Vinzenz Geiger sichert sich die Goldmedaille in der Nordischen Kombination nach einer grandiosen Aufholjagd. Mit einem sensationellen Schlussprint fing der 24-Jährige seinen Teamkollegen Johannes Rydzek ab und sicherte sich den ersten Platz.
Der Oberstdorfer war mit anderthalb Minuten Rückstand als Elfter in das Rennen gestartet. Auf die Frage, ob er am Start an diese Medaille geglaubt habe, antwortete er im ZDF: "Nein, aber man darf niemals aufgeben. Ich weiß auch nicht, wie das funktioniert hat."
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Schon vor der Ziellinie riss Geiger seine Faust nach oben. Die Strapazen dieses anstrengenden Rennens suchte man in seinem Gesicht vergebens. Während hinter ihm seine Konkurrenten im Ziel zusammenbrachen, jubelte er weiter. Olympisches Gold. Der bisherige Höhepunkt seiner Karriere.
Erste Einzel-Goldmedaille für Geiger
Für Geiger ist es die erste Olympische Einzel-Goldmedaille, nachdem er 2018 schon Gold im Team geholt hatte. Dabei sah vieles nach einem Sieg für Rydzek aus. Gemeinsam waren Julian Schmid und Rydzek in das Rennen gestartet, gemeinsam kassierten sie schnell den Japaner Ryota Yamamoto, der 43 Sekunden vor ihnen gestartet war, gemeinsam gingen sie in die letzten Runde.
Geiger explodiert auf dem Schlussanstieg
Dort zog Rydzek an und die beiden trennten sich. Der Österreicher Lukas Greider ging kurz das Tempo des Oberstdorfers mit, dann hatte auch er keine Chance mehr. Doch dahinter hatte sich Geiger positioniert, der lange die Verfolgergruppe angeführt hatte, und explodierte auf dem letzten Anstieg. Dem Sprint des 24-Jährigen konnte niemand widerstehen.
Einzig der Norweger Jörgen Graabak konnte sich an die Skier von Geiger heften. Doch der jubelte schon, bevor er die Ziellinie überquert hatte. 0,8 Sekunden betrug der Abstand am Ende zwischen Gold und Silber. "Besser kann es einfach nicht gehen. Ich konnte schnell die ersten zehn Sekunden zum Graabak aufschließen und mir dann ein paar Körner sparen", kommentierte Geiger den Rennverlauf."
"Ich bin auch fassungslos. Ich hatte Bedenken, dass er die anderen heranführt und dann mit leeren Händen da steht." - Bundestrainer Hermann Weinbuch
Bitteres Ende für Rydzek
Bronze ging an Greiderer, der gemeinsam mit Landsmann und Top-Favoriten Johannes Lamparter Rydzek kassierte. Für den Oberstdorfer ein bitterer fünfter Platz. Schmid fiel auf 8 zurück.
Der Deutsche Skiverband (DSV) konnte nur drei Starter ins Rennen schicken, da Eric Frenzel und Terence Weber nach ihren positiven Coronatests noch immer in Quarantäne sitzen. Auch der norwegische Dominator Jarl Magnus Riiber fehlte wegen einer Covid-Infektion.
Corona-Isolation für Geiger
Geiger hatte selbst auch wegen des Kontakts zu seinen Teamkollegen mit Problemen in der Vorbereitung zu kämpfen. Als enge Kontaktperson musste er ständig isoliert werden, wurde alleine zum Training gefahren, musste sich in einer Einzelkabine umziehen. "Das war alles ein riesen Scheiß", sagte Geiger im ZDF, um aber direkt an seine Teamkollegen zu verweisen: "Viel schlimmer finde ich, dass der Eric und der Terence in der Isolation sind. Da hatte ich Glück, dass es mich nicht getroffen hat."
Ob Weber und Frenzel auch für den Team-Wettbewerb zur Verfügung stehen, ist bislang nicht sicher. Nach dieser Leistung dürfte Deutschland am 17. Februar zu den Favoriten zählen. "Wir haben echt ein geniales Team. Egal wer startet, diese Vier sind hochmotiviert und haben alle Chancen", sagte Geiger. Vielleicht holt er dort gleich seine zweite Goldmedaille.
Rechtzeitig zu Olympia in Form
Pünktlich zu den Olympischen Spielen war Geiger in Form gekommen: Am letzten Wochenende vor Beginn der Winterspiele holte sich Vinzenz Geiger den Einzelsieg beim Weltcup in Seefeld. Beim Triple-Wettkampf in Tirol zeigte der 24-Jährige, dass rechtzeitig zu den Olympischen Spielen mit ihm zu rechnen ist.
"Wir gehen mit gutem Gefühl nach China. Wir haben Stockerlplätze erzielt, sogar einen Sieg und wir haben den Riiber geschlagen", gab sich Bundestrainer Hermann Weinbuch nach dem Weltcup in Seefeld optimistisch und nannte Geiger als Favoriten. Er sollte recht behalten.