Am vergangenen Samstag war Paul Wanner mal wieder zu Hause. In München, genauer gesagt in der Allianz-Arena, der Heimat des FC Bayern, wo der 18-Jährige unter Vertrag steht. Wobei, wo sich der Teenager zu Hause fühlt, das ist auch für ihn derzeit nicht so einfach zu beantworten. Wanner war in den vergangenen Jahren zu gut für die Regionalliga-Mannschaft des FCB, aber noch nicht weit genug, um im Profikader voller Weltstars regelmäßig Einsatzzeit zu bekommen.
Die logische Antwort: Ausleihen. Und so begannen Wanners Umzüge – erst nach Elversberg und dann nach Heidenheim, wo er seit diesem Sommer Einsatzminuten in der Bundesliga sammelt.
Wanner in München: "Ein gutes Gefühl, zurückzukommen"
Am Samstag folgte die Heimkehr nach München als Heidenheim-Spieler – wo er in seiner Abwesenheit einen ganz anderen Stellenwert bekommen hat. Das zeigten auch die Begrüßungen der eigentlichen Teamkollegen, die an diesem Tag Gegner waren. Wanner wartete mit seinen Heidenheimern bereits im Spielertunnel, als ein FC-Bayern-Star nach dem anderen seine Aufwartung machte.
Thomas Müller, Joshua Kimmich, Min-jae Kim, Dayot Upamecano – alle kamen vorbei und brachten warme Worte, Umarmungen, Kopfwuschler und Schulterklopfer vorbei. Besonders lange und intensiv unterhielt sich Wanner mit Aleksandar Pavlovic, dem anderen hochbegabten Durchstarter, der es auch ohne Leihe geschafft hat, sich beim FC Bayern einen Stammplatz zu erkämpfen. "Es war ein gutes Gefühl, wieder zurückzukommen. Ich war lange nicht mehr hier", sagte Wanner nach dem Spiel.
Freund: "Planen sicher in Zukunft mit Paul Wanner"
Auch die Aussagen der Münchner Funktionäre zeigten: Niemandem ist entgangen, was Wanner in Heidenheim für eine Entwicklung genommen hat. "Wir planen als FC Bayern sicher in Zukunft mit Paul Wanner. Wir sind in regelmäßigem Austausch mit Paul. Wir sind sehr zufrieden mit seiner Entwicklung", sagte Sportdirektor Christoph Freund.
Wanner ist mit 18 Jahren Stammspieler bei Heidenheim, trägt viel Verantwortung im Angriffsspiel des Bundesligisten – und ist der Grund für ein erbittertes Tauziehen zwischen deutschem und österreichischem Fußballverband. Im Spiel gegen die Münchner blieb Wanner allerdings blass. Die Heidenheimer Offensive war bei der 2:4-Niederlage beim FC Bayern eigentlich nicht existent. Die beiden Tore fielen aus dem Nichts und ohne Zutun des hochbegabten Leihspielers. Dafür traf ein anderer alter Bekannter, der einst in einer ähnlichen Situation wie Wanner steckte: Niklas Dorsch.
Bayern, Dortmund oder Frankfurt: "Mache mir keine Gedanken"
Dorsch wechselte einst mit 14 Jahren nach München. Auch er galt als vielversprechendes Talent – wenngleich damals seine Zukunft nicht ganz so verheißungsvoll schien wie die von Wanner. Der Weg in die erste Mannschaft des FC Bayern führte nicht viel weiter als zum Debüt unter Jupp Heynckes als 20-Jähriger im Jahr 2018. Über Heidenheim ging es für Dorsch zum KAA Gent, zum FC Augsburg und nun zurück bei Heidenheim – eine Laufbahn, von der die überwältigende Mehrheit der jungen Fußballer nur träumen können. Aber eben ohne Durchbruch beim größten Verein Deutschlands.
Für Wanner ging es nach dem Spiel noch einmal in die Kabine des FC Bayern, wie er selbst im BR-Interview sagte. Dorthin scheint sein Weg nach dem Ende der Saison ebenfalls hinzuführen. Auch wenn mit dem VfB Stuttgart, Eintracht Frankfurt, Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen alle Hochkaräter hinter dem FCB auf eine Verpflichtung lauern. "Was in der Zukunft ist, da mache ich mir noch gar keine Gedanken darüber", sagte Wanner.
Nagelsmann hoffte auf Wanners "klaren Kopf"
Die Frage, wie viel Platz beim FC Bayern tatsächlich für Wanner ist, hängt nicht nur von seinen Leistungen ab. Der Name Florian Wirtz wabert seit geraumer Zeit an der Säbener Straße herum. Jamal Musiala wird wohl seinen Vertrag an der Isar verlängern – viel größere Konkurrenz könnte man im Kampf um einen Stammplatz wohl kaum haben.
Als Wanner mit 16 Jahren – als jüngster Spieler in der Geschichte des FC Bayern – sein Debüt beim FC Bayern feierte, sagte sein damaliger Trainer Julian Nagelsmann: "Wenn er einen klaren Kopf behält, steht im Tür und Tor offen." Den klaren Kopf scheint Wanner definitiv zu haben. Ob die Karriere des 18-Jährigen sich eher in Richtung Pavlovic oder in Richtung Dorsch entwickelt, bleibt dennoch abzuwarten.
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