Fußballspruch des Jahres 2023 von Schiedsrichter Deniz Aytekin
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Fußballspruch des Jahres 2023 von Schiedsrichter Deniz Aytekin

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Gerührte Sportler bei der Verleihung der Fußballkulturpreise

Seit 2006 wird der Deutsche Fußball-Kulturpreis verliehen. Eine Kategorie widmet sich dem Fußballspruch des Jahres. Der Sieger ist diesmal ein Schiedsrichter aus Franken. Bei der Preisverleihung in Nürnberg gab es auch einen politischen Zwischenfall.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Mit Deniz Aytekin wird erstmals ein Schiedsrichter für den Fußballspruch des Jahres ausgezeichnet. Mit "Wenn der Musiala anzieht und dir auf 80 Meter 60 bis 70 abnimmt, denkst du anders über dein Leben nach" setzte er sich bei der Preisverleihung in Nürnberg gegen ein Banner der Freiburg Fans zum Abschied des Spielers Nils Petersen durch.

Aytekin – Mann der klaren Worte

Der Referee aus Oberasbach in Mittelfranken gehört seit Jahren zu den besten seiner Zunft – bekannt auch für klare Worte gegenüber den Fußballern auf dem Rasen. Er war sichtlich bewegt, als er die Trophäe in den Händen hielt: "Normalerweise gewinnen wir Schiedsrichter ja nichts, wenn wir in einem Finale stehen", meinte er mit einem Augenzwinkern. Die Auszeichnung mache klar, dass auch Schiedsrichter zum Fußball gehören. Besonders erfreulich war aus seiner Sicht, dass er nicht mit einer Regeldiskussion ins Rennen ging, sondern mit einer spontanen, sportlichen Äußerung über Jamal Musiala. "Wir Schiedsrichter laufen ja pro Spiel gut zwölf Kilometer", aber solche Sprints wie eben bei Musiala oder anderen Spielern beeindrucken ihn eben auch als Sportler.

Gala für Charly Körbel

Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein führte gut gelaunt durch die Gala in der Nürnberger Tafelhalle und erlebte einen Karl-Heinz "Charly" Körbel, der über seine Auszeichnung mit dem Walther-Bensemann-Preis, dem Hauptpreis, mehr als gerührt war. "Wenn ich mir die Vorgänger so ansehe – Uwe Seeler, Bobby Charlton, Franz Beckenbauer – und jetzt ich" staunte er nicht schlecht. Doch die Jury ist überzeugt, dass er in diese Reihe gehört: als Rekordspieler in der Bundesliga mit 602 Spielen. Er sei einfach eine Persönlichkeit über den Fußballplatz hinaus, weil er Bodenständigkeit, Nähe und Ehrlichkeit verkörpere, so die Laudatio. Der "treue Charly" hat alle Spiele für die Frankfurter Eintracht bestritten, Verlockungen anderer Vereine hat er nie angenommen, auch nicht vom FC Bayern.

Bester Vorstopper seiner Zeit in Deutschland

Auch die Tatsache, dass er aufgrund des Bayern-Blocks rund um Franz Beckenbauer nur wenige Länderspiele machen konnte, nimmt er heute mit Gelassenheit: "Ich hätte es wahrscheinlich auch so gemacht." Er war damals wohl der beste Vorstopper in Deutschland und ist bis heute ein Vorbild in Sachen Fair-Play. "Charly" Körbel bekam in seiner langen Bundesliga-Karriere keine einzige Rote Karte. Noch heute ist er mit seiner Eintracht-Frankfurt-Traditionsmannschaft auf den Fußballplätzen in Hessen unterwegs und leitet seit mehr als 20 Jahren die von ihm gegründete Eintracht-Frankfurt-Fußballschule für Kinder und Jugendliche.

Fußballfans gegen Rassismus

Für ihren Einsatz gegen Rechtsextremismus im Umfeld des Chemnitzer FC erhielten die "Fans gegen Rassismus des CFC" den diesjährigen Fanpreis. Die Faninitiative wurde zur Anlaufstelle für diejenigen Fans in Chemnitz, die für demokratische Werte einstehen. Den Ausschlag gab dazu eine Trauerfeier 2019 für einen stadtbekannten Neonazi und Hooligan im Stadion. Die Faninitiative hat es seitdem nicht leicht in Chemnitz, hofft jetzt aber, mit der neuen Vereinsführung diesen Weg weiter gehen zu können. Der Preis im Rücken ist da vielleicht ja eine Hilfe.

Verbotene Symbole in feierlichem Umfeld

Überschattet wurde die Gala von einem unangenehmen Vorfall. Bei einer Performance mit dem Namen "Klapping", die Fußballbewegungen und Tanz verbindet, trugen zwei Tänzer an ihren Outfits verbotene Symbole palästinensischer Organisationen. Das bemerkten die Verantwortlichen der Akademie aber erst während der Aufführung, entschuldigten sich noch während der Gala und distanzierten sich davon. Das hätte nicht passieren dürfen, erklärte Birgit Glöckl, Leiterin der Akademie für Fussballkultur. - Gerade weil sich die Akademie für Völkerverständigung, Frieden und Toleranz einsetze.

Erfolgreicher Buchautor – Analyse von Kommerz und Fußball

Bereits zum dritten Mal durfte Christoph Biermann einen Max – so heißt die Trophäe der Fußballakademie – in den Händen halten. Diesmal bekam er den Max für sein Buch "Um jeden Preis. Die wahre Geschichte des modernen Fußballs von 1992 bis heute". Darin beleuchtet Biermann die zunehmende Kommerzialisierung des Fußballs in vielen Facetten. Wie wichtig dieser kritische Blick ist, zeigt sich in der aktuellen Entscheidung des Weltfußballverbands "Fifa", die Weltmeisterschaft 2030 auf drei Kontinenten auszurichten.

Fußball als kulturelles und gesellschaftliches Phänomen

Die Deutsche Akademie für Fußballkultur sieht sich als "primäre Anlaufstelle für all diejenigen, die den Fußballsport als kulturelles und gesellschaftliches Phänomen wahrnehmen". Getragen wird die Akademie vom Amt für Kultur und Freizeit der Stadt Nürnberg, der TeamBank und dem Fußballfachmagazin "Kicker". Die Deutschen Fußball-Kulturpreise sind mit insgesamt 25.000 Euro dotiert. 2024 feiert die Akademie ihr 20-jähriges Bestehen.

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