Bei der letzten Zwischenzeit hatte Lena Dürr noch vorne gelegen. Die Münchnerin war auf Kurs für die Gold-Medaille. Doch kaum hatte sie die Ziellinie erreicht, flossen Tränen. 19 Hundertstel fehlten auf Gold, elf auf Silber, sieben auf Bronze. Ein bitterer vierter Platz für Dürr. Slalom-Star Petra Vlhová krönte mit einem überragenden zweiten Lauf ihre Saison und holte den ersten Platz. Silber ging an Katharina Liensberger (AUT), Bronze an Wendy Holdener (SUI).
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Die gebürtige Münchnerin war mit Bestzeit in den zweiten Durchgang gestartet. Doch der Vorsprung war knapp: Nur 0,03 Sekunden auf Michelle Gisin aus der Schweiz und 0,12 Sekunden auf die Schwedin Sara Hector, die am Montag im Riesenslalom Olympiasiegerin geworden war. Doch die beiden hatten nichts mit der Entscheidung zu tun.
Dürr: "Es tut richtig weh"
Vlhová, mit mehr als 70 Hundertstel Rückstand auf Dürr in den zweiten Lauf gestartet, zeigte, warum sie in dieser Saison als beste Slalom-Fahrerin gilt. Eine nahezu perfekte Fahrt katapultierte sie im Klassement nach vorne. Keine der sieben nachfolgenden Athletinnen konnte ihre Zeit wieder einholen. "Es tut richtig weh. Gerade ist es einfach nur bitter. Weil es nicht weit weg war, sondern so knapp. Selbst auf den ersten war es knapp", sagte Dürr im ZDF.
Ein kleiner Fahrfehler im Mittelteil, ein Schlussteil, der etwas zu vorsichtig angegangen wurde - Es war an diesem Dienstag sehr wenig, was zwischen Extase und Tränen, zwischen Gold und leeren Händen lag.
Shiffrin - Die Topfavoritin scheidet früh aus
Dürr reiste als Vierte In der Slalom-Weltcupwertung nach Peking. Dort steht sie hinter den Dominatorinnen der letzten Jahre, Petra Vlhová und Mikaela Shiffrin sowie der Schweizerin Wendy Holdener Rang vier. Nur Shiffrin hatte mit der Entscheidung in Peking nichts zu tun. Sie schied im ersten Durchgang aus.
Später Durchbruch beim jahrelangen Talent
Dürr hatte sich erst kurz vor den Spielen den Status als Medaillen-Kandidatin erkämpft. Die 30-Jährige galt jahrelang als vielversprechendes Talent. In den Rennen konnte sie das allerdings zu selten umsetzen. 2013 gewann sie überraschend das City-Event in Moskau - ein Parallel-Riesenslalom. Im "normalen" Weltcup gelang ihr bis Dezember 2021 aber nie der Sprung aufs Podest.
Doch in dieser Saison gelang ihr der Durchbruch - die gebürtige Münchnerin ist in der Weltspitze angekommen. In Levi fuhr die 30-Jährige an zwei Tagen hintereinander aufs Stockerl. Den dritten Rang wiederholte sie schließlich in Schladming - dazu wurde sie einmal Vierte und einmal Fünfte.