Ein Trainingsbesuch in Röthenbach an der Pegnitz im Keller der Seespitzschule: Hier trainieren die Gewichtheber des TSV Röthenbach. Unter ihnen ist auch die frischgebackene Bayerische Meisterin Lilli Ansorg. Zum Aufwärmen wird erstmal ohne Kilos trainiert: Dehnungsübungen, Liegestütze. Danach üben sie mit der Hantel – ebenfalls ohne zusätzliche Gewichte an den Enden.
Auf Technik und Haltung kommt es an
Bei den jungen Sportlern zwischen zwölf und 14 Jahren ist die Technik und die Haltung extrem wichtig. Deswegen schaut Trainer Jürgen Walker besonders genau hin. "Wir fangen mit der blanken Stange an oder mit dem Besenstiel. Das Allerwichtigste: wir trainieren eigentlich nur technische Übungen, dass der Rücken immer gerade ist." So würden die Muskeln peu a peu gestärkt und es könne nichts passieren, erklärt der erfahrene Gewichtheber, der selbst schon Vizeweltmeister bei den Senioren war.
Gewichtheben besser als sein Ruf
Das Training mit Gewichten ist für Jugendliche schon lange nicht mehr verboten. Und die Legende, solch ein Training führe zu Kleinwüchsigkeit, hält sich zwar hartnäckig, ist aber längst widerlegt. Die Studie, in der dies geschildert wird, hatte das vor mehr als 50 Jahren herausgefunden – aber nicht bei Kraftsportlern, sondern bei Kindern, die arbeiten müssen und schwere Lasten tragen.
Sportwissenschaftler empfehlen mittlerweile gut angeleitetes Training mit Gewichten durchaus auch für Kinder und Jugendliche. Es komme auf die Dosis, die Ausführung und die Technik an und sei besser als gar kein Sport, heißt es. Adipositas oder Haltungsschäden würden dadurch sogar vermieden. Mehrere aktuelle Studien beschreiben die Wirksamkeit von Krafttraining für Heranwachsende.
Voraussetzung sei, dass sie von qualifizierten Trainern angeleitet würden, heißt es beispielsweise in einer Stellungnahme der US-amerikanischen National Strength and Conditioning Association. Zu einem ähnlichen Schluss kommt eine Studie, die vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft in Auftrag gegeben wurde.
Muskelberge sind nicht das Ziel
Große Muskelberge wollen die Röthenbacher gar nicht anhäufen – auch diesem Ideal eifern sie hier nicht hinterher. "Muskeln mag ich schon, aber es muss passen", erklärt Lukas Walker. Er war 2022 Deutscher Schülermeister. Im Wettkampf zählt die Technik mehr als das Gewicht auf der Stange, erklärt sein Vater und Trainer Jürgen Walker.
Erfolge stärken Selbstbewusstsein
Lilli Ansorg ist vor kurzem Bayerische Meisterin in ihrer Altersklasse geworden. Ihr gefällt die Gemeinschaft der Gewichtheber, das seien alles gute Freunde und Familie. "Und wenn man dann oben auf dem Treppchen steht bei Wettkämpfen, das stärkt schon das Selbstbewusstsein." Ihre beste Freundin Lisa Meisel konnte sie auch gleich für das Training begeistern – die verfolgt dabei aber ganz andere Ziele. "Ich will mal Fußballprofi werden, da brauche ich das Training ja auch", sagt Lisa mit einem verschmitzten Lächeln.
Verschworene Gemeinschaft
Die Röthenbacher sind eine verschworene Gemeinschaft. Mehrere sportbegeisterte Familien sind im Verein dabei. Und im Training sind sie genauso viele Mädchen wie Jungs. Egal ob als Fußballerin oder beim Gewichtheben – das Training hilft auf jeden Fall für eine gute Körperhaltung – zumindest dann, wenn man es richtig macht.
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