Möchte sich ein Spieler in der Oberliga an der Spitze des deutschen Amateurfußballs beweisen oder doch mit der A-Prominenz des deutschen Fußball in einer professionell vermarkteten Hallenfußball-Liga zocken?
Beides zusammen ist nicht möglich, sagen die bayerischen Oberligisten DJK Ammerthal und SC Eltersdorf. Die Vereine haben kürzlich Spieler an die von Toni Kroos und Twitch-Streamer Elias Nerlich gegründete "Icon League" verloren.
Besetzt mit großen Namen: Die "Icon League"
Am Sonntag den 1. September startet das Projekt. Wie auch in der "Baller League", die im vergangenen Jahr in Köln startete, treffen in der "Icon League" Teams von prominenten Teamleitern wie zum Beispiel den früheren Bayern-Stars David Alaba oder Franck Ribéry aufeinander. So weit, so attraktiv, auch für Amateurfußballer. Die an Auswahltagen von der "Icon League" gescoutet und später auf die Teams verteilt wurden.
Attraktiv für Amateurspieler
Anfang August teilten Mergim Bajrami und Raffael Kobrowski ihrem Verein DJK Ammerthal mit, dass sie in eben dieser Hallenfußball-Liga auflaufen möchten. Als Sportdirektor Tobias Rösl von den Plänen der Spieler erfuhr, war er überrascht: "Das Spieler zweigleisig fahren, war für uns ein No-Go." Im BR24Sport-Exklusinterivew erklärte Rösl, dass sich die Fußballer entscheiden mussten: "Die Entscheidung ist von den Spielern getroffen worden und wir haben die Konsequenzen gezogen."
Auch der SC Eltersdorf hat seinen Stammtorhüter Tugay Akbakla auf ähnliche Art und Weise verloren: Es sei immer ärgerlich, wenn ein Spieler während der Saison geht, sagt Joachim Uhsemann, Manager des SC Eltersdorf. "Das ist für alle Beteiligten unangenehm, aber wir müssen jetzt nach vorne schauen."
Klare Linie der Oberligisten
Beide Vereine haben sich für eine klare Linie entschieden: Entweder Bayernliga Nord oder "Icon League". "Die Vereine machen sich Probleme, wenn sie den Spielern beides ermöglichen", sagt DJK-Sportdirektor Rösl. Uhsemann, Manager des SC Eltersdorf, sieht das ähnlich: "Die klare Linie muss sein. Wenn ein Verein einem einzigen Spieler die Tür aufmacht, dann muss der Verein es ja jedem Spieler ermöglichen."
Die Mannschaft der DJK Ammerthal stehe hinter der Entscheidung des Vereins, sagt Rösl: "Die Bayernliga ist immerhin die fünfte Liga." Wer sich entscheide, für den Verein zu spielen, solle diese Aufgabe zur obersten Priorität machen.
Vereins-Manager zweifelt an Wert des "Hallen-Zirkus"
Dass Hallen-Ligen ein Sprungbrett in die Profikarriere sein können, bezweifelt Joachim Uhsemann. Er stellt die Sportlichkeit in Frage: "Klar sind das Spieler, die Qualitäten haben, aber ich glaube nicht, dass dieser Hallen-Zirkus für junge Spieler sinnvoll ist."
Amateurfußball in Gefahr?
Der Manager des SC Eltersdorf ist der Meinung, dass sich der bayerische Fußballverband und der deutsche Fußballbund positionieren müssen: Aus finanzieller Hinsicht sei die "Icon League" für junge Spieler zwar attraktiv - für die Entwicklung des Amateursports hingegen sei das "nicht förderlich".
Uhsemann und Rösl würden sich zumindest zeitlich faire Vereinswechsel wünschen, um nicht während einer laufenden Saison überrascht zu werden.
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