ARCHIV (17.04.2023): Symbolbild Handys in der Schule
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Bayreuther Gymnasium: Freitag ist handyfrei!

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Bayreuther Gymnasium: Freitag ist handyfrei!

Bayreuther Gymnasium: Freitag ist handyfrei!

Der Griff zum Smartphone gehört mittlerweile für viele Kinder und Jugendliche zum Alltag - auch in der Schule. Ein Bayreuther Gymnasium will mit dem Projekt "Phone Free Friday" Handynutzung nicht verbieten, aber zum Thema machen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

Es ist 7 Uhr 30 am Freitagmorgen. Im Büro des Schulleiters am Bayreuther Gymnasium Christian Ernestinum – kurz GCE – ist reger Betrieb. Auf einem Tisch stehen durchsichtige Plastikboxen. Darauf Aufkleber von der 5a bis zur 10d. Insgesamt 22 Klassen machen beim "Phone Free Friday" mit - einem handyfreien Freitag. Die Idee dazu hatten die Medienscouts der Schule gemeinsam mit der Schulleitung, der Schülervertretung und ihren Medienlehrern. "Wir wollen, dass die Kinder wieder mehr Zeit miteinander verbringen. Diese sozialen Kontakte, die oft durch digitale Medien leiden, wollen wir wieder stärken", so Lehrer Nicolas Sieber.

Handyverbot an Schulen: Diskutiert und umstritten

In Frankreich und den Niederlanden ist die private Handynutzung an Schulen verboten. Erst im Oktober 2024 hat auch Lettland für Schüler bis zur sechsten Klasse ein Handyverbot verhängt. In Deutschland sind Schulangelegenheiten Ländersache. Bayern hat als einziges Bundesland bereits 2006 ein Handyverbot im Schulgesetz verankert. Der Grund: Bei Razzien auf Pausenhöfen wurden auf Handys mancher Schüler Pornos und brutale Gewaltvideos entdeckt. Nur in Ausnahmefällen und mit Genehmigung durfte seither das Mobiltelefon genutzt werden. Erst 2022 wurde das Verbot unter dem damaligen Kultusminister Michael Piazolo entschärft. Die Ansage aus dem Kultusministerium jetzt: jede Schule soll individuell entscheiden.

Für den Bayreuther Schulleiter Franz Eisentraut wäre ein generelles Verbot kontraproduktiv. "Damit lösen wir das Problem nicht. Wir wollen in der beschränkten Zeit, die wir als Schule Einfluss auf die Schüler und Schülerinnen haben, sensibilisieren und für Gesprächsstoff sorgen. Wenn die Kinder mit solchen Projekten lernen, dass sie auch mal ein paar Stunden ohne Handy auskommen können, hoffen wir, dass sie es auch im Privaten ausprobieren."

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Phone Free Friday: Ein Vormittag ohne Handy

Cybermobbing: Medienerziehung wird immer wichtiger

Medienerziehung ist der Bayreuther Schule wichtig. Neben Mediensprechstunden, Medienunterricht ab der 5. Klasse und Medienlehrkräften gibt es seit Ende des vergangenen Jahres Medienscouts. Das sind 24 Schüler und Schülerinnen. "Manche Dinge mag man einfach nicht mit Lehrkräften, Mama oder Papa besprechen. Und so ist dann eine vertrauensvolle Atmosphäre mit älteren Schülern möglich", sagt der Schulleiter. Themen dabei immer wieder: Cybermobbing und Cybergrooming. "Das kam alles schon vor", bestätigt Medienlehrkraft Franziska Stadter.

Positive Zwischenbilanz - Fortsetzung möglich

Schon die ersten zwei handyfreien Freitage zeigen: Es wird mehr miteinander geredet, die Spieltische und der Kicker in den Pausenräumen mehr genutzt. Fast alle Klassen haben ihr Handy komplett abgegeben. Die ursprüngliche Idee, Platz 1 bis 3 mit einem Preis zu belohnen wird wohl nichts werden, lacht der Schulleiter. "Da müssen wir uns noch was einfallen lassen und da wird das Geld des Fördervereins nicht reichen. Es soll ja am Ende nicht nur ein Kuli oder Lolli sein, sondern eine gemeinschaftsfördernde Unternehmung."

Kurz vor Schulende verteilen die Medienscouts die Handys wieder. Fast jeder schaut erstmal auf den Sperrbildschirm, ob er etwas Wichtiges verpasst hat. Noch zwei Freitage läuft das Projekt, Wiederholung nicht ausgeschlossen.

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Phone Free Friday: Ein Vormittag ohne Handy

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