Das Gruppenbild aus dem Höhenkirchner Forst können wir hier nur in einem Ausschnitt zeigen: Insgesamt 15 Politiker und Würdenträger waren gekommen, um beim Spatenstich für drei Windräder dabei zu sein – mittendrin der extra angereiste Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW). Ein zweiter Spatenstich folgt am heutigen Freitag im Hofoldinger Forst, ebenfalls südlich von München. Der Andrang zeigt: Der Symbolwert dieser Projekte ist hoch. Es geht darum zu zeigen, dass auch in Oberbayern der Ausbau der Windkraft vorangeht. Gerade aus Franken war in den vergangenen Jahren immer wieder die Frage zu hören, wann eigentlich der Süden auch mal seinen Beitrag zur Energiewende leisten würde.
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Tölzer Landrat: Wir arbeiten kräftig an der Windenergie
Jetzt aber versichert der Landrat von Bad Tölz-Wolfratshausen, Josef Niedermaier (FW), der gleichzeitig Sprecher der bayerischen Planungsverbände ist, dass die Regionalplaner im ganzen Land derzeit kräftig an Windkraftplänen arbeiten. Es gebe, neben manchen Widerständen, auch im Süden eine große Akzeptanz für Windkraft: "Es wird uns in Oberbayern immer unterstellt, dass wir da das nicht wollen. Aber die Heimat im Altmühltal und im Fichtelgebirge ist genauso wichtig und genauso schön wie unsere."
Windkraftverband: Bevölkerung zieht beim Ausbau mit
Aus der Windkraftbranche wird das bestätigt. Bernd Wust vom bayerischen Windkraftverband sieht den negativen Bürgerentscheid Anfang des Jahres in der kleinen Gemeinde Mehring im Landkreis Altötting zum geplanten Groß-Windpark im Chemiedreieck nicht als repräsentativ: "Ich glaube, es ist der Bevölkerung sehr bewusst und vielleicht auch bewusster als vielen Politikern, dass wir diese Energiewende jetzt wirklich anpacken müssen." Dabei gehe es nicht zuletzt um die Wettbewerbsfähigkeit der bayerischen Industrie.
Grüne: Oberbayern ist teils zu langsam
Trotzdem ist die Bewegung hin zu mehr Windkraft längst nicht überall in Bayern gleich schnell, konstatiert der Grüne Martin Stümpfig, Landtagsabgeordneter aus Feuchtwangen. Während sein eigener Regionaler Planungsverband in Westmittelfranken bereits jetzt umfassend Fläche für Windkraft ausgewiesen habe und der Planungsverband Oberfranken-Ost bereits konkret 71 neue Windräder plant, werde in Oberbayern teilweise gerade erst begonnen: "Das ist wirklich sehr, sehr langsam. Und da wünschen wir uns einfach, dass die Staatsregierung ein klares Ziel sagt."
Auch Regionalplaner wollen schneller klare Vorgaben
Auch die bayerischen Regionalplaner fordern von der Staatsregierung möglichst schnell genauere Vorgaben, wie viel Platz für Windräder in den einzelnen Regionen vorgesehen werden muss. Die Hauptfrage dabei ist: Wie viele Windräder müssen in Südbayern entstehen.
Für ganz Bayern legt das Wind-an-Land-Gesetz des Bundes zwei verbindliche Etappenziele fest: Bis Ende 2027 müssen 1,1 Prozent der Landesfläche als Windkraftgebiet ausgewiesen sein, bis Ende 2032 dann 1,8 Prozent der Landesfläche. Die Staatsregierung hat bisher nur festgelegt, dass jeder der 18 Regionalen Planungsverbände in Bayern auf seinem Gebiet das erste Ziel erreichen muss. Wie es danach weitergeht, ist bisher offen.
Ein Südbayern-Rabatt dank der Wasserkraft?
Genau darin sieht der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Regionalen Planungsverbände und Landrat von Bad Tölz-Wolfratshausen, Josef Niedermaier (FW), ein Problem: "Wenn man nicht genau weiß, auf was soll man jetzt hin planen, das macht es enorm schwierig. Deswegen habe ich die Bitte, ganz klar zu sagen, was man machen soll und was nicht." Seine Vorstellung wäre, dass man bei der Zuteilung der Windkraftquoten für die einzelnen Regionen auch anrechnen soll, was bisher dort bereits an erneuerbarem Strom produziert wird. Was eine Art Rabatt für den Süden bedeuten würde, weil an den großen Gewässern dort schon seit Langem leistungsstarke Wasserkraftwerke installiert sind.
Unterschiedliches Potenzial in den Regionen
Klar ist: Im Süden weht durchschnittlich auch weniger Wind, vor allem im unmittelbaren Alpenvorland und in Teilen Niederbayerns sind die Windstärken zu schwach für einen wirtschaftlichen Betrieb von Windrädern. Deswegen hätte eine regional unterschiedliche Verteilung der Windräder in Bayern auch eine plausible Begründung - ähnlich wie in ganz Deutschland, wo eine Reihe von Bundesländern mehr Platz für Windkraft schaffen muss als Bayern: Niedersachsen etwa am Ende 2,2 Prozent seiner Landesfläche.
Baden-Württemberg ist schneller
Das sieht auch der Energieexperte der Landtags-Grünen, Martin Stümpfig, so. Während der Regionale Planungsverband in seiner Heimat Westmittelfranken bereits jetzt 2,2 Prozent seiner Fläche für Windkraft ausgewiesen habe, könnten es in anderen Regionen beispielsweise nur 1,6 Prozent sein. Wichtig sei jedoch, dass die bayerische Staatsregierung jetzt schnell für alle klare Ziele vorgebe: "Baden-Württemberg sagt zum Beispiel, bis Ende 2025 müssen alle Planungsverbände ihre 1,8 Prozent Fläche ausgewiesen haben. So etwas brauchen wir in Bayern dringend auch, um hier endlich mal aufs Tempo zu drücken."
CSU: Wir haben schon einen klaren Plan
Die CSU indes sieht Bayern bereits mit den bisherigen Regelungen gut gerüstet. Die Landtagsabgeordnete Kerstin Schreyer betont auf BR-Anfrage: "Wir in Bayern verfolgen bereits einen klaren Plan zum Ausbau der Windkraft." Sie bekräftigt das Ziel aus dem Koalitionsvertrag mit den Freien Wählern: 1.000 neue Windräder im Freistaat bis zum Jahr 2030.
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