Thomas Müller kennt es, auch nach Niederlagen vor die Kameras zu treten. Dabei hatte Deutschland gegen Costa Rica nicht verloren, sondern gewonnen. Trotzdem reichte es nach 2018 erneut nicht fürs Achtelfinale bei einer Weltmeisterschaft. "Für mich ist das eine absolute Katastrophe", zeigte sich der Weltmeister von 2014 tief enttäuscht und ließ zum Ende des Interviews die Bombe platzen: "Falls das mein letztes Spiel für Deutschland gewesen sein sollte, dann möchte ich ein paar Worte an alle deutschen Fußball-Fans, die mich in allen Jahren begleitet haben, richten", sagte der 33 Jahre alte Profi des FC Bayern München am Donnerstagabend im ARD-Interview nach dem 4:2 gegen Costa Rica.
Müller mit Botschaft an die Fans
"Es war ein enormer Genuss. Liebe Leute, vielen Dank. Wir haben unglaubliche Momente miteinander gehabt", sagte er. Er habe in jedem Spiel versucht "meint Herz auf dem Platz zu lassen", gestand ein sichtlich angefasster Thomas Müller im Interview. Er beendete sein Statement mit den Worten: "Ich habe es mit Liebe getan. Da könnt ihr euch sicher sein." Alles Weitere müsse er erst mal sehen.
"Alles Schall und Rauch"
Die Enttäuschung war groß bei Thomas Müller nach dem Schlusspfiff. In ihm sei ein "Ohnmachtsgefühl". Insgesamt habe seine Mannschaft sehr viel Aufwand und alles gegeben für die "realistischen Szenarien". Damit spielte er auf die Tabellenkonstellation vor dem letzten Gruppenspiel an. Demnach hätte Deutschland ein Sieg gereicht, wenn Spanien gegen Japan gewonnen oder unentschieden gespielt hätte, was diese nicht taten.
"Es ist für uns natürlich unglaublich bitter, dass die Japaner es geschafft haben, die Spanier zu besiegen. Ansonsten hätte unser Ergebnis gereicht. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht." Sämtliche Rechnereien "alles Schall und Rauch", gab ein frustrierter Thomas Müller zu Protokoll.
Am Ende war die Effizienz nicht gut genug
Am Donnerstagabend schloss sich im Al Bayt Stadion von Doha für die deutsche Mannschaft damit ein Kreis - wenn auch äußerst tragisch. Die 1:2-Niederlage zum Auftakt gegen Japan sollte am Ende schwerer wiegen als gedacht. Da änderte auch der couragierte Auftritt gegen die Spanier nichts, musste auch Thomas Müller erkennen:
"Wir hatten nach dem Spanien-Spiel ein enorm gutes Gefühl, dass wir auch gegen gute Mannschaften mit dieser kompakten und intensiven Verteidigung, die wir da an den Tag gelegt haben, dass wir angekommen sind im Turnier und dass es hätte weit gehen können, aber am Ende müssen wir jetzt nach Hause fahren."
Müllers mögliches Karriereende beim DFB nach Comeback vor einem Jahr
121 Spiele hat Thomas Müller im Trikot der Nationalmannschaft absolviert. Das 2:4 gegen Costa Rica könnte sein letztes gewesen. Damit würde eine beispiellose Karriere im DFB-Team enden, die schon einmal beendet war. Nach der Nations League Saison 2018 und dem vorherigen WM-Gruppenphasen-Aus in Russland wagte der damalige Bundestrainer Joachim Löw den Umbruch.
Müller fiel dieser Umstrukturierung zum Opfer. Vor der Europameisterschaft 2021 war er dann nach drei Jahren auf einmal wieder dabei. Wochenlang musste die Nation Bundestrainer Löw überzeugen, den Bayern-Profi wieder mitzunehmen. Doch auch dieses Mal endete das Turnier enttäuschend. Das Achtelfinal-Aus gegen Mitgastgeber England war für Löw das letzte Spiel als Bundestrainer.
Müller gesetzt unter Flick
Unter Löws Nachfolger Hansi Flick war Müller absolut gesetzt. Das zeigten auch die Aufstellungen bei dieser WM in Katar. Immer stand die Nummer 13 in der Startelf, und das, obwohl er, wie er selbstkritisch bemerkte, in zwei Spielen keinen Torschuss abgab. Aber er arbeitete in seiner unkonventionellen Müller-Art. Dass das jetzt seine letzte Weltmeisterschaft war, wundert wenig. Müller ist 33 Jahre alt, wäre in vier Jahren bei der WM in den USA und Mexiko 37. Bereits in zwei Jahren steht aber die große Heim-EM an in Deutschland, die Müller sich entgehen ließe.
Die kommenden Tag werden zeigen, wie sich der Weltmeister von 2014 entscheidet. Der deutsche Fußball ist nach dem erneuten Desaster am Boden. Wieder aufrichten muss er sich möglicherweise ohne Thomas Müller.
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