Brühdruck, Mahlgrad, die richtige Röstung, wie fest presst man das braune Pulver in den Tamper – die Zubereitung des perfekten Espressos betreiben Kaffee-Enthusiasten gerne mit einer wissenschaftlichen Akribie, die man sonst nur in den renommiertesten Forschungslaboren auf diesem Planeten findet. Zu dieser Spezies der Kaffee-Trinker gehört auch Christoph Steinert. "Täglich", berichtet der Handballer vom HC Erlangen, "beschäftige ich mich mit Röstung und Zubereitung des perfekten Kaffees."
Auch wenn man diese Leidenschaft dem 1,95-Meter-großen Kraftpaket nicht unbedingt zutrauen würde, wenn man sieht, mit welcher Wucht und Aggression er das gegnerische Tor attackiert – Steinert bezeichnet sich als leidenschaftlichen Espresso-Trinker. Mit ähnlicher Akribie verfolgt er auch seine Profi-Karriere und ist durch sie auch zu einem der besten Handballer Deutschlands geworden.
Steinert träumt vom Titel bei der Handball-EM
Kein Wunder, dass Bundestrainer Alfred Gislason auf den Spieler vom HC Erlangen nicht verzichten möchte, wenn er bei der Handball-EM 2024 möglichst weit kommen möchte. Wie weit das DHB-Team bei dem Turnier, das vom 10. – 28. Januar in Deutschland stattfinden und unter anderem auch in München ausgetragen wird, kommen soll, ist für Steinert klar: "Ich hoffe, dass es so ausgeht wie 2016", sagte der 33-Jährige kürzlich im ZDF-Morgenmagazin.
Damals holte die deutsche Nationalmannschaft den Titel und bei der Heim-EM soll nun der nächste große Erfolg gelingen. Die Vorzeichen sind ähnlich. Nicht nur, weil mit Gislason wie damals nun ebenfalls ein isländischer Trainer auf der Bank sitzt. Auch 2016 zählte Deutschland nicht unbedingt zu den Topfavoriten, trat – ähnlich wie heute – mit einer Gruppe jüngerer, aber Bundesliga-erfahrener Spielern an.
Steinert nach Verletzung: "Da muss definitiv mehr kommen"
Daran, dass das Mannschaftskonstrukt sich vor heimischen Publikum in einen Rausch spielt, aber in entscheidenden Momenten nicht den Kopf verliert, soll der Routinier Steinert einen erheblichen Anteil haben. Für ihn ist es nach der EM 2022 und der WM 2023 das dritte Großevent. Schon in den Turnieren zuvor überzeugte der Spieler des HC Erlangen mit einer üppigen Torausbeute. Doch zu Steinerts Stärken gehört, dass man sich auf beiden Seiten des Feldes auf ihn verlassen kann. Der 33-Jährige ist nicht nur ein Scorer, er ist ein verlässlicher Verteidiger – eine Eigenschaft, die der Defensiv-Stratege Gislason besonders schätzt.
Dennoch war eine EM-Teilnahme Steinerts alles andere als sicher. Im Sommer hatte eine Schulterverletzung die Saison des gebürtigen Berliners vorzeitig beendet. Ein operativer Eingriff war nötig. Die Auswirkungen machten ihm zu Saisonbeginn noch immer zu schaffen. "Ich muss ganz ehrlich sagen: Ich laufe meiner Form der letzten Jahre definitiv hinterher. Ich bin jetzt seit dem Zeitpunkt der Verletzung noch nicht so richtig in Tritt gekommen. Da muss definitiv mehr kommen", sagte er Ende Oktober bei Dyn.
"Fester Bestandteil" im DHB-Team
Und es kam mehr. Die Formkurve zeigt steil nach oben. Beim letzten Saisonspiel des Jahres, eine 26:28-Niederlage beim ThSV Eisenach, steuerte Steinert acht Treffer bei und einmal mehr war der beste Akteur seines Teams. Kein Wunder, dass der HC Erlangen den Vertrag mit seinem "Spieler der Saison" und besten Torschützen kürzlich bis 2026 verlängert hat. "Steini ist eine wichtige Säule in unserer Mannschaft und kann durch seine Qualität und Erfahrung defensiv wie offensiv für entscheidende Akzente setzen", sagte Sportdirektor Raul Alonso damals. Er habe sich in Erlangen "zum festen Bestandteil der deutschen Nationalmannschaft entwickelt und gilt als Vorbild für jüngere Handballer."
Und als solches, hofft Gislason, wird Steinert bei dieser Nationalmannschaft bei der EM vorangehen und seine Mitspieler – wenn nötig – aufwecken. Darin hat der passionierte Kaffeetrinker und Hobby-Barista schließlich jede Menge Erfahrung.
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