Seit 1966 wartet England auf einen Titel. Sage und schreibe 58 Jahre ist er her, der WM-Triumph in Wembley gegen Deutschland. Eine gefühlte Ewigkeit. Nun stehen die "Three Lions" zum zweiten Mal in Folge in einem EM-Finale (BR24Sport überträgt das Finale Spanien - England am Sonntag, 14. Juli, ab 21 Uhr live in der Radioreportage) und haben die große Chance, ihren "Titelfluch" endlich zu besiegen.
Todkranker Eriksson: "Lieber Gareth, tu es für mich!"
Ein im "Telegraph" veröffentlichter Brief des todkranken früheren englischen Nationaltrainers Sven-Göran Eriksson zeigt eindringlich, wie groß im Mutterland des Fußballs die Sehnsucht nach einem großen Turniererfolg ist.
Der unheilbar an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankte Eriksson richtet darin emotionale Worte an Chefcoach Gareth Southgate. Überschrieben ist das Schreiben mit dem Satz: "Lieber Gareth, tu es für mich, Bobby Robson und England."
Harry Kane kann alles außer Titel
Einer, der dabei helfen kann und soll, den Pokal zu gewinnen, ist Kapitän und Toptorjäger Harry Kane. Dabei hat der 30-Jährige vom FC Bayern München selbst mit seinem ganz persönlichen "Titelfluch" zu kämpfen. Was war er nicht schon alles? Englands Fußballer des Jahres, Träger des "Goldenen Schuhs" als bester Torjäger Europas 2024, Torschützenkönig bei der WM 2018, der Bundesliga (2024) und der Premier League (2016, 2017, 2021). Doch weder mit seinen Klubs noch mit der Nationalmannschaft konnte Kane je einen Titel gewinnen.
Nun fehlt nur noch ein Sieg gegen Spanien. Doch ist Kane bereit? Bei der EURO war Englands Kapitän zunächst ein Schatten seiner selbst. In den drei Vorrundenspielen hagelte es herbe Kritik am Mittelstürmer. Er wirke "unbeweglich" und das Spiel laufe an ihm vorbei, hieß es nicht nur in der bekannt gnadenlosen englischen Yellow Press, sondern auch vom einen oder anderen Experten.
Lieber Europameister als nur Torschützenkönig
Inzwischen hat sich das etwas relativiert. Zwar ist Englands Nummer neun immer noch nicht die prägende Figur im Spiel der Engländer. Drei Turniertreffer sprechen aber für ihn. In der Gruppenphase hatte er den 1:1-Ausgleich gegen Dänemark erzielt. Im superengen Achtelfinale köpfte er zum wichtigen 2:1-Sieg gegen die Slowakei in der Verlängerung ein. Und im Halbfinale verwandelte er den an ihm selbst verursachten Foulelfmeter zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich gegen die Niederlande.
Southgate hielt bislang immer an Kane fest und baut auch im Finale gegen Spanien auf ihn. Nicht nur in der Bundesliga weiß man, dass Kane nicht viele Chancen braucht, um Spiele zu entscheiden – auch wenn er diese Fähigkeit in einem Finale noch nachweisen muss. Ein Tor mehr und Kane wäre alleiniger EM-Torschützenkönig. Viel wichtiger ist ihm aber der Erfolg der Mannschaft.
Und so könnten am Sonntag in Berlin im Idealfall beide Titelflüche brechen. "Keiner von uns hat es geschafft, aber niemand war näher dran als Gareth Southgate", schrieb auch Sven-Göran Eriksson in seinem öffentlichen Brief, in dem er nicht nur an Sir Alf Ramsey, den Trainer der Weltmeistermannschaft von 1966, erinnerte, sondern auch an den inzwischen ebenfalls verstorbenen späteren Nationaltrainer Sir Bobby Robson. Nach 58 Jahren wäre es eigentlich mal an der Zeit.
Im Video: Wie sich Spanien und England auf das EM-Finale vorbereiten
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