit Anfang Februar) nicht zu erklären.

Zudem konnte er bei den DFB-Testspielen gegen Frankreich und die Niederlande nicht für sich werben: Er verpasste die Spiele wegen einer Rotsperre, die er auch im vorletzten EM-Test gegen die Ukraine (3. Juni, ab 20.45 Uhr live in der Radioreportage bei BR24Sport) absitzen muss. Es wäre eine gute Gelegenheit gewesen, um Argumente zu sammeln, warum der schnelle Flügelspieler eine gute Ergänzung zum Offensiv-Trio Musiala-Wirtz-Havertz sein kann.

Heim-EM: Auch ein bröckelnder Bayern-Block taugt als Fundament

Wie diese Rolle schließlich auch aussehen wird, die Nagelsmann für Sané zum EM-Start ausgibt: Er wird sich fügen müssen. Denn das, das hat der Bundestrainer immer wieder klargemacht, ist die oberste Voraussetzung. Es ist Nagelsmann hoch anzurechnen, dass all die verdienten FC-Bayern-Stars das bislang akzeptiert haben, obwohl ihr Einfluss auf Spiel und Mannschaft gesunken ist.

Ob als spielgestaltender Rechtsverteidiger, zurückgekehrte Nummer 1, verlängerter Arm des Trainers oder als Impulsgeber von der Bank: Es gilt, sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen. Die FC-Bayern-Spieler sind aktuell nicht das Gerüst der Nationalmannschaft, doch noch immer entscheidend für den Erfolg des Teams. Sollte diese Erkenntnis während des Turniers bei den Spielern weiter reifen und sie ihre Rollen annehmen, kann selbst dieser bröckelnde FC-Bayern-Block ein stabiles Fundament sein, das das DFB-Team in bei der Heim-EM weit trägt.

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