Norwegens Sportdirektor Jan Erik Aalbu
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Skisprung-Skandal: Norwegens Sportchef gibt Anzug-Betrug zu

Skisprung-Skandal: Norwegens Sportchef gibt Anzug-Betrug zu

Norwegens Skiverband gibt zu, bei der Nordischen Ski-WM in Trondheim betrogen zu haben. Sportdirektor Jan-Erik Aalbu bestätigte die Manipulation an Skisprung-Anzügen ohne Rücksprache mit den Athleten.

Über dieses Thema berichtet: Blickpunkt Sport am .

Der Skandal um manipulierte Anzüge der norwegischen Skispringer bei der Nordischen Ski-WM 2025 in Trondheim geht in die nächste Runde. Bei einer Pressekonferenz im Teamhotel am WM-Schlusstag gab Norwegens Sportdirektor Jan Erik Aalbu zu, dass die Vorwürfe korrekt sind. Allerdings seien die Veränderungen an den Anzügen ohne Rücksprache mit den Skispringern erfolgt.

"Wir haben versucht, das System auszutricksen"

"Wir haben Änderungen an den Anzügen vorgenommen in dem Wissen, dass sie nicht legal sind. So wie ich das sehe, haben wir betrogen. Wir haben versucht, das System auszutricksen. Das ist inakzeptabel", sagte Aalbu. Und weiter: "Ich möchte mich bei den anderen Nationen, den WM-Organisatoren und den Fans entschuldigen. Ich bin selbst schockiert über diese Enthüllungen."

Keine Namen, Cheftrainer fehlt

Allerdings nannte Aalbu keine Namen der Verantwortlichen für die Manipulation. Norwegens Cheftrainer Magnus Brevig, der in einem Manipulations-Video zu sehen war, fehlte bei der Pressekonferenz. "Ich habe keine Kontrolle darüber, was Magnus Brevig letzte Nacht getan hat", sagte Aalbu.

Brevig war bereits auf dem Rückweg nach Oslo. Nach Berichten norwegischer Medien teilte er mit, dass ihm "unglaublich leid tue, was passiert ist". Er wolle gerne mit den Medien sprechen, sich aber erst mit dem Verband verständigen.

Polnischer Journalist veröffentlicht Videos

Die umstrittenen Videos waren vor dem WM-Springen auf der Großschanze in die Öffentlichkeit gelangt. Darin ist zu sehen, wie das norwegische Team seine Anzüge manipuliert haben soll. Veröffentlicht hat die Videos der polnische Sport-Journalist Jakub Balcerski auf seinem Account beim sozialen Netzwerke "X".

Unmittelbar nach dem Leak der Videos hatte Aalbu in der ARD noch erklärt, die Anzüge seien für den Weltcup am kommenden Wochenende in Oslo und nicht für die WM gedacht. "Das ist nichts Besonderes", so die erste Aussage - bevor er am Sonntag zurückruderte.

Der norwegische Skisprung-Trainer Magnus Brevig
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Der norwegische Skisprung-Trainer Magnus Brevig

Medaille von Lindvik aberkannt

Der Verdacht der Manipulation war schon vor der Pressekonferenz mit Aalbu bestätigt worden. "Ich bin schockiert. Mit so etwas hätten wir nicht gerechnet", sagte Renndirektor Sandro Pertile vom Weltverband FIS. Lindvik wurde kurz nach dem letzten WM-Wettkampf der Skispringer von der Großschanze in Trondheim seine Silber-Medaille aberkannt.

Auch Teamkollege Johann Andre Forfang verlor seinen fünften Rang. Die Goldmedaille des Slowenen Domen Prevc vor dem Österreicher Jan Hörl und Ryoyu Kobayashi (Japan) geriet ebenso zur Nebensache wie der starke fünfte Rang von Philipp Raimund.

Nur zwei Anzüge manipuliert?

Laut Aalbu seien nur die Anzüge von Lindvik und Forfang manipuliert worden, nicht bei anderen Springern. Zudem versicherte er, dass der Betrug nur vor diesem einen Springen geschehen sei. Österreich, Slowenien und Polen hatten auf Grundlage der kursierenden Videos Protest gegen die Starterlaubnis der Skandinavier eingelegt.

Hüttel: "Als ob hier jemand unerlaubte Medikamente nimmt"

DSV-Sportdirektor Horst Hüttel konnte die ursprüngliche Ausrede Norwegens, dass die Anzüge erst für den nächsten Weltcup seien, kaum glauben. "Als die Techniker der anderen Nationen das gehört haben, hat es sie zerrissen. Das ist ja, als ob hier jemand unerlaubte Medikamente nimmt und sagt, die nimmt er ja für nächste Woche", sagte Hüttel.

Auch Bundestrainer Stefan Horngacher war restlos bedient. Bisher habe er immer den offiziellen Kontrollen vertraut: "Aber ich habe jetzt gesehen, dass eine Nation wilde Dinge macht, die völlig unten durch sind", sagte der Österreicher in der ARD.