Er gehörte als Spieler der "Goldenen Generation" Spaniens an: Xabi Alonso feierte mit der Furia Roja zwei Europa- und einen Weltmeistertitel. 2014 wechselte er als frisch gebackener Champions-League-Sieger von Real Madrid zum FC Bayern. Der damals 32-Jährige war dem Rekordmeister neun Millionen Euro wert. Alonso zählte zu den besten Mittelfeldakteuren - war auf dem Feld Lenker und Denker, beeindruckte mit seiner durchdachten Spielweise: Er war eine Persönlichkeit, ein Teamplayer, ein Zugereister mit "Bayern-Gen".
Der damalige Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge lobte Alonso bei seinem Karriereende 2017 als "einer der ganz Großen des Weltfußballs, eine herausragende Persönlichkeit, ein Gentleman des Fußballs".
"Bayern war das letzte Highlight meiner Karriere. Es war vom ersten bis zum letzten Tag eine besondere Zeit." Xabi Alonso
Alonso - mit Bayer Leverkusen in der Rolle des Gejagten
Und jetzt - sechs Jahre später - ist Alonso drauf und dran auch einer der ganz Großen unter der Trainerriege zu werden. In dieser Bundesligaspielzeit überrascht Alonso mit Bayer Leverkusen: 30 Pflichtspiele hat die Werkself diese Saison absolviert und keines verloren. Sein Bayern-Gen hat er mit ans Bayer-Kreuz getragen, so scheint es.
Am 22. Spieltags empfängt Leverkusen am Samstag (18.30 Uhr/Live in der Radioreportage) als Tabellenführer im Topspiel Meister FC Bayern München an. Der Rekordmeister hat aktuell zwei Punkte Rückstand auf die Alonso-Elf.
Zweimal traf der Baske mit Leverkusen schon auf die Bayern: In der letzten Saison verpasste er den erfolgsverwöhnten Münchnern eine 1:2-Niederlage - was das Aus von Julian Nagelsmann nach sich zog. Im Hinspiel trennten sich die beiden Vereine nach einem hinreißenden und packenden Spiel 2:2.
Leverkusen erste Station als Cheftrainer
In den ersten fünf Spielen im neuen Jahr gab es drei Last-Minute-Siege - zuletzt am Dienstag im DFB-Pokal gegen den VfB Stuttgart (3:2). Alonso scheint nach einer schwierigen Anfangsphase in der Kabine wie immer die richtigen Worte zu finden.
Dabei verfügt der 42-Jährige noch gar nicht über so viel Erfahrung als Trainer. Alonso war Jugendtrainer bei Real Madrid und leitete drei Jahre die zweite Mannschaft von Real Sociedad. Trotzdem gelang es ihm ein junges, unerfahrenes Team vom vorletzten Bundesliga-Platz in das Halbfinale der Europa League zu führen - als Lenker und Denker neben dem Platz.
"Der Trainer-Job funktioniert nicht unter dem Motto 'kopieren und einfügen'. Du musst eigene Ideen entwickeln und diese dann auch vermitteln. Ich war Mittelfeldspieler, wollte immer das Spiel kontrollieren, verstehen – und das will ich jetzt auch." Xabi Alonso über seine Trainer-Philosophie
"Disziplin und Empathie" als Erfolgsrezept
Was macht Alonso so erfolgreich? Auffallend bei ihm ist die Autorität, die er ausstrahlt, wie er es schon als Spieler vermochte. Es ist keine angsteinflößende Autorität, sondern eine natürliche. "Zu ihm schaust du auf", sagt Granit Xhaka, der als Stammspieler des englischen Vize-Meisters FC Arsenal zu Bayer wechselte.
Er sei sympathisch und intelligent, schwärmte Rummenigge vor einigen Monaten in der Bild: "Und wenn einer dazu ein guter Typ ist, dazu so diszipliniert und empathisch, müsste es mit dem Teufel zugehen, wenn er keinen Erfolg als Trainer hat". Und dann verriet das Bayern-Urgestein: Zu Zeiten von Trainer Niko Kovac wäre der Baske fast zurück an die Isar gekommen: "Uli Hoeneß und ich hatten überlegt, ihn als Co-Trainer zu Bayern München zu holen. Das hat damals nicht funktioniert."
Eines Tages als Trainer in München?
Schon vor Jahren forderte Rummenigge: "Wir müssen uns bemühen, dass er irgendwann nach München zurückkehrt." Immer wieder kursieren Gerüchte, wonach Alonso Trainer bei den Bayern werden könnte. Trotz Tabellenplatz zwei steht Thomas Tuchel unter Druck. Das Siegen fällt dem Rekordmeister in diesem Jahr schwer - nichts wirkt leicht. Mitreißender Fußball mit Tuchel-Handschrift ist nur sehr dosiert zu sehen. Nach der 0:1-Pleite gegen Werden Bremen sprach Bayern-Boss Jan-Christian Dreesen sogar von "langweiligem Fußball":
Alonsos Vertrag bei Leverkusen läuft bis 2026. Laut "Bild" besitzt der Spanier eine Vereinbarung mit Bayer, dass er den Klub vorzeitig verlassen darf, sollte er ein Angebot von einem seiner früheren Vereine erhalten: Bayern, Real Madrid oder Liverpool. Madrid hat den Vertrag mit Carlo Ancelotti verlängert, der Posten in der Premier League ist aber ab Sommer frei - Jürgen Klopp hört zum Saisonende bei den Reds auf. Alonso gilt als großer Favorit auf Klopps Nachfolge. Die Bosse des FC Bayern werden Alonsos Schritte weiter genau beobachten.
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