Nicht schon wieder! Die Fans der SpVgg Bayreuth erleben gerade ein traumatisches Déjà-Vu. 2008 stand die "Altstadt" schon mal kurz vor der Insolvenz. Nun hat sich die aktuelle Geschäftsführerin Nicole Kalemba mit einem emotionalen Aufruf zu Wort gemeldet. Die aktuelle finanzielle Situation sei "mehr als kritisch": "Wir reden hier von einer 103-jährigen Vereinstradition. Es ist fast schon keine Bitte mehr, sondern ein inständiges Gebet dafür, dass die Menschen da draußen verstehen, was das bedeutet."
Hohe Verbindlichkeiten - 500.000 Euro bis Juni nötig
Etwa eine halbe Million Verbindlichkeiten drücken den Traditionsklub, der vor zwei Jahren noch in der 3. Liga spielte: Hohe Beiträge bei der Berufsgenossenschaft, die laut Verein nicht in Raten abgezahlt werden dürfen, belasten den Etat, dazu sei der Drittligaabstieg "ein kleiner Genickbruch" gewesen, so Kalemba. "Es sind Altlasten dabei, aber natürlich ist auch der aktuelle Spielbetrieb ein hoher Kostenfaktor."
Über ein Jahrzehnt sind immer wieder Gönner eingesprungen, wenn es finanziell eng wurde. Das möchte Kalemba nun grundlegend ändern: "Der Verein konnte so lange am Leben erhalten werden dank dieser Unterstützung. Jetzt sind wir aber einfach an einem Punkt angekommen, wo die Kosten so dermaßen hoch sind, dass auch solche Personen mal sagen: So kann's nicht weitergehen. Wir müssen jetzt einfach mal den Umbruch schaffen."
2008 hilft der FC Bayern bei der Rettung
Schon 2008 schlitterte die "Altstadt" knapp an einer Insolvenz vorbei. Damals half der FC Bayern München mit einem "Retterspiel". Die eigenen Fans boten sich bei "ebay" an, um einen anderen Klub zu unterstützen. Ein Fan von Viktoria Aschaffenburg bekam damals den Zuschlag. Der Auktionserlös kam der Rettung der Gelb-Schwarzen zugute.
Nun sollen erneut die kreativen Fans und andere Helfer in die Bresche springen und den Klub retten: Eine Crowdfundingaktion soll bis Juni 500.000 Euro in die leeren Kassen spülen. Nach wenigen Tagen sind zwischen 10.000 und 20.000 Euro eingegangen. Der Weg zur halben Million ist aber ein weiter.
Höhe der Deckungslücke überrascht
Die Notlage kommt in seiner Dimension durchaus unerwartet: Zwar hatte der Ex-Geschäftsführer Wolfgang Gruber, der nicht nur einmal in die eigene Schatulle griff, um dem Verein zu helfen, schon vor einem Jahr angedeutet, dass es finanzielle Engpässe gebe. Die Höhe der Deckungslücke überrascht dennoch. Zumal in der Drittligasaison 2022/2023, die Bayreuth als Tabellenletzter abschloss, die Verantwortlichen um den damaligen Sport-Geschäftsführer Michael Born mehrfach öffentlich betont hatten, nicht ins finanzielle Risiko zu gehen, um den Klub nicht in eine wirtschaftliche Schieflage zu manövrieren.
Im Hinblick auf die dramatischen Nachrichten irritiert auch, dass in der Winterpause mit Jermain Nischalke noch ein Neuzugang mit Zweit- und Drittligaerfahrung nachverpflichtet wurde. Aber klar: Die Aufstiegsperspektive ist intakt. Laut Kalemba will die SpVgg auch das dafür notwendige (und kostenintensive) Lizenzierungsverfahren durchlaufen.
Kämpferische Klubführung: "Die Altstadt wird weiterleben"
Am 28. Februar startet die SpVgg zuhause gegen Viktoria Aschaffenburg ins neue Fußballjahr (live im Stream bei BR24Sport). Doch wie lange reicht das Geld? Sportlich spielen die Bayreuther eine starke Saison, belegen derzeit den dritten Tabellenplatz in der Regionalliga Bayern hinter Schweinfurt und dem FC Bayern II und haben einen höheren Zuschauerschnitt als ursprünglich kalkuliert.
Kalemba gibt sich kämpferisch: "Ich bin mir sicher, dass wir das hinbekommen werden, dass die Altstadt weiterleben und das gelb-schwarze Herz weiterleben wird." Vier Monate bleiben noch Zeit. Dann wird abgerechnet.
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