Sie haben Geschichte geschrieben: Natalie Geisenberger (ASV Miesbach), Tobias Wendl (RC Berchtesgaden) und Tobias Arlt (WSV Königssee) sind die erfolgreichsten deutschen Olympioniken bei Winterspielen. Alle drei haben jeweils sechs Goldmedaillen bei Olympischen Spielen geholt. Damit überboten die oberbayerischen Rodler die Bestmarke von Eisschnellläuferin Claudia Pechstein, die zuvor mit fünf Goldenen alleinige deutsche Rekordhalterin war.
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Gemeinsam mit Johannes Ludwig, Olympiasieger von Peking im Rodel-Einsitzer, holten sie sich im Team-Wettbewerb im Yanqing National Sliding Center die zweite Goldmedaille bei diesen Spielen.
Sotschi 2014: Beginn einer Serie
Begonnen hat die Siegesserie der drei Oberbayern bei den Winterspielen in Sotschi 2014. Geisenberger holte im Einsitzer Gold, der Doppelsitzer Wendl/Arlt zog nach. Auch in der Teamstaffel triumphierten die drei gemeinsam mit dem Berchtesgadener Felix Loch. In Pyeongchang 2018 wiederholte sich der Erfolg. Einzige Änderung: Statt Loch fuhr wie auch in Peking Johannes Ludwig.
Die selbsternannte Trainingsgruppe 'Sonnenschein' um Geisenberger, Wendl und Arlt hat sich nun in den Geschichtsbüchern verewigt. Dass sie die Leistung aber nach den Geschehnissen der letzten sieben Monate so abrufen können, ist beachtlich.
Natalie Geisenberger, Wendl, Tobias Arlt
Zwischen zerstörter Rodelbahn und Quarantäne
Im Sommer wurde die Bob- und Rodelbahn am Königssee durch die Naturkatastrophe in Bayern zerstört. Im November waren die Rodler dann für einen Weltcup in Peking. Arlt wurde falsch positiv getestet, musste dennoch in ein Quarantäne-Hotel. Dort blieb er zwischen Kakerlaken und toten Wanzen drei Tage, bevor er wieder zum Trainieren in den Eiskanal durfte.
Geisenberger, die beim Weltcup in Peking ebenfalls in Isolation musste, zog sogar eine Olympia-Absage in Betracht: "Die Bedingungen, die wir da vor Ort erlebt haben, die sprechen dafür, da nicht unbedingt noch einmal hinzufahren", sagte sie bei ihrer Rückkehr aus China. Nach vielen Gesprächen änderte sie ihre Meinung.
Erfolge wichtig für Nachwuchsarbeit
Großes Glück aus Sicht des BSD (Bob und Schlittenverband für Deutschland). Die zerstörte Kunsteisbahn am Königssee hat vor allem Auswirkungen auf den Rodel-, Bob- und Skeleton-Nachwuchs in Bayern. Der Erfolg der bayerischen Rodler wirkt sich also nicht nur auf die Olympia-Geschichte aus, sondern könnte auch der Nachwuchsarbeit im Freistaat wieder einen Auftrieb geben.
Denn nicht nur die Peking-Sieger Geisenberger, Ludwig, Wendl und Arlt überzeugten bei den Winterspielen. Das gesamte deutsche Team stellte seine Rodel-Dominanz wieder unter Beweis. Toni Eggert und Sascha Benecken holten im Doppelsitzer Silber, die Berchtesgadenerin Anna Berreiter (RC Berchtesgaden) wurde Zweite hinter Natalie Geisenberger. Felix Loch schrammte im Einsitzer der Männer mit Platz vier knapp an einer Medaille vorbei.
Vier der sieben Medaillensieger trainieren in Berchtesgaden, der deutsche Rodel-Erfolg ist eng mit dem der bayerischen Sportler verknüpft. Umso wichtiger ist die Nachwuchsarbeit im Freistaat für den gesamten deutschen Erfolg.
Das unterstrich Loch in Peking nach dem Sieg mit der Team-Staffel: Auf der ältesten Kunsteisbahn der Welt werden laut dem 32-Jährigen nicht nur Olympiasieger geformt, "sondern wir müssen unseren Kindern und Jugendlichen eine Zukunft geben, das ist für mich ein ganz entscheidender Punkt". Und auch traditionell müsse "die älteste Kunsteisbahn der Welt wieder in Betrieb genommen werden", forderte der Rodler.
Wie groß die Bedeutung der Siege aber wirklich ist, wird sich in ein paar Jahren zeigen, wenn der Rodel-Nachwuchs bei den Spielen antritt. Dann wird man sehen, ob der deutschen Rodel-Dominanz selbst eine Naturkatastrophe nichts anhaben kann.
Geisenbergers Bilanz bei Großereignissen
Olympische Spiele
- 2010 Vancouver: Bronze im Einzel
- 2014 Sotschi: Gold im Einzel und im Team
- 2018 Pyeongchang: Gold im Einzel und im Team
- 2021 Peking: Gold im Einzel
Weltmeisterschaften
- 2008 Oberhof: Silber im Einzel
- 2009 Lake Placid: Silber im Einzel, Gold im Team
- 2011 Cesana: Silber im Einzel
- 2012 Altenberg: Bronze im Einzel
- 2013 Whistler: Gold im Einzel und im Team
- 2015 Sigulda: Silber im Einzel, Gold im Team
- 2016 Königssee: Gold im Einzel, Silber im Sprint, Gold im Team
- 2019 Winterberg: Gold im Einzel, Silber im Sprint, Bronze im Team
- 2021 Königssee: Silber im Einzel
Europameisterschaften
- 2008 Cesana: Gold im Einzel
- 2013 Oberhof: Gold im Einzel und im Team
- 2015 Sotschi: Silber im Einzel
- 2017 Königssee: Gold im Einzel und im Team
- 2018 Sigulda: Silber im Einzel und im Team
- 2019 Oberhof: Gold im Einzel, Silber im Team
- 2021 Sigulda: Silber im Einzel, Bronze im Team
- 2022 St. Moritz: Gold im Einzel, Silber im Team
Bilanz von Wendl/Arlt bei Großereignissen
Olympische Spiele
- 2014 Sotschi: Gold Doppelsitzer und Team
- 2018 Pyeongchang: Gold Doppelsitzer und Team
Weltmeisterschaften
- 2008 Oberhof: Silber Doppelsitzer
- 2013 Whistler: Gold Doppelsitzer und Team
- 2015 Sigulda: Gold Doppelsitzer und Team
- 2016 Königssee: Gold Doppelsitzer, Doppelsitzer-Sprint und Team
- 2017 Igls: Gold Doppelsitzer-Sprint, Silber Doppelsitzer
- 2019 Winterberg: Silber Doppelsitzer und Doppelsitzer-Sprint
- 2020 Sotschi: Bronze Doppelsitzer und Doppelsitzer-Sprint
- 2021 Königssee: Gold Doppelsitzer-Sprint, Silber Doppelsitzer
- 2010 Sigulda: Silber Doppelsitzer, Bronze Team
- 2012 Paramonowo: Silber Doppelsitzer und Team
- 2013 Oberhof: Silber Doppelsitzer
- 2015 Sotschi: Gold Doppelsitzer
- 2016 Altenberg: Silber Doppelsitzer
- 2017 Königssee: Gold Doppelsitzer und Team
- 2018 Sigulda: Bronze Doppelsitzer
- 2019 Oberhof: Gold Doppelsitzer, Silber Team
- 2021 Sigulda: Silber Doppelsitzer, Bronze Team
Europameisterschaften
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