Die Bayern-Spieler Daniel Peretz und Noussair Mazraoui
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Mazraoui-Entscheidung löst unterschiedliche Reaktionen aus

Mazraoui-Entscheidung löst unterschiedliche Reaktionen aus

Der FC Bayern hat nach dem pro-palästinensische Posting seines Spielers Noussair Mazraoui bekannt gegeben, den Spieler nicht zu suspendieren. Die Reaktionen auf die Entscheidung des Klubs reichen von "unverständlich" bis "angemessen".

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

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"Profifußballer haben einen Vorbildcharakter. Diesen hat Noussair Mazraoui leider nicht erfüllt. Dafür hätte es nach einem solch unsäglichen Instagram-Post mehr Reue und Selbstkorrektur bedurft", ließ der Zentralrat der Juden in Deutschland verlauten, als Antwort auf die Entscheidung des FC Bayern München, den Marokkaner nicht vom Spielbetrieb zu suspendieren. Weiter heißt es der Erklärung, die Reaktion der Münchner sei jedoch "auch mit Blick auf die stets klare Haltung des Vereins (...) angemessen."

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Knobloch: "Hätte mir intensivere Auseinandersetzung mit Mazraoui gewünscht"

Deutlicher wird die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern Charlotte Knobloch: "Ich hätte mir durchaus eine intensivere Auseinandersetzung mit Herrn Mazraoui in Folge seiner extrem verstörenden Aussagen gewünscht. Ich schätze die Verantwortlichen beim FC Bayern sehr und vertraue deshalb auf ihre Einschätzung", lässt sich Knobloch zitieren. Sie hoffe, "dass der Spieler die Einstellung der fraglichen Posts auch wirklich hinter sich lässt“.

In einer kurzen Pressemitteilung des Vereins wird Jan-Christian Dreesen, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern, an diesem Freitag mit den Worten zitiert: "Noussair Mazraoui hat uns glaubwürdig versichert, dass er als friedliebender Mensch Terror und Krieg entschieden ablehnt. Er bedauert es, wenn seine Posts zu Irritationen geführt haben", so Dreesen und führt weiter aus: "Der FC Bayern verurteilt den Angriff der Hamas auf Israel."

Bayerischer Israel-Fanclub: "Sieht so aus, als würde Mazraoui sich verstecken"

Der Vorsitzende des israelischen Fanclubs "Bayern Israel" hat Noussair Mazraoui für dessen Verhalten nach seinen Pro-Palästina-Posts kritisiert. "Wir haben etwas Aufrichtiges vom Spieler erwartet", sagte Tsvilka Riz der "Süddeutschen Zeitung": "Es sieht aber so aus, als würde Mazraoui sich verstecken." Mazraoui solle "nicht jeden Terror verurteilen. Er soll die Hamas verurteilen."

Insgesamt sei die Stellungnahme der Bayern vielen Fans "zu soft" gewesen. "Wenn er selbst ein Video aufgenommen hätte, wäre das etwas anderes", sagte Riz über Mazraoui: "Er hätte sich entschuldigen können und sich eingestehen können: Das war ein Fehler." Nun wirke es nicht so, "als hätte der FC Bayern das Problem gelöst", kritisierte Riz, der sich auch um Daniel Peretz sorgt. Er befürchte, dass neben Mazraoui auch der in diesem Sommer zum FC Bayern gewechselte israelische Torwart die Münchner bald verlassen könnte: "Wenn Peretz deshalb geht, wäre das schrecklich."

Im Video: Einschätzung von BR24Sport-Bayernreporter Florian Eckl zum Fall Mazraoui

Florian Eckl
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Florian Eckl

BR24Sport-User-Reaktionen gespalten

Während die Reaktion des Zentralrats also eher gemäßigt ausfällt, ist die Empörung bei Teilen der Öffentlichkeit groß. BR24Sport-User "Disscusionus" etwa schreibt: "Diese Entscheidung wird den Verein noch lange beschäftigen – dieses hiermit verbundene Signal und ignorante, ausschließlich dem Kommerz und 'Wohlgefallen' der bisherigen und eventuell auch wieder zukünftigen Sponsoren aus dem Nahen Osten verbundene Verhalten ist ein verheerendes Signal an alle, die letztendlich die Vernichtung Israels wollen."

User "Realist20" hält dagegen: "Nur der Gedanke Mazraoui wegen so einem Post zu feuern ist einfach hirnrissig." Und User "Ganzbaf" schlägt vor: "Ich würde ihm verpflichtend etwas historische und politische Bildung angedeihen lassen, damit er verstehen kann, warum es gerade in Deutschland so problematisch ist, einen Sieg über Israel herbeizuwünschen."

Gespannt darf man auch sein, wie die Fanklubs des FC Bayern reagieren. Hier gibt es einige Fangruppen, etwa die Ultrafangruppe "Schickeria", die das Andenken an den jüdischen Klubgründer Kurt Landauer besonders hochhalten.

Im Video: Fanclub-Gedenken an Klubgründer Kurt Landauer in der Münchner Arena

Fanclub-Gedenken an Klubgründer Kurt Landauer in der Münchner Arena
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Fanclub-Gedenken an Klubgründer Kurt Landauer in der Münchner Arena

Mazraoui ruderte nach Teilen eines Posts zurück

Der marokkanische Nationalspieler hatte am Samstagabend ein kurzes Video auf Instagram geteilt, in dem eine Stimme im Stil eines Gebets sagt: "Gott, hilf unseren unterdrückten Brüdern in Palästina, damit sie den Sieg erringen. Möge Gott den Toten Gnade schenken, möge Gott ihre Verwundeten heilen." Unter dem Post schrieb Mazraoui: Amen. Im Zusammenhang mit dem Terror-Angriff der Hamas auf Israel wurde der Tweet als Parteinahme für die im Gazastreifen Islamisten verstanden: Mazraoui wünsche den Sieg der Hamas gegenüber Israel.

Daraufhin äußerte sich Mazraoui in einer Erklärung, die der dpa vorlag: "Der Punkt ist, dass ich nach Frieden und Gerechtigkeit in dieser Welt strebe. Das bedeutet, dass ich immer gegen alle Arten von Terrorismus, Hass und Gewalt sein werde." Mazraoui hatte Medienberichten zufolge allerdings auch einen Beitrag eines Accounts geteilt, der die Auslöschung Israels forderte. Dadurch wirkt die Erklärung des Rechtsverteidigers unglaubwürdiger.

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