Die nordamerikanische Profi-Basketballliga NBA ist die stärkste Basketball-Liga der Welt. Wer hier spielt, der misst sich mit den größten Korbjägern des Planeten. Ein Münchner ist bald Teil der Eliteliga. Tristan da Silva startete seine Karriere in München-Schwabing und wird bald in eine NBA-Mannschaft gedrafted. Für den 23-Jährigen geht damit ein Traum in Erfüllung.
Familie da Silva fliegt nach New York zum Draft
"Ein bisschen surreal" findet es Mutter Christine, dass die ganze Familie jetzt nach New York fliegt zum NBA-Draft und live miterlebt, für welches Basketball-Topteam ihr Sohn Tristan bald auf dem Parkett stehen wird. Beim Draft werden grundsätzlich die besten Nachwuchstalente den schlechtesten Teams der vergangenen Saison zugewiesen.
"NBA Draft - wenn man das hört, denkt jeder sich: crazy! Das denk ich mir auch und frag mich: Wie hab ich das hier hin geschafft?", gibt Tristan im BR24Sport-Exklusiv-Interview zu. "Wie viele Leute träumen davon, da mal hinzukommen. Wenn man denkt, was das für ein Lebensziel ist." Mehrere Hundert Nachwuchstalente stehen zur Auswahl, gedrafted werden am Ende nur 60. Die Chancen für da Silva stehen sehr, sehr gut. "Ich bin also dieses Jahr unter den besten 60 Spielern im Nachwuchs-Basketball." Er selbst und auch Experten rechnen damit, dass er an Nummer zehn zwanzig landen wird. Zum Vergleich: Dirk Nowitzki wurde als Neunter gedrafted.
Bruder Oscar lobt: Tristan spielt Basketball, "wie man ihn spielen sollte"
Seine Karriere beginnt der Deutsch-Brasilianer beim DJK Sportbund München. Mit 17 wechselt er zum MTSV Schwabing und wird in der Internationalen Basketball Akademie unter Trainer Robert Scheinberg gefördert. Der Coach entwickelt sich zum Mentor und wird beim Draft auch dabei sein. In einer kleinen Halle trainieren er und sein Bruder Oscar, deutscher Nationalspieler und beim spanischen Topklub FC Barcelona aktiv, für die Profikarriere. "Der spielt einfach Basketball, so wie man ihn spielen sollte. Er denkt nicht so viel nach, sondern zockt", lobt Oscar. "Ich glaube, dass ihm das sehr zugute kommt, weil er nicht zehnmal nachdenkt. Er lässt das Spiel auf sich zukommen und findet dann seine Lösungen." Tristan bekleidet die Position des Small- oder Power Forwards. Er trifft hochprozentig von der Dreipunkte-Linie und zieht auch elegant zum Korb. "Wie so ein Brasilianer tanzt der auf diesem Platz", beschreibt Christine da Silva den Spielstil ihres Sohnes. "Sehr leichtfüßig", ergänzt Vater Valdemar.
Aus der kleinen Ecke in München in die große Basketball-Welt
2020 wagt der damals 19-Jährige den nächsten Schritt und geht aufs College in Colorado. "Ich bin da eher mit so gut wie gar keinen Erwartungen hingegangen. Ich wusste ja nicht, wie die Amis Basketball spielen”, erinnert sich da Silva. Vier Jahre spielt er für die Colorado Buffaloes College-Basketball und empfiehlt sich für die NBA. "Aus der kleinen Ecke in München, wo wir auf dem Freiplatz gespielt haben, dass der Weg jetzt wirklich bis zum NBA-Draft nach New York geht, ist sehr, sehr beeindruckend", freut sich sein Bruder für Tristan.
Tristan da Silva kann nicht nur gut Basketball spielen
Dabei hätte auch alles anders kommen können. In der Jugend spielt er mehr aus Spaß Basketball. Eine Profikarriere strebt er erst ab dem Teenager-Alter an. Parallel spielt er Trompete und ist Teil von zwei Orchestern. "Mir hat das immer gefallen im Orchester. In den ersten Proben klingt es schrecklich, weil keiner seinen Part geübt hat und keiner weiß, wie es eigentlich klingen soll. Von Woche zu Woche klingt es dann ein bisschen besser und man merkt, was für einen großen Schritt man gemacht hat."
Nach dem Abitur hängt er die Trompete an den Nagel. Diese liege heute noch im Keller seiner Oma, erzählt er im BR24Sport-Interview. Ab der kommenden Saison spielt er im Basketball im Konzert der Großen.
Da Silva hat keinen Team-Wunsch: "Versuche nur reinzukommen"
Bei welchem Top-Team er zukünftig auf Korbjagd gehen wird, weiß er nicht, ist ihm auch aber auch nicht so wichtig. Er habe von jedem Team, mit dem er gesprochen habe, "gutes Feedback" erhalten, so da Silva. "Mir ist das eigentlich egal. Ich versuche nur reinzukommen, das ist das größte für mich", gibt das Basketball-Talent zu und fügt hinzu: "Schauen wir mal, wo du Reise hingeht."