Schon beim Riesenslalom in Sölden hatten Klimaaktivisten für Aufregung gesorgt. Damals hatten sie die Zufahrtstraße blockiert. Beim Slalom in Gurgl schafften es Mitglieder der "Letzten Generation" in den Zielraum und störten den ersten Slalom-Weltcup der Saison öffentlichkeitswirksam.
Gerade hatte der Österreicher Marco Schwarz, der am Ende Zweiter werden sollte, im zweiten Durchgang die Ziellinie überquert als ein Klimaaktivist orange Farbe im Schnee verteilte. Zeitgleich stürmten weitere Aktivisten den Zielraum, hielten Plakate hoch und verteilten ebenfalls Farbe. Das Rennen musste für mehrere Minuten unterbrochen werden.
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Neureuther über Aktion der Klimaaktivisten: "So ein Krampf"
BR-Wintersportexperte Felix Neureuther fand im BR Fernsehen deutliche Worte. "Wir wissen alle, wie wichtig die Klimathematik ist", so der ehemalige Skirennläufer, "aber das ist so ein Krampf. Das bringt überhaupt nichts", echauffierte sich Neureuther und ergänzte: "Das hat im Sport nichts zu suchen." Es sei gut, dass das Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz thematisiert werde, sagte Neureuther, doch die Art des Protests missfiel ihm: "Warum muss ich mich unbedingt selbst beweihräuchern, dass ich mich irgendwo festklebe oder reinlaufe", ärgerte sich der Experte. "Dann sollen sie friedlich protestieren, lass uns reden, aber so etwas muss nicht sein."
Auch Skirennläufer Henrik Kristoffersen, der seinen zweiten Lauf bereits absolviert hatte, war wenig begeistert über die protestbedingte Unterbrechung. Der Norweger regte sich auf und musste von mehreren Ordnern davon abgehalten werden, in den Zielraum zu den Aktivisten zu stürmen.
Tagessieger Feller kritisiert Protest: "Trifft die falschen Leute"
Zunächst bestand kurzzeitig die Sorge, dass es sich bei der verschütteten Substanz um Sand handeln könnte, was aufgrund der hohen Verletzungsgefahr wohl zu einem sofortigen Rennabbruch geführt hätte. Am Ende war aber kein Sand auf der Piste verteilt worden, sondern orange Farbe. Nachdem die Polizei die Demonstranten von der Piste getragen und abgeführt hatte und der Zielraum gereinigt worden war, konnte das Rennen fortgesetzt werden.
Die Unterbrechung brachte die Fahrer aus der Konzentration. Zudem wurde es immer dunkler, was für schlechtere Zeiten der Athleten sorgte. Tagessieger Feller büßte seinen deutlichen Vorsprung aus dem ersten Durchgang ein, gewann aber am Ende noch mit 0,23 Sekunden Vorsprung vor seinen Landsmännern Marco Schwarz und Michael Matt.
Nach dem Rennen zeigte Feller im Interview mit BR24Sport wenig Verständnis für die Proteste. Es sei zwar gut, "dass es Leute gibt, die sich für so etwas einsetzen", doch werde es mittlerweile "ein bisschen viel", so Feller. "Vor allem erwischt es die falschen Leute, meiner Meinung nach und ich glaube an so einem Event gibt's nichts zu diskutieren. Dann darf ich gar keine Veranstaltungen mehr machen."
Neureuther verteidigt Veranstalter in Gurgl
Der Weltcup in Gurgl gelte als sogenanntes "Green-Event", argumentierte Neureuther ähnlich und verteidigte die Organisatoren des Weltcups im Ötztal. "Die Veranstalter versuchen ihr Bestes, das Thema Nachhaltigkeit richtig und gut umzusetzen." Den Titel "Green-Event" bekam der Weltcup, weil u.a. mit Pellets geheizt wird und der Strom für die Seilbahn zu 100 Prozent ökologisch sei, wie die Organisatoren in Gurgl im Vorfeld betont hatten. Des Weiteren sieht das Nachhaltigkeitskonzept den völligen Verzicht auf Dieselaggregate und Plastikbecher sowie die Verarbeitung regionaler Produkte im Gastrobereich.
"Letzte Generation" rechtfertigt Protest: "Wissen nicht, was wir sonst tun sollen"
Die Aktivisten der "Letzten Generation" verteidigten ihren Protest. "Wir haben das Rennen unterbrochen, nicht aus Spaß oder um den Skifahrern einen Nachteil zu verschaffen, sondern weil wir nicht wissen, was wir sonst tun sollen!", schrieb die Gruppe "Letzte Generation Österreich" am Abend auf dem Kurznachrichtendienst "X". "Wir steuern auf eine Katastrophe zu und unsere Führungskräfte lassen uns im Stich. Die Zeit wird knapp."
Es dürfte wohl nicht der letzte Klimaprotest bei einem Weltcup-Event in diesem Winter gewesen sein.
Der Slalom der Zukunft: Felix Neureuther - Skifahren trotz Klimawandel?
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